Filme

Montag, 6. Januar 2014

Im Kino – Der Medicus und andere Filme

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Nach einem berühmten und sehr erfolgreichen Roman, den der Amerikaner Noah Gordon 1986 schrieb, inszenierte der mir bislang völlig unbekannte Regisseur Philipp Stölzl seinen gleichnamigen Film Der Medicus, der Anfang des 11. Jahrhunderts spielt und den Aufstieg eines armen Jungen zu einem sachkundigen Arzt schildert. Die Geschichte beginnt in England, wo der Junge Gehilfe eines Baders wird und zieht sich dann bis nach Persien hin, wo der junge Mann nach langer Reise durch die Wüste - bei dem berühmtesten Mediziner seiner Zeit in Isfahan in die Lehre geht.

Sehr farbenprächtig und stimmig ist das alles in Szene gesetzt und der Film muss einen Vergleich mit thematisch ähnlichen Hollywood-Streifen nicht scheuen. Insbesondere die Medizin- und später die Pestszenen in Isfahan können überzeugen.

Von der Kritik wurde der Film oft auseinander genommen, aber ich hatte ja z.B. das Glück, den Roman nicht zu kennen, weshalb mich dessen Verfilmung insoweit nicht wirklich enttäuschen konnte. Es mag schon sein, dass die geradlinig erzählte Abenteuergeschichte nicht der Komplexität des Romans gerecht und außerdem die Romangeschichte verfälscht wiedergegeben wird, aber lässt man dies beiseite, fand ich den Film an sich schon recht gelungen. Der Film könnte mich sogar animieren, den 850 S. langen Roman zu lesen ... wenn ich die Zeit hätte.

Es ist eine Erzählung über den Mut zur Veränderung, den Aufbruch veralteter Ansichten, Freundschaft und Liebe. … Besseres Kino aus Deutschland“, meint kino-zeit zurecht.

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Fernando Trueba's Film Das Mädchen und der Künstler erzählt von einem alten Maler irgendwo in Süd-Frankreich, der zur Zeit des 2. Weltkrieges in seinem etwas abgelegenen Haus ungestört seiner Leidenschaft als Bildhauer nachgeht und vorzugsweise schöne Mädchen portraitiert. Als ein spanisches Mädchen in die nahegelegene Kleinstadt flieht, wird sie prompt von der Frau des Malers angeheuert, um nackt Modell zu stehen.

Dass das Mädchen noch Flüchtlinge durch die Berge führt und überhaupt der Bezug zum Krieg, interessiert den Film nur am Rande.

Der Schwarzweiß-Film ist sinnlich inszeniert und gefiel mir atmosphärisch, obgleich er nichts allzu Besonderes zeigt.

Der Film erzielt „ganz natürlich eine besondere Wirkung, die ... durch wohlarrangierte Großeinstellungen an Schönheit gewinnt, wie man sie selten noch auf der Leinwand sieht“, meint kino-zeit.

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Jim Jarmusch's Vampirfilm Only Lovers Left Alive spielt in Detroit und im marokkanischen Tanger, wo das Vampirpärchen seine Fernbeziehung pflegt. Als der Detroiter Vampir (Tom Hiddleston) in eine Sinnkrise gerät, fliegt die Gefährtin (Tilda Swinton) nach Detroit, und sie verbringen dort ihre Tage mit nächtlichen Autofahrten durch das gespenstisch wirkende abgewirtschaftete Detroit.

Irgendwann kommt die unkontrollierbare Schwester der Vampirfrau zu Besuch und saugt nach einem Club-Besuch prompt den wichtigsten Kontaktmann des Vampirs aus.

Die Schwester wird zwar hinausgeworfen, aber die beiden Vampire müssen nach Tanger flüchten.

Die Bilder der Wohnungen, des nächtlichen verlassenen Detroits und die Filmmusik wissen zu gefallen, aber der gemächliche Inszenierungsstil des Regisseurs machten den 2-stündigen Film für mich gefühlte 3 Stunden lang.

Man könnte meinen, Jim Jarmusch habe der bankrotten "Motor City" mit diesen tageslichtfreien Bildern ein Denkmal setzen wollen“, sagt der spiegel.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Der Medicus: ja, vielleicht.
Das Mädchen und der Künstler: ist nicht gänzlich ausgeschlossen.
Only Lovers Left Alive: muss nicht unbedingt sein.

Sonntag, 5. Januar 2014

Die besten Kinofilme 2013

Hier präsentiere ich mal wieder meine subjektiv gefärbte Aufstellung der besten Filme, Filmjahr 2013. Ich war weniger häufig im Kino als im Jahr 2012, 58 mal, das dritte rückläufige Jahr in Folge. Meistens war ich im Odeon - mit 23 Filmen. Cinedom, Cinenova, Filmpalette und Rex folgen weit abgeschlagen mit jeweils 6 – 7 Filmen.

19 Filme habe ich ausgewählt - also das beste Drittel derjenigen, die ich gesehen habe. Bei wolfmansworld, Stand: 24.12.2013 kann man sich die 145 kommerziell erfolgreichsten Filme 2013 in Deutschland ansehen. Von diesen habe ich lediglich 23 Filme gesehen und lediglich 11 kommen in meiner Aufstellung unten vor. Es besagt wenig, weil ich die meisten dieser Filme gar nicht sehen wollte und nur eine Handvoll dieser kommerziell erfolgreichsten Filme verpaßt habe.

Die kommerziell erfolgreichsten Filme, die ich gesehen habe, waren „Django Unchained“ auf Platz 2 und „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ auf Platz 4 mit 4,5 bzw. 3,2 Millionen Besuchern. Diese Filme waren auch ziemlich gut, ich habe sie dennoch nicht in meine TOP 19 aufgenommen. Im Übrigen kann ich mich nur darüber wundern, dass „Django Unchained“ so erfolgreich war, weil ich mit diesem Film eigentlich nicht den Mainstream-Filmgeschmack verbinde. Da muss auch die Werbemaschinerie ziemlich gut funktioniert haben.

Die kommerziell erfolgreichsten Filme, die ich auch in meiner Liste aufführe, waren „World War Z“ auf Platz 19 mit 1,4 Millionen Besuchern – ebenfalls bemerkenswert für einen Zombie-Streifen – und „Nachtzug nach Lissabon“ auf Platz 40 mit rd. 800.000 Besuchern.

Im Folgenden unterscheide ich - ohne Rangfolge - nur zwischen sehr guten (++) und guten (+) Filmen. Es sind jene Filme, die ich am ehesten noch einmal ansehen würde.

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Jacques Audiard's Sozialdrama Der Geschmack von Rost und Knochen (++) spielt in Süd-Frankreich und handelt von einer jungen Frau, die bei einem Unfall mit einem Wal beide Beine verliert und von einem eher groben ungebildeten Typ, der als Türsteher, Security-Man und mit illegalem Boxturnieren sein Geld verdient. Außerdem muss er sich noch um seinen kleinen Sohn kümmern. Doch er hilft der Frau, klar zu kommen – auch im Bett. Den Film zeichnet eine erhebliche emotionale Wucht aus.

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Zal Batmanglij's Öko-Polit-Drama The East (++) erzählt von einer “Industrie-Agentin”, die in eine anarchistische Öko-Gruppe eingeschleust wird, um die Mitglieder zu enttarnen. Ihr kommen Zweifel an ihrer Tätigkeit, als sie das manchmal an Sekten erinnernde Gruppenleben in einem Haus im Wald miterlebt und die Motive der Gruppe kennen lernt. Die DarstellerInnen überzeugten, der Film war spannend, Ideologie und Motive wurden überzeugend rübergebracht.

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Noah Baumbach's Film Frances Ha (++) handelt von einer sympathischen sprunghaften Tänzerin und der eher miserablen Joblage, die sie zwingt, öfter mal von einem Ort zu einen anderen zu springen, weil die Miete zu teuer ist. Auf vielen Festen und in vielen WG's ist sie zu finden, aber binden will sie sich auch nicht. Leicht, locker, spritzig und mit guten Dialogen kommt der unterhaltsame, in New York, Paris und anderen Orten spielende und in schwarzweiss gedrehte Film daher.

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Kathryn Bigelow hat mit Zero Dark Thirty (++) einen formal und inhaltlich überzeugenden Film über die Liquidierung von Osama bin Laden gemacht. Der Film handelt die fast 10 Jahre währende Jagd auf den Terroristen schlaglichtartig ab. In Zentrum der Geschichte steht dabei eine toughe, aber auch manchmal zerbrechlich wirkende Frau als CIA-Analytikerin, die die Spurensuche koordiniert und die entscheidenden Befehle gibt. Vor allem diese Perspektive ist es, die den Film über andere routiniert inszenierte Action-Abenteuerfilme hinaushebt.

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Derek Cianfrance's Film The Place Beyond the Pines (++) erzählt intensiv-wuchtig von einer Familienfehde. Der Protagonist (Ryan Gosling) verübt per Moped Überfälle auf Banken, um den Lebensunterhalt für seine Nicht-Familie zu sichern. Frau und Kind leben getrennt von ihm. Doch dann läuft etwas schief, ein Polizist erschießt ihn. Da hat der überlange Film allerdings erst Halbzeit. Der Polizist macht Karriere. Doch irgendwann Jahre später gehen die beiden Söhne gemeinsam auf eine Schule, und der Konflikt beginnt auf's Neue.

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Marc Forster's Zombie-Apokalypse World War Z (++) spielt im Wesentlichen in Philadelphia, Jerusalem, auf einem Militärstützpunkt in Süd-Korea und in einer britischen UNO-Forschungsstation. Grandios beginnt der Film in Philadelphia, wo eine Familie im Stau im Auto steckt und den Ausbruck der Zombie-Seuche miterleben muss. Sie muss ansehen, wie Menschen innerhalb weniger Sekunden zu geifernden Monstern werden und das totale Chaos ausbricht.

Dank der Stellung des Mannes wird die Familie auf ein Militärschiff evakuiert, aber der Spezialist ist gezwungen, dem Ursprung der Seuche nachzugehen - und die Spuren führen dann eben zu den anderen Orten des Films. Ein guter Film mit einer guten Story und grandiosen Massenchaos-Szenen, die ihren Höhepunkt in der Erstürmung Jerusalems finden.

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Cesc Gay's Film Ein Freitag in Barcelona (++) erzählt charmant und angenehm unaufgeregt episodenhaft von einigen Männern und ihren problematischen oder gescheiterten Beziehungen zu Frauen. Alle ProtagonistInnen wirken sympathisch. Es ist ein sehr dialoglastiger, aber interessanter Film. Die Männer reden untereinander, mit ihrer Verflossenen oder mit der Frau über deren Freund. Nur locker verknüpft, kommen die ProtagonitInnen am Ende des Films auf einer Party zusammen.

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Felix Van Groeningen's überwiegend düsterer Film The Broken Circle (++) spielt in Belgien und verbreitet die These, dass auch die größte Liebe den Bach runter geht, wenn das Schicksal zuschlägt. Das Schicksal schlägt hier in Form einer Blutkrebsdiagnose für die 6-jährige Tochter zu. Mit großer emotionaler Wucht wird die Geschichte geschickt in nicht chronologischer Reihenfolge erzählt - so stehen zunehmend düstere Szenen neben aufblitzenden Szenen großen Glücks aus der Vergangenheit.

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François Ozon Film Jung & schön (++) erzählt von einer 17-jährigen Schülerin, die nach ihrer Entjungferung in den Sommerferien am Meer das Bedürfnis verspürt, am Nachmittag in Paris fortan mit Hilfe des Internets und seinen Möglichkeiten der Prostitution nachzugehen. Doch der alte nette Mann, einer ihrer Hauptkunden, verstirbt dann im Hotelzimmer, und sie fliegt auf. Leichtfüßig-realistisch und zugleich sinnlicher Film. französische RegisseurInnen eine Geschichte erzählen können.

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Oskar Roehler's Film Quellen des Lebens – Eine Familiengeschichte (++) entfaltet mit ironisch-boshaft- gestörtem Blick über annähernd 3 Stunden eine deutsche Familiengeschichte, die zwischen 1949 und ca. 1975 spielt und es echt in sich hat. Großeltern – Eltern – Sohn. Da kann man drüber grübeln, über die jüngere Vergangenheit der Republik und über das eigene Leben. Wie im richtigen Leben geht es hier weniger um Politik, mehr um soziale Verhältnisse und Beziehungskisten. Von Helden berichtet der Film nicht, meist ist eher Fremdschämen angesagt.

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Andrea Segre's Film Venezianische Freundschaft (++) spielt weitgehend in Chioggia, einem Lagunenstädtchen südlich von Venedig. Dies macht die aufkeimende sentimental- melancholische Liebesgeschichte zwischen einer jungen Chinesin und einem alten Jugoslawen sehr reizvoll, zumal oft Nebel oder Flut-Hochwasser das Bild bestimmen. Die Chinesin gehört zu jenen versklavten Zwangsarbeitern, die in der Welt herumgeschickt werden, um ihre Schulden abzubezahlen.

Der alte Jugoslawe ist Fischer. Treffen tun sie sich in einer Osteria am Hafen, in der die Chinesin arbeitet. Langsam kommen sie sich näher. Doch die Gerüchteküche, Mißgunst und die Angst der chinesischen Mafia vor Verwicklungen mit den Italienern verhindern ein näheres Kennenlernen.

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Im Mittelpunkt von Neil Jordan's Vampirfilm Byzantium (+) stehen zwei Frauen, Mutter und Tochter, die seit 200 Jahren durch die Zeit treiben und öfter den Ort wechseln müssen. Nach dem Mord an einen Verfolger flüchten die Frauen in ein heruntergekommenes irisches Seebad. Ein Hotelverwalter öffnet ihnen gegen sexuelle Gefälligkeiten sein saisonbedingt geschlossenes Hotel “Byzantium”, in dem die Mutter einen Bordellbetrieb aufbaut. Als die Verfolger im Ort auftauchen, kommt es zum Showdown. Melancholisch-erotisch angehauchte Liebesgeschichte.

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Richard Linklater schreibt mit Before Midnight (+) nach “Before Sunrise” (1995) und “Before Sunset” (2004) seine dialoglastige Liebesgeschichte zwischen Celine (Julie Delpy) und Jesse (Ethan Hawke) fort. Nach Wien und Paris spielt die Geschichte diesmal auf dem Peleponnes im Urlaub. Sie haben inzwischen Kinder, doch die Eltern streiten sich, vertragen sich, streiten sich - alles immer sehr dialogreich und verbal ziemlich intelligent. Sehr kurzweilig.

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Georg Maas' norwegischer Film Zwei Leben (+) erzählt von einer Frau, die nach dem 2. Weltkrieg von der Stasi gezwungen wird, eine falsche Identität anzunehmen und als Spionin nach Norwegen gehen muss, wo sie geboren wurde. Nach Jahrzehnten – häuslich mit Familie eingerichtet in einem Häuschen am Meer - fliegt ihre Identität im Zuge der Ermittlungen eines Anwalts auf. Die Geschichte ist ziemlich glaubwürdig, intensiv und packend erzählt, und die Familie wird faustdick mit unbequemen Wahrheiten konfrontiert.

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Haifaa Al Mansour's Film Das Mädchen Wadjda (+) handelt von einem Mädchen, das in Riad ein Fahrrad besitzen und damit fahren will, obgleich dies dort für Frauen verboten ist. Da Wadjda dafür zunächst Geld benötigt, nimmt sie an den schulischen Koran-Wettbewerb teil und gewinnt. Doch als sie in Verkennung der Realitäten ihr Ziel, ein Fahrrad zu kaufen, bei der Ehrung vor versammelter “Mannschaft” in der Schule ausposaunt, rückt dieses zunächst in weite Ferne. Der saudi-arabische Film kann sowohl hinsichtlich der Leistung seiner SchauspielerInnen als auch mit seinen Einblicken in eine fremde Kultur überzeugen.

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Im Mittelpunkt von Cristian Mungiu's rumänischen Film Jenseits der Hügel (+) steht eine Mädchenfreundschaft, die zerbricht, als eine der jungen Frauen ins Kloster und an Gott verloren geht. Die andere junge Frau bricht darauf hin emotional zusammen. Schließlich weiss sich die kleine Nonnengemeinde, die in ihrem Kloster ohne Strom im schneereichen Winter haust, nicht mehr anders zu helfen, als diese Frau, die nicht von ihrer Freundin lassen will und massiv das Klosterleben stört, unter Leitung ihres Priesters einem Exorzismus zu unterziehen. Sehr intensiv gespieltes Drama.

 photo z_Nachtzug_nach_Lissabon_zps3e14dfea.jpgIn Bille August's Film Nachtzug nach Lissabon (+) rettet ein Lehrer in Bern zufällig eine Frau, die auf einem Brückengeländer steht. Er verliert sie wieder, doch er findet in ihrem Mantel ein Buch und Zugtickets nach Lissabon. Vom Buch und den Ereignissen völlig verwirrt, steigt der Lehrer dann selbst in den Zug nach Lissabon. Dort forscht er dem Leben des Romanautors und den Personen hinterher, die ihn kannten. Die Recherchen führen ihn in die 1970er Jahre zu Zeiten der Salazar-Diktatur, in der der Autor Mitglied einer Widerstandsbewegung war. In Rückblenden werden die Geschehnisse von damals aufgerollt.

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Ritesh Batra's Film Lunchbox (+) spielt in Bombay und erzählt eine spezielle Geschichte von einem einsamen älteren Versicherungsangestellten, der zu Mittag immer eine falsche Lunchbox bekommt und mit der unbekannten Frau, die unglücklich verheiratet ist, dann über die Lunchbox Briefe austauscht. Der Film begleitet auch die „Dabbawallas“, die den Lieferservice mit den Mittagessen zwischen den Ehefrauen und dem Brotverdiener auf der Arbeit betreiben. Liebesgeschichte vor exotischer Kulisse.

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Antoinette Beumer's Tragikomödie Jackie - Wer braucht schon eine Mutter (+) spielt als Road Movie in den Weiten der USA und handelt von zwei holländischen Schwestern, die von einer Leihmutter ausgetragen wurden. Eines Tages erhalten sie einen Anruf aus den USA, in dem erklärt wird, dass ihre Mutter sich das Bein gebrochen hätte und in eine Reha-Klinik müsste. Sie machen sich daraufhin auf in die USA, um dort zu helfen und finden eine abgetackelte “Alte” vor, die in einem klapprigen Wohnmobil lebt. Mit diesem Vehikel fahren alle drei dann - nicht ohne Pannen - in Richtung Reha-Klinik und kommen sich auf der Fahrt langsam näher. Der Film weiss ganz gut zu unterhalten.

57 Filmkonserven in Form von DVD's habe ich zusätzlich auch noch gesehen. Auch hier ist ein Rückgang zu verzeichnen. Aber das Niveau mit im Schnitt ca. einem Kinofilm und einer Filmkonserve pro Woche empfinde ich als ideales Gleichgewicht.

Filmliste 2012.

Filmliste 2011.

Dienstag, 19. November 2013

Im Kino – Jenseits der Hügel und andere Filme

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Nachdem ich kürzlich schon „Die Nonne“ im Kino sah, kam jetzt mit Cristian Mungiu's rumänischen Film Jenseits der Hügel wieder ein Kloster-Film dran. Wer nun meint, mich würden Klosterfilme und das Klosterleben interessieren, hat ganz recht. Allerdings leben könnte ich in einem Kloster nicht, da ich mit Frühaufstehen, Beten, an Gott glauben etc. nichts im Sinn habe. Als alternativer Gegenentwurf zu meinem eigenen Leben interessiert mich aber der Gemeinschaftssinn in solchen Einrichtungen zumindest auf filmischer Ebene.

Der zweieinhalbstündige Film zieht erwartungsgemäß kaum Jemanden ins Kino – obgleich er die Goldene Palme in Cannes gewann. Drei Kinogäste waren wir – in einer Millionenstadt. Das ändert jedoch nichts daran, dass man ein sehr authentisch wirkendes Spektakel mit guten SchauspielerInnen und viel aus dem täglichen Leben in der Klostergemeinschaft zu sehen bekommt. Der Film, obgleich relativ langsam inszeniert, kann zum Teil allein aufgrund der geführten Gespräche durchaus packen.

Im Mittelpunkt der beeindruckenden Geschichte steht eine Mädchenfreundschaft. Doch die eine geht nach Deutschland und die andere in ein kleines Kloster auf einem Hügel jenseits der nicht näher bezeichneten rumänischen Stadt. Die Rumänin kommt in Deutschland nicht zurecht, ist einsam, kehrt nach Rumänien zurück, um ihre Freundin zu holen. Sie muss jedoch erkennen, dass die Freundin nun Gott dient. Das dauert – und es führt zum völligen Zusammenbruch der zurückgekehrten jungen Frau.

Schließlich weiss sich die kleine Nonnengemeinde, die in ihrem Kloster ohne Strom im schneereichen Winter haust, nicht mehr anders zu helfen, als die Frau, die nicht von ihrer Freundin lassen will und massiv das Klosterleben stört, unter Leitung ihres Priesters einem Exorzismus zu unterziehen. Die Frau stirbt auf dem Weg ins Krankenhaus an Erschöpfung, vielleicht auch an falscher Medikation, die Polizei kommt.

Ein Film, der einen trotz seiner Länge und Düsternis packt und berührt“, meintlivekritik.

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Joseph Gordon-Levitt's Film Don Jon erzählt überspitzt von einem jungen Typen, der zwanghaft tagtäglich Pornos auf seinem Laptop guckt, obgleich er praktisch jede Frau in der Disco für irgendwelche One-Night-Stands bekommt. Nur, sie befriedigen ihn nicht wirklich. Irgendwann lernt er sein Traumfrau (Scarlett Johansson) kennen, die nach mehrmonatiger Beziehung die History auf seinem Laptop anguckt und dort die ganzen Pornoverweise der letzten Zeit sieht. Mit der Beziehung ist es dann aus.

Er lernt dann eine andere viel ältere und weisere Frau (Julianne Moore) kennen, die ihn vom Porno ansehen zeitweise abbringen kann.

Ach ja, und in die Kirche geht der Typ auch jedes Wochende, um alle seine Sünden zu beichten.

In dem Film hat man einigen Stoff zum Fremdschämen und/oder Kopfschütteln. Ungeachtet dessen ist er keineswegs schlecht gemacht und zum Teil relativ witzig.

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János Szász' Kriegsdrama Das große Heft spielt in Ungarn während des 2. Weltkriegs. Ein Ehepaar entscheidet, die beiden Söhne zur Großmutter auf den Bauernhof zu bringen. Doch die Mutter und ihre Mutter waren sich Feind, und die Großmutter läßt das ihre Enkel spüren, die vom ersten Tag an nur gegen harte Arbeit etwas zu Essen bekommen. Umsonst gibt es sonst nur noch Schläge. Schläge fügen sich die Kinder auch gegenseitig zu – als Abhärtung bewusst antrainiert.

Der Krieg rückt näher, der Winter auch. Die Kinder finden einen geflohenen Soldaten, wollen helfen, doch am nächsten Morgen ist der Soldat eine steifgefrorene Leiche. Sie nehmen die Waffen mit, verstecken sie im Garten. Nebenan wurde ein KZ aufgebaut, Menschen werden durch die Stadt zum Lager getrieben.

Die Kinder lernen eine junge Frau kennen, die jedoch den Schuster an die Nazis verrät. Der schenkte den Kindern Schuhe, und deshalb rächen die Kinder den Schuster, indem sie Handgranaten im Ofen der schönen Frau verstecken. Später sehen sie erst die Mutter sterben, dann den Vater, als diese – voneinander getrennt - versuchen, sie abzuholen.

Der Film erzählt viel – in düsteren Tönen. „Menschlichkeit und Nächstenliebe und alle teuer gehandelten moralischen Werte sind nur Lug und Trug in unserer anscheinend so hoch entwickelten Gesellschaft und überleben kann nur, wer sich illusionslos auf diese Tatsache einstellt“, ist nach der filmgazette die Kernthese dieses gleichwohl etwas altmodisch inszenierten Films.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Jenseits der Hügel: ja, vielleicht.
Don Jon: muss nicht sein.
Das große Heft: muss auch nicht zwingend sein.

Sonntag, 10. März 2013

DVD – Rotes Kornfeld und andere Filme

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Jack Arnold ist ein früher Vertreter des phantastischen Films. Die unglaubliche Geschichte des Mr. C (1957) gilt Einigen als sein bester Film. Sie erzählt, wie der Protagonist auf dem Meer in eine geheimnisvolle Wolke gerät und nach einigen Monaten unaufhaltsam zu schrumpfen beginnt. Auch als er eine Liliputanerin kennen lernt, endet der Prozess nicht. Schließlich lebt er bei seiner Frau im Haus in einem eigenen Puppenhaus. Doch die Hauskatze ist eine Gefahr für ihn.

Eines Tages stürzt er In Folge einer Auseinandersetzung mit der Katze in eine Kiste in den Keller und wird nicht mehr von seiner Frau gefunden. Der Überlebenskampf beginnt, während er immer weiter schrumpft. Bewaffnet mit einem “Schwert” (Stecknadel) und “Seilen” (Bindfaden) nimmt er den Kampf mit einer Spinne auf und siegt. Schließlich ist er so klein, dass er durch das vergitterte Kellerfenster in die Freiheit entkommen kann.

Verfilmt nach einem Roman von Richard Matheson, der auch den berühmten Vampirroman “Ich bin Legende” (1954) schrieb, kann der Film – obgleich typisch im 1950er- Jahre-Habitus aufwartend - erzählerisch und tricktechnisch überzeugen. Mehr könnt ihr z.B. bei tierhorror nachlesen.

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Robert van Ackeren's Film Die flambierte Frau (1983) handelt von einer vom Ehemann gelangweilten Frau (Gudrun Landgrebe), die ihn dann verläßt, als Callgirl in einer Art Bar arbeitet, einen Callboy kennen lernt und mit diesem dann in einer gemeinsamen Wohnung Kunden empfängt. Sie spezialisiert sich auf eine Sado-Rolle als dominante Frau, doch ihr Liebhaber kommt damit nicht klar. Heutzutage kann mich der Film irgendwie nicht mehr begeistern, weil er mir zu konstruiert wirkt, früher fand ich ihn allerdings besser.

Die Protagonistin “beherrscht ihr Handwerk mit der spröden Selbstverständlichkeit einer Chefsekretärin”, war 1983 in der zeit zu lesen.

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Zhang Yimou's Film Rotes Kornfeld (1987) nach einem Roman von Mo Yan war sein Regiedebut, mit dem er direkt den Goldenen Bären gewann. Beide – und auch seine hier noch sehr junge Muse Gong Li - wurden hierdurch bekannt. Lobenswert, dass Arthaus den Film neu auf DVD herausgebracht hat, zumal ich ihn bisher noch nicht kannte.

Der Film spielt in den 1920er und -30er Jahren irgendwo in einer abgelegenen chinesischen Provinz.

Eine junge Frau (Gong Li) wird mit einem alten, Pfeife rauchenden Mann verheiratet, der jedoch wenige Tage nach der Heirat ermordet wird. Sie erbt die Schnapsfabrik, führt gemeinschaftlich mit den Arbeitern die Fabrik weiter, heiratet. Doch dann fallen die Chinesen ein, errichten ihr grausames Regime. Bei einem aus Rache geplanten Überfall auf einen chinesischen Militärlaster kommen fast alle um.

Archaisch wirkende Bilder aus längst vergangenen Zeiten zeigt uns Yimou hier, viel ist in rot getaucht, auch der Schnaps ist rot. Eine Würdigung des beeindruckenden Films findet sich beim spiegel.

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Zhang Yimou's Film Leben! (1993) sah ich nunmehr hingegen schon zum dritten Mal. Dieser Film schliesst zeitlich an “Rotes Kornfeld” an, spielt von den 1940er bis in die 1970er Jahre in China und erzählt eine tragische Familiengeschichte. Er beginnt damit, dass der spielsüchtige Protagonist das Elternhaus verspielt, in dem auch seine eigene Kleinfamilie lebt. Fortan muss sich die Familie so durchschlagen.

Die Frau (Gong Li) wird Wasserträgerin, der Mann versucht es zunächst als Schattenpuppenspieler.

Ein ruhiges Leben wollen sie führen, doch die politischen Umwälzungen vom Bürgerkrieg über den Großen Sprung zur Kulturrevolution verhindern das angestrebte familiäre Glück nachhaltig. Erst wird der Mann zum Kriegsdienst gepresst, später sein Beruf als reaktionär verboten, noch später sterben die beiden Kinder infolge Unfall und katastrophaler politisch bedingter medizinischer Fehlentwicklungen.

Ein beeindruckender Film, der auch die Goldene Palme in Cannes gewann! “Zhang Yimou ist mit diesem Film wirklich eines seiner besten und kritischsten Werke gelungen”, meint adulto.

Speziell in den 1990er Jahren inszenierte Zhang Yimou noch andere gute Filme wie vermutlich “Rote Laterne” (kenne ich aber nicht), “Die Geschichte der Qiu Yu” (auf DVD leider seit geraumer Zeit vergriffen), “Keiner weniger” und “Heimweg”, doch später nach einigen pompösen mythisch-historischen Schinken verblasste sein Ruhm hierzulande zusehens. Die letzten seiner Filme schafften es hier weder ins Kino noch auf DVD.

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Ti West's Gruselfilm The Innkeepers – Hotel des Schreckens (2011) erfindet das Genre des “Haunted-House-Films” nicht neu. Gleichwohl kann man dem Regisseur Talent in der Schaffung einer unheimlichen Atmosphäre attestieren, was in diesem Film viel mit der Kameraführung und dem akustischen Soundtrack zu tun hat. Inhaltlich halten zwei junge Leute die Stellung in einem großen Hotel, dass kurz vor der endgültigen Schließung steht. Nur 2, 3 Gäste sind noch da.

Des nachts vergnügen sich die Beiden mit Gespenstersuche, haben auch Recorder und Mikrophon dabei, um Geräusche im Keller, auf Fluren und in den Zimmern aufzunehmen. Sie werden fündig!

Neben der Atmosphäre punktet der Film vor allem durch seine beiden Hauptdarsteller, die Charakter zeigen und auf die - für Filme dieses Genres eher ungewöhnlich – einige nette Dialoge zugeschnitten sind. Nur das Finale des Films kommt leider nicht besonders innovativ daher.

The Innkeepers ist ein Film mit Herz, mit Seele, von kompetenter und genreaffiner Hand inszeniert und der beste Horrorfilm seit einer halben Ewigkeit”, meint diedreimuscheln etwas zu euphorisch.

Die für den Film völlig überzogene, aber möglicherweise werbungstaktisch gewollte FSK-18-Auszeichnung soll allein durch diverse Zusatzmaterialien auf der DVD verursacht sein.

Montag, 31. Dezember 2012

Die besten Kinofilme im Jahr 2012

Hier präsentiere ich mal wieder meine subjektiv gefärbte Liste der besten Filme 2012 – sortiert in alphabetischer Reihenfolge. Ich war etwas weniger häufig im Kino als im letzten Jahr, aber immerhin noch 64 maL Ansonsten hat sich wenig geändert. Odeon, Cinenova sowie gleich auf Rex und Filmpalette sind - wie im letzten Jahr - meine meist besuchten Kinos in Köln.

21 Filme habe ich ausgewählt - also das beste Drittel derjenigen, die ich gesehen habe. Davon waren lediglich 12 Filme so erfolgreich, dass sie nach wolfmansworld - Stand: 23.12. - mehr als 100.000 Zuschauer in Deutschland erreicht haben - die Platzierung wird unten bei den Filmen genannt.

Auif der anderen Seite habe ich die 12 erfolgreichsten Filme mit jeweils > 2,2 Mio. Besuchern gar nicht angeschaut, weil sie mich einfach nicht interessierten.

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In Ken Loach's Film Angels’ Share - Ein Schluck für die Engel geht es um schwierige soziale Verhältnisse in benachteiligten Wohngegenden Glasgows, aber auch um die Welt des Whiskys. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen 4 Jugendliche, die nach diversen Missetaten zur Ableistung von Sozialstunden verurteilt werden und nebenbei unter Führung ihres Mentors Whisky-Destillerien in Schottland besuchen. Als die Jugendlichen von einem gefundenen, sehr wertvollem Fass Whisky erfahren, gehen sie der Sache nach.

Und planen einen Coup, um an den Whisky zu kommen. Der Film ist ein Sozialmärchen mit düsteren Elementen und Happy End. Er erreichte Platz 125 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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In Christian Petzold's neuen Film Barbara spielt wieder Nina Hoss mit, aus meiner Sicht schon mal ein guter Grund, sich den Film anzusehen. Sie spielt hier eine Ärztin, die in der ehemaligen DDR lebt und in Ungnade gefallen ist, weil sie z.B. einen Ausreiseantrag gestellt hat. Sie wird strafversetzt von Berlin in ein verschlafenes Örtchen an der Küste, arbeitet an ihrer Flucht, setzt sich aber auch für die Patienten ein, während die Stasi sie überwacht, schikaniert und ihr auf die Schliche kommen will. Sie ist misstrauisch und feindselig, aber ein Arzt versucht, ihr Vertrauen zu gewinnen.

In sich ist es ein stimmiger, atmosphärisch gut gelungener Film. Dieser Film erreichte Platz 78 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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Die Geschwister Wachowski und Tom Tykwer inszenierten mit Cloud Atlas nach einem Roman von David Mitchell einen visuell überzeugenden Film, der 6 Geschichten erzählt, die an verschiedenen Orten in der Vergangenheit, Gegenwart oder Zukunft spielen und 5 Jahrhunderte umspannen. Nicht nacheinander, sondern querbeet werden diese Geschichten erzählt, die meist von der Freiheit und Selbstbestimmung des Einzelnen handeln, die es zu verteidigen gilt.

Mir selbst hat die New-Seoul- Zukunftsdystopie mit den geklonten Restaurant- Arbeiterinnen am besten gefallen.

Dieser Film erreichte Platz 23 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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Tomas Alfredson's Film Dame König As Spion ist ein äusserst ruhiger, aber auch komplexer Agententhriller, der in den 1970er Jahren spielt und seine Schauplätze überwiegend in London, Budapest und Istanbul hat. Im Wesentlichen spielt der Film aber in den Räumlichkeiten des Geheimdienstes. Ein “Maulwurf” soll enttarnt werden, Spezialisten setzen sich zusammen. Der ganze Film lebt von den Figuren, Dialogen und der visuellen Darstellung des hausinternen Agentenmilieus. Ein paar Leichen gibt es aber auch.

Dieser Film erreichte Platz 89 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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In Pierre Duculot's Film Das Haus auf Korsika erbt eine im belgischen Charleroi mit ihrer Familie ansässige Frau überraschend ein Haus von der Großmutter, von dessen Existenz niemand in der Familie wusste. Sie beschliesst, sich das Haus anzugucken, während ihr Partner keine Lust hat. Also hebt sie Geld ab und fährt allein per Bahn und Schiff nach Korsika. Schon die Fahrt ins hochgelegene 12-Einwohner-Dorf entpuppt sich als abenteuerlich und dort erwartet sie eine ziemliche Ruine.

Doch sie macht Bekanntschaft mit einer alten Frau, die ihre Großmutter kannte, kann dort zunächst schlafen, erfährt, dass es sich bei dem Haus um das Geburtshaus der Großmutter handelt. Später lernt sie den Schäfer des Dorfes näher kennen. Ein Film für Eskapisten.

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Frédéric Beigbeder's Liebesfilm Das verflixte 3. Jahr erzählt von einem Typen, der seine erste Ehe vermasselt, verbittert ein machomäßiges Buch über die Fallstricke der Ehe schreibt, aber dann eine Neue kennen lernt, der er dieses Buch verheimlichen will. Da das Buch ein Bestseller wird, geht das natürlich schief. Der Film, der sich nicht nur auf den Protagonisten konzentriert, sondern auch die die Beziehungskisten der Freunde im Auge behält, ist voller spritziger Dialoge über Sex und die Liebe und voller Szenenwechsel.

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Emilio Estevez' Film Dein Weg erzählt von modernen Pilgern älteren Semesters, die auf dem Jakobsweg in Nordspanien unterwegs sind, um auf diesem vielwöchigen Selbstfindungstrip mit persönlichen Problemen klar zu kommen. Hierbei haben sie interessante und nervige Begegnungen mit ihresgleichen. Im Mittelpunkt stehen dabei ein amerikanischer Augenarzt, dessen Sohn auf dem Jakobsweg tödlich verunglückte und die drei Zufallsbekanntschaften, die ihn begleiten.

Nette Szenen, schöne Landschaftaufnahmen und interessante Quartiere, in denen die Pilger absteigen, gibt es zu sehen. Ein Film, der weitgehend auf Good Feeling ausgerichtet ist. Er erreichte Platz 107 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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Christian Vincent's Küchenfilm Die Köchin & der Präsident handelt von einer Frau, souverain verkörpert von Catherine Frot, die aus der Provinz nach Paris berufen wird, um im Palast für den Präsidenten François Mitterand zu kochen. Vom Kochen, von Gerichte, Hofprotokollen, Etiketten und etwas intriganter Konkurrenz mit der Hauptküche des Hauses handelt der Film, denn die Dame betreibt mit einer Handvoll Mitarbeitern eine eigene kleine Küche im Palast.

Der Film in Rückblenden erzählte Film kann insbesondere mit Küchen-Atmosphäre punkten.

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In Gary Ross' Science Fiction Die Tribute von Panem – The Hunger Games schicken 12 Distrikte eines zukünftigen Reiches zwangsweise jeweils eine männliche und eine weibliche ProtagonstIn einmal jährlich zu den Überlebenskampfspielen in eine riesige Naturarena. Nur eine Person darf überleben. Alles wird medienwirksam live ausgeschlachtet, versteckte Cameras sind überall dabei. Die ProtagonIsten werden in die Hauptstadt gebracht, eingeführt, ausgebildet, müssen TV-Shows überstehen und für sich werben.

Dann werden sie auf einer Wiese in einem dichten Wald ausgesetzt und müssen gegeneinander kämpfen. Insgesamt kann der Film überzeugen, auch wenn er einen Hauch zu melodramatisch in Szene gesetzt ist. Von den erfolgreichsten Kinofilmen des Jahres ist dies mit Platz 13 der bestplatzierte Film, den ich gesehen habe.

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Avi Nesher's Film Ein Sommer in Haifa spielt weitgehend 1968 in der israelische Stadt Haifa. Im Mittelpunkt steht ein Teenager, der von einem alten Schulkameraden des Vaters einen Job als Spion angeboten bekommt. Er soll für das kleine Heiratsvermittlungsbüro, das in einer zwielichtigen Straße liegt, spionieren. Dort verkehren Prostituierte und Liliputaner, die gegenüber ein Kino betreiben.

Der Junge merkt, dass der alte Schulkamerad auch Waren schmuggelt und zusammen mit einer Freundin, einen illegalen Spielsalon betreibt.

Gleichzeitig fängt er eine zarte Liaison mit einer schönen fernen Verwandten an, die dem Sommer über im Haus der Eltern wohnt und sich sehr freizügig gibt.

Diesen Film zeichnet insbesonder die gut eingefangene Atmosphäre der damaligen Zeit aus.

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István Szabó's Film Hinter der Tür erzählt von der Beziehung eines intellektuellen Paares zu seiner Haushälterin, eine Geschichte, die im Wesentlichen etwa zwischen 1965 und 1975 in Budapest spielt, aber in Rückblenden auch in die Jugendzeit der Haushälterin zurückführt. Die Haushälterin betrachtet ihre Mitmenschen als Haustiere. Sie regiert im Haus, keineswegs die Arbeitgeber. Der Film eine subtile Studie über Abhängigkeitsverhältnisse, Macht und verschrobene Gewohnheiten.

Nette Katzenbilder gibt es im Übrigen auch, denn die Haushälterin hält neun davon in ihrer kleinen Wohnung, in die niemand rein darf.

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David Wnendt's Film Kriegerin spielt in der rechten Szene Ostdeutschlands. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau und ihre rechtsextreme skinheadnahe Gruppe, die gerne auf Krawall aus ist – in Zügen, am See, irgendwo in der Stadt. Als die Frau einen asiatischen Flüchtling näher kennen lernt und unterstützt, bekommt sie “Ärger” mit ihrem prolligen Freund.

Dieser intensiv erzählte Debut-Film ist in mancher Hinsicht faszinierend, die Charaktere, die Bilder, die Beschreibung des sozialen Umfelds und der Riten und Symbole - und er ist auch flüssig inszeniert.

Bemerkenswert ist auch, dass dieser Film lediglich Platz 136 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012 erreichte.

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Benoît Jacquot's Historiendrama Leb wohl, meine Königin spielt 1789 in Versailles, kurz vor und nach dem Sturm auf die Bastille in Paris. Geschildert wird – aus Sicht der Vorleserin der Königin – das Leben am Hof incl. Intrigen und Gerüchteküche sowie die zunehmende Unruhe anläßlich der Ereignisse in Paris, die nach und nach Flucht und Panikreaktionen am Hofe zur Folge haben.

Die Vorleserin wird von der Königin auf eine gefährliche Mission geschickt.

Diesen Film macht der spezielle Blickwinkel aus der Unterschicht interessant, und er ist ziemlich sinnlich. Wirkungsvoll ist insbesondere auch die Lichtsetzung im Film, denn viele Szenen spielen bei Kerzenschein oder im Halbdustern.

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Rian Johnson's Zeitreise-Science- Fiction-Geschichte Looper reicht von heute bis ca. zum Jahr 2070. In der Zukunft entdeckt man die Zeitreise, die dann aber bald verboten wird. Nur kriminelle Organisationen machen noch Zeitreisen, vorzugsweise um unliebsame Personen in die Vergangenheit zu schicken, wo sie direkt von einem Killer umgelegt und entsorgt werden. Doch Probleme entstehen, wenn die Killer nun mit ihrem eigenen Ich konfrontiert werden, das sie umlegen sollen.

Dieser Film kommt schnitttechnisch und stilistisch ziemlich gekonnt daher. Er erreichte Platz 85 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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Gustavo Taretto's Debut-Film Medianeras spielt in Buenos Aires. Er handelt von der chaotischen Architektur in der Stadt und vom anonymen Leben, in dem Singles nicht zueinander finden. Im Mittelpunkt stehen dabei ein Webdesigner und eine Architektin, die als Schaufensterdekorateurin arbeitet, beide in ihren kleinen Wohnungen in Sichtweite zueinander lebend und lange nicht zusammenfindend, während sich ansonsten Möglichkeiten zum Sex für beide schon irgendwie ergeben.

Der Film, mal etwas melancholisch, mal etwas witzig, gespickt mit inspirierenden oder skurrilen Weisheiten, meist die in den Wohnungen oder im nahen Umfeld herumbröselnden ProtagonIstinnen beobachtend, gefiel mir stilistisch und visuell, zumal man viel von der Stadt sieht.

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Wes Anderson erzählt in seinem autobiographisch gefärbten Film Moonrise Kingdom, der 1965 auf einer kleineren Insel vor Neufundlands Küste spielt, von einem Pfadfinder-Jungen und seiner Freundin. Beide büchsen aus, machen sich mit allen wichtigen Dingen (incl. Plattenspieler und Katze) auf, die Insel allein zu erkunden und nicht mehr zurück zu kehren in die triste Gegenwart. Die Pfadfindertruppe, Polizei, Eltern und Sozialarbeiter setzen zur Verfolgung an, zumal ein großes Unwetter droht.

Die Liebesgeschichte strotzt nur so vor skurrilen Elementen, ist mal märchenhaft, mal poetisch, integriert auch einzelne phantastische Momente und hat einen guten melancholischen Soundtrack. Der Film erreichte Platz 98 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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Sophie Lellouche's Film Paris – Manhattan erzählt von einer Verehrerin Woody Allens. Sie lebt in Paris, hat ein großes Plakat in ihrem Wohnzimmer und hält des öfteren Zwiesprache mit ihrem Idol. Als Apothekerin verleiht sie häufig auch Woody-Allen-Filme ungefragt an ihre unglücklichen Kunden. Eltern und Schwester wollen sie verkuppeln. Spröde und ziemlich anspruchsvoll, schlägt sie mögliche Verehrer im Regelfall jedoch schnell in die Flucht. Ein versponnener sentimental-romantischer Film.

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Mit Prometheus – Dunkle Zeichen setzte sich Ridley Scott wieder in den Regiesessel und lieferte ein weiteres düsteres Werk aus dem Alien-Zyklus ab. Der Film ist ein Prequel, spielt also vor dem Teil 1, ca. 35 Jahre früher als Alien I. In Höhlenmalereien meint man, die Koordinaten eines fernen Planeten entdeckt zu haben. Ein Privatkonzern startet das Projekt, diesen Planeten zu besuchen. Nach über 2 Jahren kommt das Raumschiff an – und tatsächlich, man findet zyklopische Ruinen, die es zu erforschen gilt.

Und man findet teilweise gut erhaltene Leichen, deren DNA-Analyse eine Übereinstimmung mit der DNA des Menschen zeigen. Man findet allerdings noch mehr – nämlich einen Überlebenden einer anderen Rasse und Ungeheuer.

Visuell-technisch war dies ein toller Film, auch wenn das Ende heroisch überladen wirkte. Dieser Film erreichte Platz 21 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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Oliver Stone's Film Savages ist ein Mafia-Epos. Eine kleine Independent- Haschisch-Firma, geleitet von 2 jungen Typen und einer Braut als Anhängsel, gerät in Schwierigkeiten, als ein mexikanisches Kartell Tantiemen einfordert und sie nicht darauf eingehen. Als das Kartell die Braut enführt und offen droht, sie umzubringen, müssen sie auf einen Deal eingehen.

Doch als die Frau dann nicht freigelassen wird, spitzt sich die Situation zu und schlägt in offene Gewalt um.

Vielleicht einer von Stone's besten Filmen, schnitttechnisch und stilistisch gekonnt gemacht, spannend und auch mit Atmosphäre. Dieser Film erreichte Platz 91 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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Eine Schneewittchen-Geschichte in düsterem Fantasy-Gewand, in einem gothic-angehauchten Look mit Elementen zwischen Der Herr der Ringe, Conan und Sleepy Hollow präsentierte der Regisseur Rupert Sanders mit seinem Film Snow White & The Huntsman - manchmal düster, manchmal episch, gelegentlich auch etwas albern, wenn Zwerge und Feen ins Spiel kommen. Eine schöne zauberische Hexe (Charlize Theron) und ihr Bruder erobern durch Mord und Verrat eine Festung, um fortan die Bewohner des Landes zu terrorisieren.

Zu ihrer eigenen Verjüngung morpht die Hexe die schönen jungen Mädchen in Sekunden zu alten Frauen, doch die Tochter des ermordeten Königs setzt sie jahrelang im Verlies gefangen - bis diese als junge Frau (Kristen Stewart) durch einen Abwassertunnel in einen verhexten Sumpf fliehen kann. Ein betrogener Jäger, Zwerge und vernarbte Frauen helfen ihr raus aus dem Sumpf und in die neue Heimat ihrer Verwandten zu ziehen. Dort sammelt sie ein Heer, um zurückzukehren zur Burg und die Hexenkönigin zu stürzen.

Dieser Film erreichte Platz 14 der in Deutschland erfolgreichsten Filme des Kinojahres 2012.

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Icíar Bollaín's Film Und dann der Regen verknüpft geschickt das Schicksal der Indios in Lateinamerika zu Zeiten der spanischen Herrschaft mit Zuständen und Ausbeutung in der heutigen Zeit. Der Film spielt in Bolivien. Ein Filmteam ist dort, weil die Drehkosten hier deutlich niedriger liegen als in der Karibik. Der Film soll von der Landung des Christoph Columbus und der Implementierung der Macht und Ausbeutung auf den Inseln dort handeln. Die Basis des Filmteams ist in Cochabamba, das unter Wassermangel leidet.

Da das Wasser privatisiert wurde und der Preis dafür in Kürze verdreifacht werden soll, kommt es zu Unruhen.

Donnerstag, 23. Februar 2012

DVD – Die Siebtelbauern und andere Filme vom Leben auf dem Lande

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Stefan Ruzowitzky's Film Die Siebtelbauern (1998) spielt in den frühen 1920er Jahren in einem Dorf in Oberösterreich und wurde im Mühlviertel gedreht. Er handelt von finsteren Leben auf dem Lande, speziell von den Bauern, die auf den Höfen das Sagen haben und den vielen Beschäftigten, die dort wie Sklaven hausten. Und er handelt davon, dass es keine Gerechtigkeit gab und im Zweifel die Knechte, Mägde etc. trotz der vorhandenen Gesetze aufgrund des Filzes in der herrschenden Klasse rechtlos waren.

Das bekommen in der Geschichte die Siebtelbauern zu spüren, Angestellte eines Hofes, die diesen Hof vom gestorbenen Bauern vererbt bekommen. Den Hof wollen sie nicht verkaufen, auch wenn der Großknecht schon einen Deal mit einem anderen Bauern gemacht hatte. Sie verjagen den Großknecht und wollen den Hof nun zu siebt selbst bewirtschaften. Doch die anderen Bauern und ihre Vasallen stehen dem Ansinnen feindlich gegenüber. Es kommt zu Mord, Vergewaltigung, Brandstiftung und Totschlag.

Der Film gewann damals eine ganze Reihe Preise und ist durchaus sehenswert. Lt. criticoffenbart sich Ruzowitzkys Film als eine Parabel über die brutale Aufrechterhaltung eines ungerechten Klassensystems, dessen Mechanismen er auf subtile Art darlegt”.

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Eine ebenfalls finstere Geschichte erzählte Joseph Vilsmaier in seinem Film Schlafes Bruder (1995) nach einem Roman von Robert Schneider. Diese Geschichte spielt noch früher, Anfang des 19. Jahrhunderts, in einem schwer zugänglichen österreichischen Bergdorf. Regen und Schlamm dominieren im Film, der Lehrer regiert mit Gewalt die Schulklasse, der Priester erkrankt langsam an Alzheimer und redet Unsinn zu kirchlichen Anlässen. Ein Kind hat musikalisches Talent, doch Missgunst und Eifersucht behindern die Entwicklung, führen schliesslich sogar dazu, dass das Dorf abbrennt und von vielen Einwohnern verlassen werden muss.

Dieser Film ist ebenfalls sehenswert, auch wenn mich die mitunter symbolische Bildsprache und pompöse Musik der Kirchenorgeln etwas gestört hat.

Großes Kino der Gefühle, voll unerfüllter Leidenschaften, Eifersucht, Verzweiflung und kurzen Momenten des Glücks vor der grandiosen Kulisse des Vorarlberger Garneratals” meint br zum Film.

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Während die beiden vorangegangenen Filme vom harten Landleben, Engstirnigkeit und enger sozialer Kontrolle erzählen, ist Sven Taddicken's Film Emmas Glück (2006) ganz anders. Er erzählt mehr von Freiheit und Selbstbestimmtheit auf dem Lande. Im Mittelpunkt steht dabei eine Frau, die alleine – allerdings mehr schlecht als recht und hochverschuldet - einen Hof mit Schweinen und Hühnern bewirtschaftet. Eines Tages landet das Auto eines Möchtegern- Selbstmörders auf dem Hof.

Die Bäuerin rettet den Mann aus dem Autowrack, versteckt ihn auf dem Hof, pflegt ihn, und sie verlieben sich. Doch das Glück ist nur von kurzer Dauer, denn der Mann leidet an einer tödlichen Krebserkrankung.

Kino-zeit spricht von einem “beinahe schon sensationellen Film”, “der mit großer Sorgfalt und einem sagenhaften Gespür für Emotionen ein ernstes Thema nahezu leichtfüßig erzählt und den Zuschauer in beinahe jeder Minute des Films mitzureißen versteht”.

Der Film ist schon nett, auch die häufig frei auf dem Hof herumlaufenden Schweinchen, doch er wirkt über weite Strecken wie ein Märchen ohne Realitätsbezug. Es ist in mancher Hinsicht erstaunlich, dass die Geschichte tatsächlich ohne Happy End mit ritueller aktiver Sterbehilfe und dem Tod des Protagonisten endet; das kann nur daran liegen, dass auch dies eine Romanverfilmung ist, der man kein kitschiges Happy End andichten wollte.

Sonntag, 8. Januar 2012

DVD – Zeit der Wölfe und andere Fantasy-/Horrorfilme

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Einer meiner Lieblingsfilme aus der Sparte Fantasy/Horror, die ich immer mal wieder sehen muss: Zeit der Wölfe (1984) von Neil Jordan. Märchenhafter Wald, in den sich kleine Dörfer kauern. Große knorrige Bäume, Pilze groß wie kleine Kinder, viele Tiere wie Eulen, Ratten, Schlangen, Spinnen und natürlich Wölfe. Verschachtelte Werwolfgeschichten werden hier erzählt oder geträumt. Keineswegs harmlos, Rotkäppchen muss aufpassen. Nach einigen von ihr geschriebenen Kurzgeschichten, denen als Vorlage klassische Märchen dienten, die sie verfremdete und denen sie sexuelle Akzente verlieh, verfasste Angela Carter das Drehbuch, das der Regisseur verfilmte.

Ein optisch und erzählerisch faszinierendes Werk”, meint das dvd-forum. Der Film ist toll, ihr kennt ihn hoffentlich alle?

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Ebenfalls in der Sparte Fantasy/Horror ist Michael Wadleigh's Film Wolfen (1981) angesiedelt, der lose an einen Roman von Whitley Strieber anknüpft. Auch dieser Film wird mir immer gefallen, ist aber ganz anders, auch unheimlicher als die “Zeit der Wölfe”. Der Film spielt in New York, weitgehend in einer Abbruchgegend der South Bronx. Häuserruinen, Trümmerhalden und mittendrin die Ruine einer großen Kirche. Schreckliche Morde geschehen, einige Polizisten ermitteln, Menschen in Wolfspelz oder wolfsartige Tiere scheinen verantwortlich zu sein.

Dieser Film hat nichts Märchenhaftes an sich, er besticht durch ungewöhnliche Perspektiven (aus Wolfssicht) und mit Wärmekameras unheimlich verfremdeten Bildern und durch seinen unheimlich wirkenden Soundtrack knarrender Geräusche und möglicherweise leise weinender Kinder in den Ruinen. “Ein höchst empfehlenswertes Filmwerk, gerade weil es sich den typischen Horrorklischees entzieht”, meint senseofview.

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Mit Christophe Gans' Film Silent Hill (2006) sind wir mehr noch als in den beiden vorherigen Filmen endgültig im Horrorsektor angekommen. Und dies auch mit einem Mehr an digitalen, oft scheusslichen Effekten. Ein Kind schlafwandelt und träumt von einem Ort namens Silent Hill. Die Mutter sieht keine andere Möglichkeit, als mit dem Kind dort hinzufahren. Der Ort, eine verlassene Bergbau-Geisterstadt, in der Asche vom Himmel regnet und das Böse manchmal den Himmel verdunkelt und für schreckliche Höllenvisionen sorgt.

Degenerierte Kreaturen und Dämonen schleichen dann durch den Nebel und die Gänge der verlassenen Gebäude, oft begleitet von unzähligem Ungeziefer (Ratten, faustgroße Asseln).

Ich finde den Film schon gut, vor allem visuell, atmosphärisch und akustisch. Die Kritik war jedoch weniger begeistert ob der kruden Story und liegt damit auch nicht ganz falsch, denn die grausame Sekte im Ort, die das Böse mit Hexenverbrennungen in Schach zu halten sucht, überzeugt nicht wirklich. Der Regisseur “präsentiert mit Silent Hill eine erschreckend-spannende, so noch nie da gewesene Mischung aus Horror, Science Fiction und Drama”, meint aber das film-lexikon.

Samstag, 31. Dezember 2011

Filmliste - Rückblick Kinojahr 2011

67 Filme habe ich in 2011 im Kino gesehen, etwas weniger als in 2009 und in 2010. Die 22 besten von diesen Filmen habe ich unten gelistet. Diese Filmliste ist natürlich sehr subjektiv und von meinen Vorlieben gekennzeichnet. Hollywood-Filme und Komödien werden da tendenziell benachteiligt.

1. Science Fiction

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Der einzige „echte“ Science Fiction, der in dieser Liste auftaucht, ist Tim Fehlbaum's Endzeit-Story Hell, der im Jahr 2016 angesiedelt ist. Erhöhte Sonneneruptionen haben die Temperaturen um 10 Grad ansteigen lassen, alles ist verdorrt, draussen scheint die Sonne so hell, dass Haut und Augen zu schützen sind. Die Zivilsation ist zusammengebrochen, die meisten Menschen sind tot.

Die ProtagonistInnen der Story sind mit einem Auto unterwegs in eine bessere Gegend, in der es vielleicht noch Wasser gibt. Unterwegs treffen sie auf kannibalische Lebensgemeinschaften.

2. Phantastik

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Hier ist – erstaunlicherweise - Woody Allen's Film Midnight in Paris zu erwähnen, der sich zwar nicht der üblichen Stilmittel der Phantastik bedient, aber eine Geschichte erzählt, die eindeutig phantastische Elemente aufweist. Ein amerikanischer Autor, der versucht einen Roman zu schreiben, reist mit seiner Verlobten und deren Eltern nach Paris. Sie treffen dort noch ein anderes – ihnen bekanntes – Pärchen.

Eines abends trennt sich der Autor von seiner Verlobten, verirrt sich und als nach Mitternacht ein Oldtimer neben ihm hält, wird er in die Gesellschaft der 1920er Jahre hineingezogen. Das passiert fortan jedesmal nach Mitternacht, wenn er immer wieder diesen Ort, wo der Wagen hielt, aufsucht. Er trifft viele berühmte Persönlichkeiten, etwa Dali oder Picasso, mit denen er durch die Gaststätten und Etablissements zieht und verliebt sich auch in eine Frau. Eines Tages landet er mit dieser Frau im Jahr 1890, worauf diese ihm erklärt, dies sei eine phantastische Zeit, hier werde sie bleiben.

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Der zweite, sicherlich bessere Film im Bereich Phantastik ist Duncan Jones' Thriller Source Code. Im Mittelpunkt der Geschichte steht ein Zug und einer der Passagiere. Dieser wird “übernommen”, eine andere Person von einer militärischen Einrichtung aus hinein projiziert. Diese erlebt die letzten 8 Minuten vor Explosion des Zuges immer wieder neu, um das Puzzle um den Täter zu lüften. Ziel ist, zukünftige Anschläge des Täters zu verhindern.

Der Protagonist erinnert sich dabei an die Fortschritte seiner “toten” Vorgänger. Doch die Geschichte entwickelt sich anders, der Protagonist verändert die Realität. Einer der besten Filme des Jahres.

3. Historische Ereignisse und Vergangenheitsbewältigung

Filme, die irgendwann in der Vergangenheit spielen oder aus der Gegenwart auf die Vergangenheit zurückblenden, machen den Großteil der Filme aus, die ich gut fand.

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Guillermo Arriaga's Film Auf brennender Erde erzählt von verbotener Liebe und Tod. Ein Liebespaar stirbt bei der Explosion eines Wohnwagens, und die Hinterbliebenen zweier sich fremder Familien haben damit zu kämpfen. Das Drama hat zwei Zeitebenen, die 12 Jahre auseinander liegen und drei visuell interessante Handlungsorte, die in Oregon, New Mexico und Mexico liegen. Es dauert recht lange, bis man begreift, wie die Personen und Orte miteinander verbunden sind, zumal die Geschichte nicht chronologisch erzählt wird, sondern immer hin und her springt.

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Xavier Beauvois' Film Von Menschen und Göttern spielt Mitte der 90er Jahre in Algerien und handelt von einer kleinen Gruppe christlicher Mönche, die in einem Dorf im Atlas-Gebirge ein kleines Kloster führen. Sie helfen den Bewohnern mit der Bürokratie, führen auch eine kleine Krankenstation. In Algerien war es zu dieser Zeit ziemlich gefährlich, da islamische Terroristen Morde an Andersgläubigen und Abweichler von der “reinen Lehre” verübten.

Die Geschehnisse treffen im Film auch das Dorf. Es dauert nicht lange, als Terroristen nachts an die Pforten des Klosters klopfen und Hilfe begehren. Diese Begegnung geht noch gut aus, doch die Angst schleicht sich ins Dorf und ins Kloster. Die Probleme und die Frage “bleiben oder gehen” werden intensiv diskutiert, gleichzeitig viel aus dem klösterlichen Leben mit seinen Ritualen gezeigt. Die Geschichte, die nach wahren Begebenheiten verfilmt wurde, nimmt ein böses Ende. Einer der besten Filme des Jahres.

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In Nigel Cole's Film We Want Sex geht es um die Durchsetzung gleicher Bezahlung für gleiche Arbeit in einem britischen Ford-Werk. Der Streik, den die knapp 180 Näherinnen 1968 anzettelten, zog weite Kreise bis in die Konzernzentrale in Amerika und in die britische Regierung – und er führte 1970 zu einem Gleichstellungsgesetz. Das wird alles im Film sehr transparent und amüsant vor Augen geführt.

Konflikte mit der männerbeherrschten Gewerkschaft und Szenen aus dem traditionellen Rollenverständnis zwischen Mann und Frau illustrieren die Probleme sehr plastisch. Einer der besten Filme des Jahres.

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Florian Cossen erzählt in Das Lied in mir von einer Frau, die zufällig in Buenos Aires weilt und emotional zusammenbricht, als sie auf dem Flughafen ein Kinderlied hört. Sie verpasst den Anschlussflug, verliert ihren Pass und quartiert sich in der Stadt ein. In der Polizeistation lernt sie einen Polizisten kennen, der deutsch spricht. Als ihr Vater unangekündigt auftaucht und sich merkwürdig verhält, wird sie misstrauisch.

Schliesslich offenbart ihr der Vater, dass sie im Alter von 3 Jahren adoptiert wurde und in Buenos Aires aufwuchs – bis ihre Eltern verschwanden. Sie forscht weitgehend ohne die Hilfe ihres “Vaters”, aber mit Hilfe des Polizisten nach ihrer Familie und wird fündig. Sie wird herzlich empfangen, doch als die argentinische Familie erfährt, wer ihr “Vater” ist, eskaliert die Situation. Einer der besten Filme des Jahres.

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Mikael Håfström's Film Shanghai spielt im Vorfeld des Angriffs auf Pearl Habour in Shanghai. Die Stadt ist praktisch von japanischen Truppen schon besetzt, aber das diplomatische Leben um Botschaften und die ausländische Presse existieren noch. Ein amerikanischer Spion versucht den Tod seines Kollegen aufzuklären und kommt – auf Festen und in Spielsalons - mit den Mächtigen in der Stadt in Kontakt, dem Triaden-Boss und dem japanischen Geheimdienstchef.

Und er lernt die Frau (Gong Li) des Triadenbosses kennen, die heimlich im Widerstand arbeitet. Der Film ist mit seinem historischen Ambiente mit Club-, Hafen- und Straßenszenen hübsch anzusehen, gleichzeitig aber auch ziemlich bleihaltig und brutal.

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In Michel Leclerc's Film Der Name der Leute sieht eine junge schöne Frau ihre Mission darin, politische Gegner mittels Sex “umzudrehen”. Doch sie trifft einen älteren, vergleichsweise verklemmten Veterinär, den sie nicht politisch umpolen muss, und mit dem sie dennoch schläft. Sie verliebt sich in diesen Mann, dem ihr “Lebenswandel” allerdings nicht so ganz geheuer ist. In Rückblenden werden Ereignisse aus der Kindheit der Protagonisten und dem Leben ihrer Eltern geschildert, die funktionell die unterschiedlichen Charaktere der beiden ProtagonistInnen erklären sollen. Einer der besten Filme des Jahres.

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John Madden's Agententhriller Eine offene Rechnung spielt überwiegend 1965 in Ost-Berlin und 1997 in Israel und der Ukraine. Eine kleine israelische Truppe (3 Personen) versucht 1965, einen alten Nazi-Arzt zu finden und aus Ost-Berlin raus nach West-Berlin zu schaffen, um ihn später in Israel vor Gericht zu stellen. Das gelingt auch zunächst, jedoch kommt es zu einem Schusswechsel und später in einer Westberliner Wohnung geht noch mehr schief.

Zu Hause erzählen die Agenten später, der Arzt wäre umgekommen, doch über 30 Jahre später holt sie die Vergangenheit ein. Einer der besten Filme des Jahres.

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Gilles Paquet-Brenner's Film Sarahs Schlüssel behandelt die Deportation der Juden 1942 in Paris. Ein Schwerpunkt des Films ist der Beginn der Deportation mit der Überführung von 13.000 Juden in die Pariser Pferderennbahn, wo diese eine Zeit lang hausen mussten, ohne dass es nennenswerte sanitäre Einrichtungen etc. gab. Den anderen Schwerpunkt bildet die Recherche einer französische Journalistin, die in die Geschichte 60 Jahre später auch privat verwickelt wird.

Sie erfährt, dass die Wohnung der Schwiegereltern, die sie mit ihrem Mann beziehen wird, 1942 von ersteren bezogen wurde. Der Schwiegervater erzählt ihr eine schreckliche Geschichte von einem jungen Mädchen, das damals dort wohnte und die vom Film in dieser Parallelmontage erzählt wird. Die Journalistin versucht, dieses Mädchen wiederzufinden. Ihre Recherchen führen sie weiter nach New York und Florenz.

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Marcus H. Rosenmüller erzählt in Sommer in orange von einer Berliner Bhagwan-Kommune, die auf einen Hof in einem kleinen bayerischen Dorf zieht. Gegenseitiges Misstrauen zwischen Kommune und Dorfbewohnern gestaltet das Zusammenleben etwas schwierig. Mittendrin befinden sich auch Kinder, die z.B. zur Schule gehen und sich daher auch anpassen müssen, aber zum Teil auch anpassen wollen, weil sie vom Treiben ihrer Kommune mitunter selbst genervt sind.

Spannungen gibt es auch innerhalb der Kommune, da die Idee von der freien Liebe in der Praxis nicht so recht funktioniert.

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Yasemin Samdereli's bemerkenswert stilsicherer Film Almanya – Willkommen in Deutschland schildert aus Sicht einer deutsch-türkischen Familie Einwanderung, Integration und Leben derselben in Deutschland. Hierbei erzählt die Enkelin den jüngsten Kindern, wie und warum die Großeltern nach Deutschland gekommen sind und was sie dort vorfanden und erlebten. Dieser erzählerische Trick erlaubt es, das Erlebte satirisch zu überhöhen.

Hinzu kommt, dass mitunter auch Alpträumvisionen gezeigt werden, etwa als die Großeltern bei der Einwanderungsbehörde einen ordentlichen Schweinebraten serviert bekommen, um ihre Integrationsfähigkeit zu beweisen. In der ersten Hälfte ist der Film sehr witzig, wird in der zweiten Hälfte jedoch deutlich melancholischer. Einer der besten Filme des Jahres.

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Lone Scherfig's Film Zwei an einem Tag verfolgt eine Beziehung über 22, 23 Jahre, zeigt aber immer nur einen Tag des jeweiligen Jahres (den 15. Juli). Diese Beziehung ist nicht so eng, dass sie von Anfang an ein Paar wären – das passiert erst viele Jahre später, so dass hier also über weite Strecken Lebensentwürfe und Werdegang einer Frau (Anne Hathaway) und eines Mannes (Jim Sturgess) gezeichnet werden, die sich einmal im Jahr treffen.

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Paolo Sorrentino's Film Cheyenne - This Must Be the Place erzählt von einem gealterten Gothic-Rockstar (Sean Penn), der seinen Job an den Nagel gehängt hat, vom Tod seines Vaters hört und nach Amerika aufbricht, auch um auf Spurensuche zu gehen. Der Film lebt von seinem kauzig-depressiven Hauptprotagonisten und von den oft etwas schrägen philosophischen Dialogen.

Denis Villeneuve's im Libanon spielendes Drama Die Frau die singt beginnt in Kanada mit einer Testamentseröffnung. Die Mutter verfügt hier, nackt und mit dem Gesicht zu Erde ohne Sarg begraben zu werden und sowohl Tochter als auch Sohn bekommen einen Brief vom Notar, den sie ihrem totgeglaubten Vater und ihrem bis dato unbekannten Bruder überbringen sollen.

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Die Kinder sind geschockt, denn erst nach der Übergabe der Briefe darf ein Grabstein aufgestellt werden. Die Tochter begibt sich auf Spurensuche in den Libanon, noch nicht ahnend, welch düsteren Geschichte sie auf der Spur ist. Während sie die Orte besucht, wo ihre Mutter lebte und schon im Heimatdorf der Mutter frostig abgewiesen wird, nachdem sie sagt, wer sie ist, blendet der Film immer wieder 35 Jahre zurück auf die finsteren Ereignisse, in denen die Mutter verwickelt war. Einer der besten Filme des Jahres.

4. Der Rest

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Die dänische Regisseurin Susanne Bier lieferte mit In einer besseren Welt eine diffizile Studie über den Umgang mit Gewalt – zwischen Schulkindern, zwischen Elternpaaren und in einem schwarzafrikanischen Flüchtlingslager. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen dabei zwei neu befreundete Jungen und deren Väter, von denen einer wiederum als Arzt in einem Flüchtlingscamp arbeitet. Er ist überzeugter Anhänger friedlicher Konfliktlösungen – sowohl in der Familie, als auch am Arbeitsplatz.

Aber so einfach ist das nicht – weder hier noch woanders - und das zeigt exemplarisch dieser Film. Einer der besten Filme des Jahres.

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Der Western True Grit der Coen-Brüder handelt von einem 14-jährigen Mädchen, das die Ermordung seines Vaters rächen will. Es beauftragt einen alten, gern Whiskey trinkenden Sheriff mit zweifelhafter Vergangenheit. Zusammen mit einem Texas-Marshall, der auf das Kopfgeld scharf ist, ziehen sie per Pferd los in ein Indianerreservat, um den Mörder zu stellen. Dabei kommt es häufig zu Streitereien untereinander und am Ende natürlich auch zu einer bleihaltigen finalen Auseinandersetzung mit den Banditen.

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Alix Delaporte's Film Angèle und Tony spielt in der Bretagne und handelt von einer jungen Frau mit dunkler Vergangenheit, die auf eine Anzeige hin einen Fischer kennen lernt, bei ihm einziehen darf und auf dem Fischmarkt zu arbeiten beginnt. Es entwickelt sich eine düster-romantische Liebesgeschichte mit Happy End. Schöner Film und - trotz Happy End, das noch nicht einmal unbedingt zu erwarten wäre - dank der Darsteller und der Storyführung glaubwürdig inszeniert.

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In Debra Granik's mehrfach preisgekrönten Film Winter's Bone sucht die Tochter, die mit ihren Geschwistern und der psychisch gestörten Mutter in einer Hütte in den Ozark Mountains (USA) mehr schlecht als recht haust, ihren Vater, der nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis untergetaucht sein soll, aber vorher die Hütte verpfänden musste. Doch die Gemeinschaft mauert zunächst.

Die abgewrackten „Bauernhöfe“ am Rande der wirtschaftlichen Pleite und die vielen schrägen Gestalten, aber auch die Rituale der Nachbarschaftshilfe, geben dem Film eine besondere Note. Einer der besten Filme des Jahres.

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Philippe Le Guay's Komödie Nur für Personal! spielt in den 1960er Jahren weitgehend in Paris. Ein reicher Börsermakler lebt mit seiner Ehefrau in einem alten Wohnblock, und unter dem Dach im 6. Stock leben die Bediensteten in kleinen Kammern. Als das “Kindermädchen” geht, stellt der Börsenmakler eine junge Spanierin ein und kommt wenig später - sozusagen fast erstmals - in Kontakt mit den anderen Spanierinnen, die oben im Dach hausen und deren zum Teil prekären Lebensverhältnissen dort.

Er bessert deren Lage. Als ihn später seine Ehefrau des Betrugs verdächtigt und aus der Wohnung weist, zieht er in den 6. Stock. Der Film ist ein etwas melancholisches Sozialmärchen.

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John Michael McDonagh's Film The Guard - Ein Ire sieht schwarz spielt in einem Dorf an der Küste Irlands. Der Cop, etwas rassistisch, auch sonst nicht unbedingt politisch korrekt im Amt und meist mit Kleindelikten befasst, muss sich plötzlich mit Mord und Drogenhandel auseinandersetzen. Ihm wird ein schwarzer FBI-Ermittler zur Seite gestellt, womit gegenseitige Sticheleien zur Tagesordnung werden.

Mit Motiven aus Clint-Eastwood- und Sergio-Leone-Filmen angereichert, kommt die Geschichte boshaft-witzig, aber nicht albern daher, erinnert auch manchmal stilistisch an Werke der Coen-Brüder.

Bei wulfmansworld kann man sich die Charts der in Deutschland am erfolgreichsten gelaufenen Filme 2011 ansehen. Die Filme der PLätze 1 - 9 habe ich nicht gesehen, auf Platz 10 rangiert derzeit "Black Swan", den ich nicht in meine Liste aufgenommen habe. Auf Platz 19 kommt mit "Almanya - Willkommen in Deutschland" der erste Film aus meiner Liste, den immerhin noch 1,4 Mio. Besucher gesehen haben.

Danach folgen aus meiner Liste auf Platz 33 "True Grit", Platz 37 "Midnight in Paris", Platz 39 "Zwei an einem Tag", Platz 54 "Sommer in Orange" und auf Platz 88 "Source Code" mit rd. 340.000 Besuchern.

Kurzum, mein Geschmack ist mit dem Mehrheitsgeschmack der Kinobesucher nicht kompatibel - aber das ist auch nichts Neues.

Ausserdem sah ich in 2011 noch ca. 65 DVD's - ein deutlicher Rückgang um knapp 25 %, der auch damit zusammen hängt, dass mir das Filmfutter ausgegangen ist und ich zunehmend auf Filme zurückgreifen muss, die ich schon vor 5 - 6 Jahren gesehen habe.

Montag, 5. Dezember 2011

Im Kino – Zwei an einem Tag und andere Filme

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Lone Scherfig kann schon ziemlich gute Filme machen. Zwar habe ich im letzten Jahr “An Education” nicht in meine Bestenliste gewählt, aber der Film war dennoch ziemlich gut gemacht. Nach einem Bestseller von David Nicholls kam nun Zwei an einem Tag in die Kinos, eine Geschichte, die eine Beziehung über 22, 23 Jahre verfolgt, aber immer nur einen Tag des jeweiligen Jahres (den 15. Juli) auswählt. Und diese Beziehung ist nicht so eng, dass sie von Anfang an ein Paar wären – das passiert erst viele Jahre später.

Über weite Strecken werden so die Lebensentwürfe einer Frau (Anne Hathaway) und eines Mannes (Jim Sturgess) verfolgt, die sich einmal im Jahr treffen. Emotional wirkt der Film wieder mal sehr intensiv. Liebe, Tod, Glück und Unglück sind eben Scherfig's Themen, wie kino-zeit hierzu bemerkt. In der Mitte hängt der Film dennoch etwas durch.

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Roman Polanski's Film Der Gott des Gemetzels spielt sozusagen im Wohnzimmer. Ein Paar besucht ein anderes Paar und Thema der Aussprache ist eine Auseinandersetzung zwischen deren Söhnen, bei der der eine Sohn zwei abgebrochene Zähne etc. davonträgt. Zunächst auf friedfertigem Wege beginnen die beiden Paare, sich auszusprechen. Doch die Fassade bröckelt langsam – oft an Kleinigkeiten aufgehängt- und eskaliert schliesslich.

Mit wechselnden Verbündeteten machen sie sich gegenseitig verbal fertig. Insgesamt ist der Film ganz nett anzusehen, lebt allerdings weitegehend nur vom Spiel seiner vier Protagonisten, was ihn im Ergebnis - fast - nur wie ein Bühnenstück wirken lässt. Kino-zeit verweist z.B. auf die “lustigste Kotz-Szene des Kinojahres”, die man so sicher nicht auf der Bühne geboten bekommt.

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Sehr dialoglastig und vergleichsweise nüchtern inszeniert, ist David Cronenberg's Film Eine dunkle Begierde, der Anfang des letzten Jahrhunderts in Österreich und der Schweiz spielt. Der Film behandelt die Kontroverse zwischen den beiden Psychologen Sigmund Freud und Carl Gustav Jung. Zwischen beiden steht eine Frau (Keira Knightley), die als ehemalige, ziemlich psychotische Patientin, mit Jung ein sado-masochistisches Verhältnis anfängt.

Die Protagonistin ist zweifellos auch der Blickfang im Film, ohne den das psychologische Gerede vermutlich etwas langweilig wäre. So würdigt auch criticKeira Knightleys junge Russin Sabina, die als Katalysator und Verbindungspunkt zwischen den Ärzten dem Film ein wenig Herzblut einpumpt.” Anhänger von Kostümfilmen werden hier sicher auch noch ganz gut bedient.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Zwei an einem Tag: ja, vielleicht.
Der Gott des Gemetzels: muss nicht unbedingt sein.
Eine dunkle Begierde: muss nicht unbedingt sein.

Dienstag, 13. September 2011

Im Kino – Le Havre und andere Filme

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Von Aki Kaurismäki hatte ich schon immerhin 4 Filme gesehen, aber nur “Lichter der Vorstadt” (2006) fällt davon in die letzten 10 Jahre. Nach nunmehr 5 Jahren hat er mit Le Havre einen neuen Film am Start – und es ist ein typischer Kaurismäki-Film geworden: langsam in Szene gesetzt und mit skurrilen Gestalten besetzt, die vorwiegend am Rande der Gesellschaft agieren. Auch Kaurismäki-SchauspielerInnen wie Kati Outinen sieht man in diesem Film.

Erzählt wird eine Geschichte aus dem Migrantenmilieu. Ein Container, der in Le Havre angelandet wird, fliegt auf, in ihm sind schwarzfarbige Migranten. Ein Junge kann fliehen, und ein älterer Schuhputzer (in Frankreich?) versteckt den Jungen in seiner Wohnung. Die sozialen Beziehungen im Umfeld der Wohnung und die kleine benachbarte Kneipe stehen im Mittelpunkt der Handlung, die Polizei ist dem Flüchtling auf der Spur, wird jedoch aus den eigenen Reihen behindert.

Kaurismäki gelingt ein netter, gutherziger, man kann auch sagen toleranter oder naiver Film, der vielleicht zu seinen besten gehört. Aber man muss ein Faible für so ruhige Filme haben. “Slow Food für die geschundene Kinogängerseele”, sagt kino-zeit.

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Veit Helmer hatte das Bedürfnis, einen Märchenfilm zu drehen. Baikonur spielt – wie der Name schon sagt – im Umfeld der russischen Steppen-Raketenstartbasis. In der Nähe wohnen Viehhalter. Ihr Hauptverdienst ist die Bergung der Raketenteile, die irgendwo in der Steppe niedergehen und an die Chinesen verkauft werden können. Bei der Landung einer jungen Französin ist ein junger Bursche eher am Landungsort als die anderen und schleppt die ohnmächtige hübsche französische Astronautin in seine Jurte ab.

Später wacht die Französin auf und kann sich an nichts erinnern. Er “verkauft” ihr, seine Verlobte zu sein. Auf einem Eselchen reiten sie in die Berge zu einer Höhle und verbringen eine Liebesnacht ….

Der Film ist nicht schlecht, punktet vor allem mit der Steppenlandschaft und der bizarren Szenerie, etwa des Dorfes, in dem die Jurten mit Raketenteilen veredelt werden. Dennoch, insgesamt eine auch naiv wirkende Geschichte, deren Dialoge und SchauspielerInnen keine besonderen Akzente setzen können. Mehr zum Film könnt ihr z.B. bei kino-zeit nachlesen.

Ruba Nadda's Film Cairo Time handelt von einer Frau (Patricia Clarkson), die ihren Mann in Cairo besuchen will. Dieser ist jedoch beruflich verhindert, so dass sie ca. 2 Wochen (fast) alleine in der Stadt verbringen muss. Ihr Mann beauftragt einen ägyptischen Vertrauten, der ihr die Stadt zeigt und ihr auch emotional nahe kommt.

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Schon diese Kurzzusammenfassung zeigt, dass die Story etwas dünn ist. Der ruhige und etwas melancholische Film kann denn auch nur mit einer sympathischen Protagonistin und schönen Ägypten-Bildern aufwarten, die die zeit zu der Meinung veranlasst, es würde sich beim Film überwiegend um “plumpe Ägypten-Folklore” handeln – vielleicht ein etwas zu hartes Urteil, aber ein “großer Wurf” ist der Regisseurin mit diesem Film nicht gelungen.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Cairo Time: muss nicht unbedingt sein.
Baikonur: muss nicht unbedingt sein.
Le Havre: tendenziell eher unwahrscheinlich.

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