Filme

Mittwoch, 21. September 2016

Im Kino – Mahana und andere Filme

 photo BB0552-Mahana_zpseru5ts1i.jpg

Lee Tamahori's Film Mahana - Eine Maori-Saga nach einem 1994 veröffentlichten Roman von Witi Ihimaera spielt im Neuseeland der 1950er Jahre und handelt von zwei konkurrierenden Maori-Clans, die im Schafe-scheren-Geschäft ihr Geld verdienen. Das war schon damals Akkord-Arbeit im Auftrag der weißen Herren, und hier im Film sieht man neben Schafherden und -weiden auch Szenen aus Scher-Wettbewerben, die den Film ganz reizvoll machen, auch wenn sie eher eine Nebenrolle spielen.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht vielmehr der Patriarch der einen Familie, der die gesamte Großfamilie diktatorisch leitet und über alles entscheidet – auch beispielsweise, ob die Enkel ins Kino gehen dürfen. Durch die Sturheit eines Enkels, der sich häufiger mal widersetzt, kommt es zunehmend zu Spannungen, die dazu führen, dass ein Teil der Großfamilie ausgestoßen wird. Doch sie dürfen in das verlassenen und baufällige Haus der Großmutter ziehen und treten fortan als Kokurrenten auf.

Der Film ist über weite Strecken ziemlich gut gemacht und hat starke Charaktere, kann bloß mit seinem aufgesetzt wirkenden Happy End (nach dem Tod des Patriarchen) nicht so recht überzeugen. „Mahana, auf angenehme Art langsam inszeniert, schillert in allen Pastelltönen der Nostalgie“, meint der tagesspiegel.

 photo BB0553-Alles_was_kommt_zpsckb2ac0b.jpg

Mia Hansen-Løve's Film Alles was kommt ist ein schöner, gemütlicher Frankreich-Film. Er spielt in Paris, in der Bretagne (in einem Ferienhaus) und in den französischen Alpen (bei einer Landkommune) und handelt von einer Philosophielehrerin (Isabelle Huppert), deren Leben aus den Fugen gerät, weil relativ plötzlich - jedenfalls zeitlich nah beieinander – die Mutter zunehmend ihren Depressionen verfällt, ihr Mann sie verläßt und ihr Verlag neue Gestaltungswünsche für ihre Schulbücher hat.

Diese Beziehungsgeschichten werden alle sehr überzeugend und natürlich in Szene gesetzt, ohne dass die Welt zusammenbricht. Visuell ansprechende Orte und Wohnungen prägen außerdem den Film – und Isabelle Huppert ist sowieso eine tolle Schauspielerin. Die Katze ihrer zunächst ins Seniorenheim kommenden Mutter kann aber auch gefallen.

Ein „Film, in dem alles schnell geht und über dem dennoch eine ruhige Melancholie liegt“, meint die faz.

 photo BB0554-Landarzt_zpsnqgq8cmi.jpg

Thomas Lilti's Film Der Landarzt von Chaussy spielt - trotz des betulichen Titels – in der Gegenwart und handelt von der Arbeit eines französischen Provinz-Landarztes. Nach einer Tumor-Diagnose muss dieser kürzer treten, und ihm wird eine Ärztin als Mitarbeiterin aufgedrängt. Mal zusammen, mal getrennt gehen sie mit zahlreichen Hausbesuchen neben den Praxisstunden ihrer arbeitsintensiven Tätigkeit nach und kommen sich auch etwas näher.

Den Film kann man am besten als gepflegt-gemütlich bezeichnen, und als Landarzt-Portrait ist er durchaus mal interessant anzusehen. Viel Kino-Potenzial hat die Umsetzung aber nicht.

Ein geradezu rührend positives Bild von all den Orten, an die niemand [als Arzt] mehr gehen möchte“, meint die stuttgarter-zeitung.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Alles was kommt: ja, vielleicht.
Mahana: ja, vielleicht.
Der Landarzt von Chaussy: tendenziell eher unwahrscheinlich.

Montag, 8. August 2016

Im Kino – La Isla Minima und andere Filme

 photo BB0534-La_Isla_Minima_zpscsp3whlg.jpg

Alberto Rodríguez' relativ düsterer Film La Isla Minima spielt um 1980 in der Delta-Landschaft des Guadalquivir, Andalusien und besticht vor allem mit Atmosphäre und Bildern aus einer eigentümlichen Agrarlandschaft. Zwei Kommissare, von denen der eine eine dunkle Vergangenheit hat, werden dort hingeschickt, um nach zwei verschwundenen Mädchen zu forschen. Sie finden die ermordeten Mädchen und beginnen mit Nachforschungen in deren Bekanntenkreis, die sich zunehmend als gefährlich erweisen.

Dieser vielfach ausgezeichnete und visuell atemberaubende Thriller des Regisseurs Alberto Rodríguez gilt zu Recht als einer der besten spanischen Filme der letzten Jahre“, ist im Bieler Tagblatt nachzulesen.

 photo BB0536-Julieta_zpsjlyosz67.jpg

Pedro Almodóvar's Film Julieta handelt vom Leben einer Frau, deren Tochter mit ca. 16 Jahren den Kontakt zu ihr abbrach. Der Film beleuchtet ihr Leben mit dem Vater der Tochter und die Hintergründe in Rückblenden, die ca. 25 Jahre zurückreichen, während die Frau in ihrer Madrider Wohnung sitzt, ihre aktuelle Beziehung abbricht und lieber auf ihre Tochter wartet, die nicht kommt. Dies ist durchaus interessant erzählt, ohne dass der Film aus meiner Sicht allerdiings echte Höhepunkte zu setzen vermag.

Immer wieder schafft Almodóvar intime Frauenporträts von berückender Schönheit und bewegender Emotionalität“, meint die Neue Zürcher Zeitung.

 photo BB0535-Nur_wir_drei_gemeinsam_zpssxviule9.jpg

Kheiron's Film Nur wir drei gemeinsam erzählt eine Flüchtlings- und Culture-Clash-Geschichte, die in den 1950er Jahren im Iran beginnt und etwa um das Jahr 2000 in Paris endet. Er erzählt aus der Perspektive eines Regierungsgegners von Jahren im Gefängnis unter dem Schah-Regime, Freilassung, bald dann allerdings Konfrontation mit dem Ajatollah-Regime und Flucht über die verschneiten Berge sowie von der neuen Heimat in einer Pariser Ghetto-Siedlung. Und er erzählt auch von einer starken Frau.

Der Film besticht durch talentierte SchauspielerInnen, witzige Szenen, kluge Dialoge, Warmherzigkeit, ohne in volkstümelnde Slapstick-Szenen abzugleiten. Eine böse Geschichte gutmütig-ironisch subversiv ausbalanciert zu erzählen, ist – glaube ich – große Kunst.

Kheiron ist das kleine Kunststück geglückt, der tragischen Geschichte seiner Figuren mit Humor zu begegnen, ohne sie der Lächerlichkeit preiszugeben“, meint kino-zeit.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

La Isla Minima: ja, wahrscheinlich.
Julieta: tendenziell eher unwahrscheinlich.
Nur wir drei gemeinsam: ja, vielleicht.

Mittwoch, 20. Januar 2016

Die besten Kinofilme in 2015

Ich finde, es ist immer schwierig, über die besten Kinofilme zu entscheiden - und es ist völlig subjektiv. Ich habe 71 Kinofilme in 2015 gesehen, eine relativ hohe Zahl, die ich zuletzt nur in 2010 getoppt hatte. Odeon, OFF und Filmpalette waren die am häufigsten besuchten Kinos (zusammen 61 %).

In 2015 habe ich keinen der wirklich erfolgreichen Kinofilme gesehen, geschweige denn für gut befunden. Klar, auf Platz 1 steht „Star Wars - Das Erwachen der Macht“, der hier allein im Cinedom 10 mal am Abend lief. Die Liste der erfolgreichsten Filme in Deutschland könnt ihr bei insidekino ansehen. Auf Platz 22 kommt mit „American Sniper“ der erste Film, den ich gesehen habe. Der war auch ziemlich gut, ist aber dennoch nicht in meine Liste gekommen. Für „Imitation Game“ auf Platz 44 und „Still Alice“ auf Platz 61 gilt das auch. Erst auf den Plätzen 80 und 83 kommen zwei Filme, die ich zu den besten des Jahres zähle, nämlich „Sicario“ und „Wild - Der große Trip“.

Tendenziell empfinde ich das Kinogeschäft als zunehmend ätzend. Schrottige Filme versperren die großen Kinosäle, und die guten Filme laufen zwar in guten, aber oft kleinen Kinosälen, so dass man gelegentlich keine Karte mehr bekommt, wenn man hinläuft.

Die 23 Filme, die mir vielleicht am besten gefielen, werden nun steckbriefartig gelistet, sortiert alphabetisch nach den Regisseuren:

 photo z-Inherent_Vice_zpsabbefvbm.jpg

Paul Thomas Anderson hat mit Inherent Vice nach einem Roman von Thomas Pynchon einen guten, marihuana-vernebelten Film inszeniert. 1970 in Kalifornien, ein Privatdetektiv, selbst Hippie, wird von seiner Ex-Freundin gebeten, ihren derzeitigen Lover, einen Immobilienhai, zu schützen bzw. zu finden. Darum geht's.

Lose Erzählnebenstränge und Rückblenden prägen den Film und tragen zur Desorientierung bei.

Die Atmosphäre, die Dialoge, die Mimik der ProtagonistInnen und der Soundtrack, der direkt mit Musik der deutschen Band Can beginnt, sind toll. Auch die Hippie-Mädchen, allen voran Katherine Waterston als Ex-Freundin.

 photo z-A_Most_Violent_Year_zpsnoctdtj4.jpg

J. C. Chandor's Film A Most Violent Year spielt Anfang der 1980er Jahre in New York und erzählt von einem erbitterten Konkurrenzkampf im Heizölgeschäft. Ein Unternehmer will expandieren, im Hafen ein großes Grundstück mit Heizöltanks kaufen, er muss sich verschulden, doch seine Tankwagen werden auf offener Straße überfallen und seine Mitarbeiter bedroht. Gleichzeitig ermittelt die Kripo gegen ihn wegen Steuerhinterziehung und anderer Delikte.

Dieser Film ist spannend gemacht und hat einen erheblichen emotionalen Tiefgang bezüglich der Frage, wie man mit den Problemen umgeht und welche Gegenmaßnahmen zu ergreifen sind. Außerdem kann die Szenerie abbruchreifer Industriegrundstücke faszinieren.

 photo z-Zimmermaedchen_Lynn_zpsdtmrxudl.jpg

Ingo Haeb's Film Das Zimmermädchen Lynn findet seine Schauplätze u.a. in Köln und Bremerhaven. Das Zimmermädchen ist neugierig, versteckt sich auch schon mal unter'm Bett, bevor die Gäste kommen. Nebenbei fickt sie gelegentlich ihren eher unwillig wirkenden Chef. Beim Nachgehen ihres abgründigen Hobbies wird das Zimmermädchen Zeugin einer Sado-Maso-Szene, als ein Hotelgast eine Lady empfängt und sie gerade unter deren Bett liegt. Fasziniert von der Frau, ermittelt sie deren Kontaktdaten und macht ebenfalls ein Date aus.

Der Film ist ziemlich voyeuristisch, mitunter ist es sogar sinnlich, dem Zimmermädchen beim Putzen zuzusehen, denn das macht Lynn auch mit Hingabe. Auch stilistisch ein guter Film.

 photo z-Carol_zps8mdnc65x.jpg

Todd Haynes erzählt in Carol nach einem Roman von Patricia Highsmith von einer lesbischen Liebesgeschichte Anfang der 1950er Jahre in New York. Die Frauen, die eine etwas älter, mondän und gut situiert, die andere sehr jung, unerfahren und als Verkäuferin in einem Kaufhaus arbeitend, lernen sich über den Kaufhaus-Kontakt kennen. Beide sind mit Männern liiert, verreisen dennoch zu zweit mit dem Auto. Doch der älteren Frau droht der Entzug des Sorgerechts für ihre Tochter, so dass die Liebesgeschichte zunächst ins Stocken gerät.

Der sehr einfühlsame Film besticht mit der darstellerischen Leistung seiner Hauptdarstellerinnen, der exquisiten visuellen Rekonstruktion der 1950er Jahre und mit seinem ruhigen emotionalen Soundtrack. Vielleicht der beste Liebesfilm in 2015.

 photo z-Men_and_Chicken_zpsnkfxxdps.jpg

In Anders Thomas Jensen's Film Men & Chicken müssen zwei Brüder kurz vor und nach dem Ableben des Vaters realisieren, dass der alte Mann gar nicht ihr Vater ist und dass sie noch drei Brüder haben, die auf einer kleinen Insel namens Ork leben. Sie machen sich auf dahin und finden ihre drei Brüder, die ziemlich verwahrlost und debil zusammen mit vielen Haustieren in einer riesigen Hospital-Ruine hausen.

Der Empfang ist nicht gerade erfreulich.

Das ist in Kulisse, Handlung und Schauspielerleistungen ein überzeugend gemachter und bizarrer Film, aber er ist sicher nicht allen KinogängerInnen zu empfehlen, denn halbwegs normale Szenen sind rar gesät und auch die Hühner können schon mal menschliche Füße haben.

 photo z-Homesman_zps2xqgrvsq.jpg

In Tommy Lee Jones' Western The Homesman macht sich eine resolute Frau mit einem von Pferden gezogenen „Gefängniswagen“ auf, drei schwer psychisch gestörte Frauen durch die Prärie zu einer Pfarrersfrau in zivilisiertere Gebiete im Osten Amerikas zu bringen. Anfangs rettet sie einen alten Outlaw vor dem Tod durch Erhängen und verpflichtet diesen, sie zu begleiten. Schräge Gestalten, Indianer, Unbilden der Natur und die drei störrischen Frauen verzögern ihr Fortkommen.

Die HauptdarstellerInnen können voll überzeugen, denkwürdige Begegnungen, Szenen und Dialoge bietet der ungewöhnliche Film auch.

 photo z-Virgin_Mountain_zpsubd1eppg.jpg

Dagur Kári's isländisches Sozialdrama Virgin Mountain handelt von einem übergewichtigen, gutmütigen 43-jährigen Mann, der noch bei seiner Mutter wohnt, am Flughafen arbeitet, skurrilen Hobbies nach geht und eines Tages von seiner Mutter und ihrem Freund einen Tanzkurs-Gutschein geschenkt bekommt. Obgleich er sich nicht in die erste Stunde des Tanzkurses traut, sondern in sein Auto flüchtet, lernt er wider Erwarten vor diesem Etablissement doch direkt eine Frau kennen.

Doch die Beziehung zu dieser Frau, die selbst Probleme hat, erweist sich ebenso wie seine Beziehung zu einigen Arbeitskollegen und Haus-MitbewohnerInnen als schwierig. Der sentimental-düstere Film ist einfühlsam und realistisch erzählt, die DarstellerInnen können überzeugen.

 photo z-Still_the_Water_zpsfmtaffpg.jpg

Naomi Kawase's Film Still the Water spielt auf einer subtropischen südjapanischen Insel und handelt von den ersten Annäherungen eines Jungen und eines Mädchens, eingebettet in den familiären Verhältnissen. Beschaulich erscheint das Inselleben, wo nicht viel passiert, aber dann eine Leiche angeschwemmt wird. Überhaupt spielt in diesem einfühlsamen Film, der direkt mit einer Ziegenschlachtung beginnt, der Tod eine zentrale Rolle.

Später sorgt noch ein aufziehender Taifun für stimmungsvolle Bilder.

 photo z-Unsere_kleine_Schwester_zpsy1nvgvrs.jpg

Hirokazu Kore-Eda's Film Unsere kleine Schwester spielt in Süd-Japan und erzählt von drei Schwestern, die in einem Holzhaus leben und erfahren, dass ihr Vater nach dem Split ihrer Eltern noch eine Tochter mit einer anderen Frau zeugte. Auf der Beerdigung des Vaters lernen sie sie kennen und bieten ihr an, zu ihnen zu ziehen. Das Mädchen willigt ein, und von da an hausen sie zu viert in dem Küstenort. Der Film erzählt vom hierarchischen Sozialleben im Haus und im Ort, auch von Sitten und Gebräuchen in Japan wie von Totenfeiern, von kulinarischen Dingen, aus der Berufswelt, den Schwierigkeiten mit den Freunden und von Vergangenheitsbewältigung.

Der Regisseurin ist ein sehr warmherziger, etwas melancholischer und genau beobachtender Film mit durchweg natürlich agierenden SchauspielerInnen gelungen.

 photo z-Staat_gegen_Fritz_Bauer_zpsqcwyanfo.jpg

Lars Kraume's Film Der Staat gegen Fritz Bauer bereitet westdeutsche Nachkriegsgeschichte auf. Fritz Bauer war Generalstaatsanwalt und jagte Nazi-Verbrecher, während die Regierung Ende der 1950er Jahre gerne alles unter dem Teppich kehren wollte. Deshalb wendet sich der vielfach angefeindete Generalstaatsanwalt schließlich an den israelischen Geheimdienst, um die Nazi-Größe Eichmann aus Argentinien zu entführen.

Dies ist ein gut gemachter Film, der sich erfolgreich bemüht, das politische und gesellschaftliche Umfeld der damaligen Zeit zu rekonstruieren und die Hintergründe zu beleuchten und dem es dabei – ohne jede Action – gelingt, auch noch Spannung zu erzeugen.

 photo z-Fuer_immer_Adaline_zpsvagi1gg1.jpg

Lee Toland Krieger's Film Für immer Adaline spielt ca. zwischen 1950 und 2035 und handelt von einer Frau, die im Alter von 29 Jahren auf Grund externer Ereignisse (Blitzschlag etc.) nicht mehr altert. In einer Zeit der Repression in den USA (Kommunistenhatz) muss sie sich fortan gelegentlich verbergen und auch später etwa alle 10 Jahre ihren Wohnsitz und ihre Identität wechseln, um nicht aufzufallen. Das bringt Probleme im Liebesleben mit sich, aber den Kontakt mit ihrer Tochter hält sie – auch als diese bereits visuell ihre Oma sein könnte.

Dies ist in weiten Teilen ein sehr schöner romantisch-sentimentaler Film, der insbesondere von seinen HauptdarstellerInnen lebt und auch einen schönen Sountrack hat.

 photo z-Slow_West_zpsc2ct05hz.jpg

John Maclean's Western Slow West spielt 1870 in Kanada. Weil die Freundin des jungen Protagonisten mit ihrem Vater von der schottischen Heimat nach Kanada fliehen muss, macht sich der Junge auch auf, um sie dort zu suchen. Als Greenhorn hat er dort keine Chance alleine und wird unter die Fittiche eines Kopfgeldjägers genommen. So ziehen sie auf ihren Pferden durch die einsame Landschaft gen Westen. Doch seine Freundin wird dort steckbrieflich gesucht, so dass noch andere Kopfgeldjäger unterwegs sind, um die Belohnung einzufahren.

Ein stilistisch gelungener und weitgehend desillusionierender Film, in dem meist keine Gefangenen gemacht werden.

 photo z-Maedchen_Hirut_zpstrs22cnn.jpg

Zeresenay Berhane Mehari's Ende der 1990er Jahre in Äthiopien spielender Film Das Mädchen Hirut erzählt von archaischen Bräuchen, der rückständigen Provinz und der modernen Stadt (Addis Abeba), in der Gesetze gemacht werden, die auf dem Lande nur schwer durchzusetzen sind. Hirut passiert dies auf dem Rückweg von der Schule, eine Reiterhorde kommt, verschleppt sie in eine Hütte und der Mann, der sie ausgeguckt hat, vergewaltigt sie des nachts. Das Mädchen erschießt den Mann am nächsten Morgen.

Gerade noch der Lynchjustiz entkommen, aber verletzt, wird sie in das örtliche Gefängnis gesteckt, Polizei und Dorfbewohner bereiten ihre Verurteilung vor, die Verwandten des toten Mannes verlangen ihren Tod. Eine Frauenrechtsorganisation kommt ihr zur Hilfe. Ein sehr interessanter und gut gespielter Film.

 photo z-It_Follows_zpssnmsw1wk.jpg

David Robert Mitchell's Horrorfilm It Follows handelt von einem Fluch, der beim Sexualakt übertragen wird. Das muss eine junge Frau erfahren, nachdem sie mit einem Typen im Auto Sex macht. Das Wesen in menschlicher Gestalt, mal Mann, mal Frau, mal blutig, mal nackt, kommt schleppend näher und tötet, wenn man nicht entkommen kann.

Mit Hilfe ihrer Clique versucht das Mädchen, dem „Monster“ eine Falle zu stellen.

Der Horrorfilm ist ziemlich gut gemacht und kann mit einem beunruhigenden Soundtrack aufwarten. Irgendwo in den Gegenden um Detroit entstanden, fällt in einigen Szenen auch die marode Stadtlandschaft mit zahlreichen zugemauerten, verfallenden Villen und Mehrfamilienhäusern ins Auge.

 photo z-Den_Menschen_so_fern_zpsma6bfzvf.jpg

David Oelhoffen's Film Den Menschen so fern spielt 1954 in der nord-algerischen Berglandschaft. Der Film handelt von einem Schullehrer, der eine sehr einsam gelegene Schule in den Bergen betreibt. Eines Tages wird ihm ein Gefangener aufgedrängt, den er weiter in die nächste Garnisonsstadt bringen soll. Noch bevor sie am nächsten Morgen aufbrechen, kommt es zu einer ersten Auseinandersetzung. Sie nehmen dann einen unwirtlichen Pfad durch die Berge.

Sie geraten in einem verlassenen Bergdorf nach einem Unwetter in die Gefangenschaft von Rebellen, später in eine brutale Auseinandersetzung mit den Soldaten der Kolonialmacht Frankreich.

Dies ist ein existenzialistisches Drama, das mit hervorragend kargen Landschaftsaufnahmen und guten Schauspielern überzeugt, und der Film-Soundtrack von Nick Cave's Band ist auch nicht zu verachten.

 photo z-Maisinsel_zps4k41n5cz.jpg

George Ovashvili's Film Die Maisinsel erzählt von der Entstehung, dem Aufblühen und Sterben einer kleinen Insel in einem georgisch-abchasischen Grenzfluss. Die Insel entsteht, nachdem Seitenbäche aus dem Kaukasus mal wieder viel Sediment und Schotter in den großen Fluss gespült haben. Der erste, der die Insel entdeckt, nimmt sie in Besitz, hisst eine Flagge. Es ist ein alter Mann.

Mit seinem Boot bringt der Mann Baumaterial auf die Insel und dann auch sein hübsches Stieftöchterchen, das ihm beim Bau der Holzhütte und Urbarmachung des Landes helfen soll.

Nachdem die Hütte fertig und eingerichtet ist, schlafen die beiden auch auf der Insel. Der Boden wird umgegraben und Mais gesät. Doch die Gegend ist nicht sicher, sondern Krisengebiet und auch die die Insel ist nicht von Dauer.

Das ist ein schön bebilderter, zum Teil sinnlicher Film, für Georgien-Reisende auf jeden Fall eine Must-See-Film.

 photo z-Patong_zpssibxt25s.jpg

In Susanna Salonen's Film Patong Girl fliegt eine deutsche Familie über Weihnachten nach Thailand (Phuket). Der 18-jährige Sohn verliebt sich dort in „eine schöne thailändische Frau“, die jedoch nicht ist, was sie zu sein scheint. Am Tage des Rückflugs erklärt der Sohn telefonisch der am Flughafen einscheckenden Restfamilie, nicht mitzukommen, worauf hin die Mutter ihren Koffer vom Band nimmt, um ihren Sohn zurückzuholen.

Der Film konnte mich hinsichtlich Flair, Thailand-Eindrücken, SchauspielerInnen und Story weitgehend überzeugen.

 photo z-Ewige_Jugend_zpsr0iufdl9.jpg

Handlungsort von Paolo Sorrentino's Film Ewige Jugend ist weitgehend ein Luxus-Sanatorium in den schweizerischen Alpen. Hier steigen Prominente ab, um sich mit Massagen, Konzerten und anderen Lustbarkeiten verwöhnen zu lassen. Zur Prominenz gehören auch ein alter Dirigent und seine Tochter sowie ein junger und ein alter Filmregisseur. Man philosophiert über das Leben, das Altwerden, die Vergangenheit und läßt den Sehnsüchten freien Lauf.

Der Film kann vor beeindruckender Filmkulisse mit beachtlichen Dialogen und visuellen Schauwerten aufwarten – verführerisch in Szene gesetzten schönen Frauen inklusive.

 photo z-Escobar_zpsx0ymseti.jpg

Andrea Di Stefano's Film Escobar – Lost Paradise handelt von zwei kanadischen Surfern, die an die nord-kolumbianische Küste kommen und sich dort niederlassen wollen. Der eine von ihnen lernt im Ort ein schönes Mädchen kennen und lieben. Doch sie ist eine Nichte des Drogenbarons Pablo Escobar und die zunehmende Verstrickung in den Escobar-Clan führt bald zu Problemen. Als das Medellin-Kartell in zunehmende Schwierigkeiten seitens der Presse und des Staates gerät, eskaliert die Gewalt.

Ich fand den Film ziemlich gut. Mitunter findet man Anklänge an den „Paten“ und Benicio Del Toro verkörpert den Drogenbaron famos, der lieb zu seinen Töchtern, Nichten etc. in Szene gesetzt ist, aber nebenbei Mordpläne mit und gegen seine Männer schmiedet und umsetzt.

 photo z-A_Blast_zpsgee3cg4u.jpg

Syllas Tzoumerkas' Film A Blast – Ausbruch spielt im krisengeschüttelten Griechenland und handelt von einer Frau, deren Welt zusammenbricht – sowohl ihre Ehe, als auch das Geschäft ihrer Eltern; denn ihr Mann ist Seemann und oft viele Monate weg und ihre Eltern sind – wie sie feststellen muss - total überschuldet. Der Film hat Power, ist emotional intensiv, offenbart einen brutalen Sozialrealismus, wie man ihn meist nur aus Filmen von z.B. Ken Loach kennt – und er hat viele Sexszenen. Die Haupt-Protagonistin kann schauspielerisch voll überzeugen.

 photo z-Der_grosse_Trip_Wild_zps5b15oul9.jpg

Jean-Marc Vallée's Film Der große Trip – Wild handelt von einer jungen Frau, die sich in Kalifornien alleine auf eine mehrmonatige Wanderschaft begibt, ohne im Vorfeld dies groß geprobt zu haben. Blessuren fängt sie sich bereits am Anfang haufenweise ein (Druckstellen, Schrammen, …). Sie kommt durch Wüste, Schnee, Wald, heult nachts mit den Kojoten, begegnet freundlichen und suspekten Gestalten, kämpft mit den Unbilden der Natur und anfangs auch mit der Technik ihrer Ausrüstung.

Die Frau macht einen Selbstfindungstrip. Ein toller Film.

 photo z-Sicario_zpsueddpb8a.jpg

Denis Villeneuve's Drogenkartell-Thriller Sicario spielt im Umfeld der mexikanisch-amerikanischen Grenze. Eine US-Ermittlungseinheit hat das Ziel, einige Drogenbosse auf amerikanischen und mexikanischen Boden dingfest zu machen. Eine Polizistin können sie für ihre Truppe anwerben. Mehrmals und schwer bewaffnet gehen sie mit mehreren Fahrzeugen zu Einsätzen über die Grenze, die mexikanische Polizei schließt sich ihnen mit bewaffneten Fahrzeugen an.

Dieser Film besticht durch Spannung, rasante Gefechtsszenen und hervorragende SchauspielerInnen.

 photo z-Leviathan_zpsapaxlrdi.jpg

Andrei Zvyagintsev's Film Leviathan spielt in einer Kleinstadt an der sibirischen Küste. Erzählt wird von einem Automechaniker und Fischer, der mit seiner Familie etwas oberhalb des Ortes in exponierter Lage in einem alten Haus wohnt. Die Stadt hat ihn enteignet, um dort etwas Anderes hinzubauen. Der Mann wehrt sich, und der Konflikt mit dem Bürgermeister beherrscht den Film. Unmengen Vodka werden im Film zu jedem Anlass getrunken – fast wie Leitungswasser, oft herrscht ein rauer Ton.

Die Geschichte und die DarstellerInnen wirken sehr authentisch. Hier wird viel erzählt und gezeigt aus dem russischen Leben im hohen Norden.

Link: Die besten Kinofilme in 2014.

Mittwoch, 11. März 2015

Im Kino – Still Alice und andere Filme

 photo BB0222-Still_Alice_zpspg1uvwtx.jpg

Richard Glatzer & Wash Westmoreland's Film Still Alice nach einem Roman von Lisa Genova ist mal wieder so ein emotional erschütternder Alzheimer-Film. Im Mittelpunkt steht eine Literaturprofessorin, die im Alter von ca. 50 Jahren zunehmend mentale Aussetzer bekommt, zum Arzt geht und dann bald mit der niederschmetternden Diagnose erblich bedingten Alzheimers konfrontiert wird. Danach versucht sie, Vorbereitungen zu treffen und in Harmonie mit Ehemann und ihren Kindern ihr Leben zu regeln.

Doch ihr Geist erlischt immer mehr – und schließlich verpasst sie auch den Zeitpunkt, ihren selbst gedrehten Videofilm über die versteckte Tablettendose als Anleitung zum Freitod noch zu verstehen, obwohl sie die Datei zufällig auf ihrem Laptop wiederfindet.

Es spricht einiges dafür, Julianne Moore die derzeit beste Schauspielerin Hollywoods zu nennen“, meint gamona. Das könnte sein, und es ist ein ziemlich guter Film, aber will ich ihn noch einmal sehen?

 photo BB0224-Heute_bin_ich_Samba_zpsxuwvpplm.jpg

Eric Toledano & Olivier Nakache's Film Heute bin ich Samba nach einer Romanvorlage von Delphine Coulin erzählt von einem Senegalesen in Paris und seiner Flüchtlingshelferin (Charlotte Gainsbourg), die nach einem Burn Out vorübergehend in der Hilfe-Organisation arbeitet. Weil nach 10 Jahren Frankreich-Aufenthalt und eine unglückliche Verquickung von Umständen die Abschiebung droht, spitzen sich die Ereignisse zu, zumal beide ein scheues Liebesverhältnis beginnen.

Der Film hat einige starke Szenen und Dialoge mit Charme, doch die Tendenz, ethno-komödiantische Inhalte unterzubringen, kann man ihm auch nicht absprechen (Heile-Welt- Ethno-Komödien nerven mich einfach nur). Frau Gainsbourg kann aber die meisten Filme retten.

Der Film „hält wohltemperiert die Balance zwischen Sozialstudie mit ernstem Hintergrund und pointenseliger Charakterkomödie, hütet sich allerdings peinlich davor, an Orte vorzustoßen, an denen es wirklich wehtun könnte“, meint mehrfilm treffend.

 photo BB0223-Als_wir_traeumten_zpsxyqnop20.jpg

Andreas Dresen's Film Als wir träumten – nach einem im Jahr 2006 erschienenen Roman von Clemens Meyer - spielt um 1991 in Leipzig, also kurz nach der „Wende“. Im Mittelpunkt steht eine Clique Jugendlicher, die im kleinbürgerlichen Milieu aufgewachsen und im kleinkriminellen Milieu zu Hause ist. Sie stehlen, randalieren, saufen, nehmen Drogen und haben handgreifliche Auseinandersetzungen mit Neronazis, die ihre Ruinen-Technodisco übernehmen wollen.

Erzählt wird dies aus heutiger Sicht, nachdem sich einer der Freunde gerade den Goldenen Schuss gesetzt hat. Eingeflochten sind spröde Erinnerungen an die Schulzeit einige Jahre vor der Wende.

Es ist eine ziemlich finstere, überwiegend destruktiv veranlagte Jugendzeit von Verlierertypen, von der der Regisseur hier erzählt. Auch mit den Frauen läuft hier nicht viel.

Der Wunsch, aufzubrechen, scheitert an der Frage, wohin“, meint critic.

Aus meiner Sicht fehlt es dem Film an Magie und Atmosphäre, und die zur Schau gestellte Destruktivität aller Protagonisten störte mich, aber die Locations sind gut gewählt.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Still Alice: tendenziell eher unwahrscheinlich.
Heute bin ich Samba: tendenziell eher unwahrscheinlich.
Als wir träumten: tendenziell eher unwahrscheinlich.

Samstag, 7. Februar 2015

Die besten Filme im Kinojahr 2014

Ich habe 69 Filme geguckt, davon sind allerdings nur 2 Filme (Interstellar & Lucy, Platz 13 & 14) in der Top 33 (Filme mit > 1 Mio. Besuchern) der erfolgreichsten Kinofilme in Deutschland im Jahr 2014. Gesehen habe ich auch noch die Nr. 3 (Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1) – allerdings erst in 2015.

Die meisten Filme habe ich in meinem Stadtteil-Kino Odeon gesehen (18), gefolgt von Cinedom und OFF (je 12) sowie 27 Filme in 6 weiteren Kinos. Hier gab es Verschiebungen, denn die Plätze 2 und 3 teilten sich in 2013 Cinenova und Rex. Letzteres war aber wohl die meiste Zeit des Jahres 2014 geschlossen, und das Cinenova ist besonders im Winter benachteiligt, weil es am weitesten weg liegt.

Meine mühsam ausgesuchten 23 Favoriten des Kinojahres 2014 in unsortierter Reihenfolge:

 photo z_Zwei_Gesichter_des_Januars_zpse5b01b37.jpg

Hossein Amini's Film Die zwei Gesichter des Januars basiert auf einen Roman von Patricia Highsmith und spielt Anfang der 1960er Jahre in Athen, überwiegend aber auf Kreta und am Ende in Istanbul. Ein Paar und ein Fremdenführer müssen aus Athen fliehen, nachdem sie im Hotel beim Verstecken einer Leiche beobachtet wurden. Mit dem Fremdenführer, der nur zufällig in diese Geschichte hineingezogen wird, bahnt sich eine explosive Dreiecksgeschichte an, die tragisch endet. Der Film ist gut anzusehen und so schön altmodisch inszeniert - und er hat schöne Kreta-Bilder.

 photo z_Maze_Runner_zps8e56ecbf.jpgWes Ball's Endzeit-Drama Maze Runner: Die Auserwählten - Im Labyrinth überzeugt visuell und tontechnisch sowie durch viele Spannungsmomente. Ausgangspunkt der Geschichte ist eine größere Gruppe von Jugendlichen, die sich nach und nach auf einer von riesigen Mauern umgebenen Lichtung wiederfinden. In der von Wänden umgebenen Lichtung gibt es Tore, die sich einmal am Tag öffnen und in ein Labyrinth führen. Doch im Labyrinth lauern spinnenartige große Monster, die eine Erforschung gefährlich machen.

 photo z_Good_Vibrations_zpsd24c3f03.jpgLisa Barros D'Sa & Glenn Leyburn's Film Good Vibrations erzählt von einem Schallplattenladen, der 1970 von einem Plattenfreak (Tim Hooley) in Belfast gegründet wurde - mitten in den blutigen Wirren des Nordirland-Konflikts. Es ist aus meiner Sicht ein ausgesprochen gelungener Film. Zeit, Geschichte, Anarchie, Konflikte, Gründerstimmung, Konzerteindrücke und zwischenmenschliche Beziehungen sind perfekt eingefangen - und die schausplelerische Leistung insbesondere des Plattenfreaks (Richard Dormer) ist überragend.

 photo z_Lucy_zpsafe3a4ee.jpgLuc Besson Film Lucy erzählt von einer jungen Frau (Scarlett Johansson), die in einer koreanischen Stadt der Mafia in die Quere kommt und darauf hin als Drogenkurier mit in den Bauch eingenähter Droge eingesetzt wird. Doch die Droge gelangt in ihren Körper und verleiht ihr übermenschliche Intelligenz. Sie kann ihre Gehirnkapazität immer besser nutzen und ihre Sinne werden wesentlich empfindlicher. Gleichzeitig erwirbt sie auch die Fähigkeit, physikalische Kräfte zu manipulieren und kann so ihre Gegner auszuschalten. Visuell toll gemacht.

 photo z_Snowpiercer_zps6dbaaf1b.jpgJoon-ho Bong's im SF/Phantastik-Bereich angesiedelter Film Snowpiercer hat als Ausgangslage ein Klima-Experiment, das schief läuft und eine neue Eiszeit einleitet. Durch diese vereiste Landschaft fährt ein langer Zug, der nie anhält. In diesem Zug gibt es eine Klassengesellschaft - vorne die Herrscher und die gehobenen Klassen, die in Saus und Braus leben und die Kontrolle über die Lebensmittel haben und in den hinteren Abteilen die Armen. Es kommt zum Aufstand. Der zum Teil brachiale Film kann mit bizarren Settings und Ideen glänzen.

 photo z_A_Most_Wanted_Man_zps2494539c.jpgAnton Corbijn's Agenten-Thriller A Most Wanted Man spielt überwiegend in Hamburg und handelt von verdeckten Operationen des deutschen und amerikanischen Geheimdienstes, die zum Ziel haben, islamische Terroristen und deren Geldgeber zu enttarnen und auszuschalten. Ein aus Russland eingereister Islamist, der von einer deutschen Anwältin geschützt wird, steht dabei im Fadenkreuz der Ermittlungen. Dieser ruhige (es fällt kein Schuss), aber gleichwohl spannende und routiniert gemachte Agenten-Thriller mit Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Hauptrolle, in dem es mehr um Strategie und Taktik geht, läßt Hamburg in einem anderen Licht erscheinen.

 photo z_Godzilla_zpsd32de3a2.jpgEin gelungener Monsterfilm ist Godzilla, den Gareth Edwards neu inszeniert hat. Es gibt viele tolle Bildsequenzen in diesem Film, die mitunter auch an Klassiker wie „Alien“ erinnern. „Das große Staunen“ Spielberg'scher Machart spielt eine große Rolle im Film. Menschen warten auf das, was - angekündigt - aus dem Meer oder zu Fuß auf sie zukommt. Und diese Ungeheuer sind vertieft in ihrem Kampf, die Menschen interessieren sie nur am Rande. Apokalyptisches Szenario, Atmosphäre und Soundtrack stimmen weitgehend in diesem Film.

 photo z_Die_langen_hellen_Tage_zps3f49e1d9.jpgNana Ekvtimishvili & Simon Groß' Film Die langen hellen Tage spielt in Tbilisi/Georgien um 1992. Im Mittelpunkt des Films stehen zwei Freundinnen, die sich durch das tägliche Leben schlagen. Das Leben ist geprägt durch eine marode wirkende Stadtlandschaft, beengte und etwas demolierte Familienverhältnisse und latente Gewalt. Der Gesprächston ist überwiegend rau, die Mädchen/Frauen spielen beunruhigend oft mit einer [echten] Schußwaffe rum. Alles wirkt sehr authentisch lebensnah, die DarstellerInnen können vollauf überzeugen.

 photo z_Le_Passe_zps5bff8ca8.jpgAsghar Farhadi' s Film Le Passé - Das Vergangene ist ein Familiendrama, das im iranischen Milieu in Paris spielt. Im Mittelpunkt steht ein seit Jahren getrennt lebendes Paar. Der Mann kommt aus dem Iran nach Paris, um auf Bitte seiner Frau die Scheidung zu vollziehen. Er zieht bei seiner Frau vorübergehend ein und muss sich fortan mit den Konflikten der Frau, die diese insbesondere mit ihrer Tochter hat, auseinandersetzen. Die emotional-intensiv und dabei sehr natürlich agierende Riege der SchauspielerInnen sowie die vorgestellten Konfliktlösungsstrategien sind das große Plus des Films. Auch das umgebende Ambiente (Wohnung der Frau, Wäschereibetrieb des Mannes, ..) sind authentisch gewählt.

 photo z_Madame_Mallory_zps57883856.jpgLasse Hallström's Film Madame Mallory und der Duft von Curry ist ein romantisches Sozial-Ethno-Märchen. Vertrieben von Unruhen, gelangt eine indische Gastronomie-Familie über England nach Süd-Frankreich. Eine Autopanne lässt sie in einer kleinen südfranzösischen Stadt stranden. Etwas außerhalb der Stadt sieht der Familienvorstand ein verfallendes Anwesen, das zum Verkauf steht, und bald haben sie es gekauft. Nur, auf der anderen Straßenseite, liegt ein Sterne-Restaurant. Sodann beginnt ein Nachbarschaftskrieg, aber am Ende raufen sich alle zusammen.

 photo z_1001_Gramm_zps730140ce.jpgBent Hamer's Film 1001 Gramm erzählt aus dem Leben einer Dame des norwegischen Eichinstituts, die mit der Bewältigung des Todes ihres Vaters und dem Ende ihrer Beziehung zu kämpfen hat. Dann muss sie nach Paris fahren, um das üblicherweise schwer gesicherte norwegische Eich-Kilogramm im Rahmen einer Tagung kontrollieren zu lassen. Auf der Rückfahrt verunglückt sie mit ihrem Elektroauto und beschädigt das Gewicht, so dass sie wieder zurück nach Paris muss. Dort lernt sie einen Mann kennen. Dies ist ein ruhiger, kleiner, mitunter etwas skurriler norwegischer Film.

 photo z_Edge_of_Tomorrow_zpsa16e1877.jpgDoug Liman wagt sich mit Edge of Tomorrow in das SF-Genre. Ideentechnisch angelehnt an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993) wird erzählt, wie man Fortschritte machen kann, wenn ein Ereignis immer wieder von vorne beginnt. Man lernt aus den Fehlern. Doch hier geht es nicht um Liebe, sondern um krakenähnliche Aliens, die dabei sind, die Welt zu erobern. Und die Zurücksetzung der Zeit wird auch nicht durch den Schlaf, sondern durch den Tod des Protagonisten (Tom Cruise) ausgelöst. Viele Kampfszenen, überzeugende Szenerien und gute ProtaginistInnen zeichnen den Film aus.

 photo z_Boyhood_zps0ff2395b.jpgRichard Linklater erzählt in seinem Film Boyhood von einem Jungen im Alter von 6 bis später 18 Jahren, seiner persönlichen Entwicklung, seiner Patchwork-Familie. Er hat eine Schwester, die Eltern trennen sich, doch der Vater hält zu seinen Kindern, besucht sie an den Wochenenden. Die Frau versucht mehrere neue Beziehungen, unterstützt aber auch die Kinder. Sie ziehen aber auch häufiger mal um. Pubertät, erste Liebe, Clique, Highschool sind wichtige Ereignisse. Hinsichtlich seiner Milieu-Schilderungen und Beziehungsgeschichten ein sehr authentischen und überzeugender Film.

 photo z_Offene_Tueren_offene_Fenster_zps6ada5c25.jpgMilagros Mumenthaler's in Buenos Aires spielender Film Offene Türen, offene Fenster erzählt von drei jungen Mädchen, die nach dem Tod ihrer Oma allein in deren Haus weiterleben. Der Film spielt nur im oder am Haus. Die drei gehen zur Uni oder zur Schule und haben viel Freizeit, die sie oft auf dem Sofa oder im Bett verbringen und TV schauen oder sie wühlen in Sachen im Haus rum. Und sie streiten sich. Alle versuchen so, den Tod ihrer Ersatzmutter zu verarbeiten. Der ruhige Film glänzt durch genaue, mitunter sogar sinnliche Beobachtung des Geschehens und Authenzität der sehr natürlich auftretenden Schauspielerinnen.

 photo z_300_Rise_of_an_Empire_zps51a133ec.jpgIm Mittelpunkt von Noam Murro's martialisch-gewalttätigen Historienspektakel 300 - Rise of an Empire, das nach „300“ (2007) wiederum die Auseinandersetzung der Griechen mit den Persern ca. 480 v.Chr. zum Inhalt hat, stehen Seeschlachten wie die Schlacht von Salamis. Ungeachtet aller Kritik bin ich für diese Art visueller Ästhetik wohl empfänglich. Trotz aller Gemetzel wirkt der Film nur eingeschränkt brutal, was mit der comicartigen Überzeichnung, dem rotweinfarbenem Blut und den mystisch-dunklen Lichtverhältnissen zu tun hat.

 photo z_Interstellar_zps3161a5e0.jpgVisionär und mit zum Teil grandiosen Bildern – die ProtagonistInnen fliegen hier immerhin durch ein Wurmloch und durch ein Schwarzes Loch - kommt Christopher Nolan's Science Fiction Interstellar daher. In parallelen Handlungssträngen, die ca. 80 Erdjahre umfassen, wird vom Leben auf der von Staubstürmen klima-kollabierten Erde und einer Reise eines Raumschiffs ans Ende der Zeit erzählt, auch von Liebe und Hoffnung, die die Menschheit faktisch heute kaum noch haben dürfte.

 photo z_Mr_May_zps9ddb172a.jpgUberto Pasolini's Film Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit spielt in London. Im Mittelpunkt steht ein kleiner eigenbrötlerischer Beamter, der städtische Begräbnisse für Leute inszeniert, die ohne Hinterbliebene verstorben sind. Er ist bei der Einäscherung dann meist der einzige Gast, sucht vorher in den Habseligkeiten der Menschen herum, um Hinterbliebene oder Freunde zu finden und um eine Grabrede schreiben zu können, die der Pastor dann vorliest. Seine Beerdigung wird dann später genauso enden. Mit viel Liebe zum Detail und sehr melancholisch ist diese Geschichte erzählt und hat ein ergreifendes Ende.

 photo z_Im_Labyrinth_des_Schweigens_zps71f27518.jpgGiulio Ricciarelli inszenierte mit Im Labyrinth des Schweigens einen der besten Filme dieses Jahres. Er arbeitet deutsche Nachkriegsvergangenheit auf, spielt 1958-63 und handelt von einem Anwalt, der das allgegenwärtige Schweigen über die deutschen Kriegsverbrechen im 2. Weltkrieg brechen will und schließlich einige der Täter von Ausschwitz vor Gericht bringt. Das ging nicht gegen Widerstände in höchsten Kreisen und in der Bevölkerung und belastete auch die Fahnder seelisch schwer, da sie Zeugenaussagen sammeln mussten. Der Film ist durchaus flott gemacht, zeigt auch viel 50er-Jahre-Ambiente und kann vor allem schauspielerisch überzeugen.

 photo z_Sin_City-A_Dame_to_Kill_for_zps920927d5.jpgDie Sin-City-Filme gefallen mir stilistisch und inhaltlich. Sin City 2: A Dame to Kill For spielt wieder in einer fiktiven Großstadt, wo Gewalt und Korruption an der Tagesordnung sind. Eine Erotic-Bar ist hier der Mittelpunkt. Heiße Mädchen, Spieler, Säufer, Gewalttäter verkehren hier. Die Männer sind Machos, doch auch die Frauen sind Femmes Fatales, haben einen Hang zur Gewalttätigkeit und Rechnungen zu begleichen. Erzählt werden mehrere Geschichten um Liebe, Verrat, Habgier und Rache, die ineinandergreifen. Durchweg brutal, ist der Film ab 18 freigegeben.

 photo z_Timbuktu_zpsbcc272d2.jpgIn Abderrahmane Sissako's Film Timbuktu zieht der Terror in Form einer islamisch-fundamentalistischen Gruppe in eine kleinere Stadt (Timbuktu) ein. Ähnlich wie bei den Taliban wird die Freiheit der Menschen schnell beschnitten, Vieles wie Musik hören, Singen unter Strafe gestellt und Todesurteile für Ehebruch, Totschlag etc. verhängt. Tags und nachts patrouillieren die selbsternannten Gotteskrieger durch die Stadt. Im Mittelpunkt der beeindruckend und sehr ruhig erzählten Geschichte steht dabei eine kleine Beduinenfamilie, die mit einer Fischerfamilie aneinander gerät, als ein Rind im Fluß die Fischernetze zerstört und vom Fischer mit einem Speer getötet wird. Das Recht spricht am Ende die dritte Gruppe, nämlich die Gotteskrieger, gemäß der Scharia.

 photo z_Der_Medicus_zps82e8c742.jpgNach einem berühmten und sehr erfolgreichen Roman, den der Amerikaner Noah Gordon 1986 schrieb, inszenierte Philipp Stölzl seinen gleichnamigen Film Der Medicus, der Anfang des 11. Jahrhunderts spielt und den Aufstieg eines armen Jungen zu einem sachkundigen Arzt schildert. Die Geschichte beginnt in England, wo der Junge Gehilfe eines Baders wird und zieht sich dann bis nach Persien hin, wo der junge Mann nach langer Reise durch die Wüste - bei dem berühmtesten Mediziner seiner Zeit in Isfahan in die Lehre geht. Sehr farbenprächtig und stimmig ist das alles in Szene gesetzt und der Film muss einen Vergleich mit thematisch ähnlichen Hollywood-Streifen nicht scheuen. Insbesondere die Medizin- und später die Pestszenen in Isfahan können überzeugen.

 photo z_Nymphomaniac_I_zps626270e5.jpgIn Lars von Trier's Nymphomaniac (I) liest ein älterer verklemmter Mann eine bewußtlose Frau auf der Straße auf und schafft sie in seine Wohnung. Die Frau denkt von sich, ein schlechter Mensch zu sein und beginnt dem darauf dringenden Mann ihre Geschichte zu erzählen. Sie erzählt – in Rückblenden gezeigt - meist von ihren mehr oder weniger bizarren Sexerfahrungen und von ihrem toten Vater. Aus meiner Sicht ein ansprechender Film. Dabei wird die junge Nymphomanin von Stacy Martin gespielt. Sie kann schon sehr gefallen, eine echte Neuentdeckung.

 photo z_Wir_sind_die_Neuen_zpsc026f625.jpgRalf Westhoff's Sozialkomödie Wir sind die Neuen handelt – zugespitzt – vom Generationenkonflikt. Drei alte WG-Mitglieder um die 50 beschließen wieder zusammenzuziehen und ziehen in ein Haus, wo über ihnen eine Twentysomething-Dreier-WG für ihr Examen büffelt. Von der ersten Minute an knackt es im Gebälk. Es geht um Lebenseinstellungen, Treppe putzen, Brillenmode, Musik, nachbarschaftliche Hilfe etc. Es gibt viel zu lachen/schmunzeln im Film. Und obgleich weder die eine noch die andere Gruppe typisch die Gesellschaft repräsentieren, steckt viel boshafte Wahrheit in dem Film.

Die besten Filme im Kinojahr 2013

Die besten Filme im Kinojahr 2012

Die besten Filme im Kinojahr 2011

Samstag, 31. Januar 2015

Im Kino – Der große Trip - Wild und andere Filme

 photo BB0187-Wild_zpsb44c5d3f.jpg

Dies ist ein wirklich guter Film. Jean-Marc Vallée's Film Der große Trip – Wild nach einer Geschichte von Cheryl Strayed handelt von einer jungen Frau (Reese Witherspoon), die sich in Kalifornien alleine auf eine mehrmonatige Wanderschaft begibt, ohne im Vorfeld dies groß geprobt zu haben. Blessuren fängt sie sich bereits am Anfang haufenweise ein (Druckstellen, Schrammen, blaue Flecken, abgehende Fußnägel, …).

Sie kommt durch Wüste, Schnee, Wald, heult nachts mit den Kojoten, begegnet freundlichen und suspekten Gestalten, kämpft mit den Unbilden der Natur und anfangs auch mit der Technik ihrer Ausrüstung.

Die Frau macht einen Selbstfindungstrip. Häufig sind Erinnerungen an ihre düstere Vergangenheit (Tod der Mutter, Heroinsucht, Scheidung) zwischengeschaltet.

Die meisten wirklich guten Filme zeichnet aus, dass sie bis ins Detail gut sind“, meint artechock anerkennend.

 photo BB0185-Anderswo_zpse1b849e5.jpg

Ester Amrami's Film Anderswo handelt von einem deutsch-israelischen StudentInnen-Pärchen. Sie leben in Berlin, doch die israelische Frau hat Probleme mit ihrer Master-Arbeit und fühlt sich auch nicht so recht heimisch. Spontan entscheidet sie, ihre Familie in Israel zu besuchen. Nachdem sie nach einigen Tagen nicht zurück kommt, weil ihre Oma ins Krankenhaus kommt, entscheidet ihr Freund, ihr hinterherzureisen und lernt so ihre Familie kennen.

Wie bei israelisch-deutschen Filmen oft zu sehen, überzeugen Authenzität und Alltagsnähe, die DarstellerInnen, emotionaler Gehalt und die Verquickung der Geschichte mit den politischen Umständen. Eine besonders interessante Geschichte hat der Film jedoch nicht zu erzählen.

Im interessanten Stil wird das Sprachgewirr aus deutsch, englisch, hebräisch und jiddisch so unverständlich wie die politische Lage in Nahost“, meint kommsieh.

 photo BB0186-Tribute_von_Panem_III_zpsa437b8bc.jpg

Francis Lawrence' Epos Die Tribute von Panem (III) – Mockingjay (I) setzt die Saga routiniert fort. Dieser Film ist nach meinem Eindruck finsterer als seine Vorgänger, da im Konflikt der abhängigen Staaten gegen das diktatorische Kapitol Hinrichtungen, Folter, Bombardierungen, Ruinen und Leichenfelder zunehmend das Bild bestimmen. Manipulation und Propaganda spielen weiterhin eine große Rolle im Konflikt. Erinnert mich an „1984“.

Schauspielerisch kann hier aus meiner Sicht vor allem Julianne Moore als Gegenpräsidentin punkten.

"Mockingjay macht das Kino nicht zur moralischen Anstalt, er bleibt angenehm distanziert und subversiv“, meint die sueddeutsche.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Der große Trip – Wild: ja, wahrscheinlich.
Die Tribute von Panem (III) – Mockingjay (I) : ja, wahrscheinlich (aber nicht wegen diesem Teil)
Anderswo: tendenziell eher unwahrscheinlich.

Mittwoch, 12. November 2014

Im Kino – Am Sonntag bist du tot und andere Filme

 photo BB0095-Am_Sonntag_bist_du_tot_zps35228a7c.jpg

John Michael McDonagh, der schon mit The Guard (2011) einen ansehnlichen Irland-Film hinlegte, zeigt mit seinem neuen Film Am Sonntag bist du tot die düster-zynische Seite des irischen Volkes auf. Er handelt von einem Priester, der bei der Beichte von seinem Gegenüber eine Todesdrohung erhält. Zunächst geht das Leben aber weiter, und der Priester kümmert sich um seine anderen Problem- Schäfchen. Diese befinden sich durchweg auf Abwegen, gehen außerehelichem Sex nach, wollen sich umbringen und haben insbesondere dem Glauben an Gott den Rücken gekehrt.

Das relativ finstere Werk hat von den drei hier vorgestellten Filmen sicherlich verbal den größten Tiefgang und kann auch schauspielerisch sowie mit einigen schönen Irland-Küsten- Bildern punkten. Aus meiner Sicht ein ziemlich guter Film, aber rollingstone meint, dass „mit heiliger Einfalt über Familie, Gott, Schuld und Vergebung geschwafelt wird“.

Fatih Akin's Film The Cut war einer jener Filme, den ich als diesjähriger Armenien-Reisender sehen musste. Andererseits zählt Akin sowieso zu den großen deutschen Regietalenten, deren Filme meist lohnen.

 photo BB0096-The_Cut_zps3560e949.jpg

Am Beispiel einer Familie wird erzählt vom staatlich inszenierten Völkermord an einer christlichen Minderheit vor ziemlich genau 100 Jahren im Osmanischen Reich. Frauen und Männer treten getrennt einen Todesmarsch durch die kargen Landschaften der Ost-Türkei und Syriens an. Mord und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung, aber die meisten sterben an Entkräftung und Hunger.

Der Protagonist dieser Geschichte kann entkommen und erfährt, dass auch seine Töchter überlebt haben. Reden kann er jedoch nicht mehr, nachdem ein Dolch seinen Hals verletzte.

Seine Suche nach den Töchtern, die dennoch funktioniert, führt ihn bis nach Kuba und in die USA.

Aufwendig inszeniert und gedreht in vielen Ländern, kann der Regisseur zum Teil erschütternde Bilder finden, um das Drama zu illustrieren. In der dramaturgischen Umsetzung und Beschreibung der Charaktere kommt der Film allerdings nicht ganz so gut weg.

Sein unbeirrbar instinktsicheres Kino, das traumwandlerisch auf allen Fallstricken zu balancieren schien, kommt hier jedenfalls an ein Ende“, meint die sueddeutsche zu einigen von auch anderen Kritikern bemängelten filmtechnisch konstruierten Verknüpfungen.

Ungeachtet dessen ist es ein interessanter Film, der auch an Antonia Arslan's Roman „Das Haus der Lerchen“ (2004) erinnert.

 photo BB0097-5_Zimmer_zps4c6a2380.jpg

Jemaine Clement & Taika Waititi inszenierten den Vampirfilm 5 Zimmer Küche Sarg. Dieser behandelt das alltägliche Leben in einer Vampir-WG, in der es typisch chaotisch zugeht und nach einer Mahlzeit nicht immer die (blutbespritzte) Küche gesäubert wird. Erzählt wird auch, wie man sich so kennen gelernt hat und wie man an neue Mahlzeiten kommt.

Geniale Idee, aber wegen der schwächelnden dramaturgischen Umsetzung und eher mittelmäßigen Schauspielerleistungen plätscherte der Film ohne große Höhepunkte so dahin.

Fictionbox meint jedoch, dass es eine „wunderbare, köstliche und ungemein unterhaltsame Komödie“ sei. Nun ja, vielleicht liegt es daran, dass ich auf Satiren im Allgemeinen nicht so stehe.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Am Sonntag bist du tot: ja, vielleicht.
The Cut: ja, vielleicht.
5 Zimmer Küche Sarg: ist eher unwahrscheinlich.

Mittwoch, 24. September 2014

Im Kino – Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit und andere Filme

 photo BB0073-Mr_May_zps8a4b844f.jpg

Uberto Pasolini's Film Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit spielt in London. Im Mittelpunkt steht ein kleiner eigenbrötlerischer Beamter, der städtische Begräbnisse für Leute inszeniert, die ohne Hinterbliebene verstorben sind. Er ist bei der Einäscherung dann meist der einzige Gast, sucht vorher in den Habseligkeiten der Menschen herum, um Hinterbliebene oder Freunde zu finden und um eine Grabrede schreiben zu können, die der Pastor dann vorliest.

Seine Beerdigung wird dann später genauso enden. Mit viel Liebe zum Detail und sehr melancholisch ist diese Geschichte erzählt und hat ein ergreifendes Ende. „Ein entschleunigter Film, mit exzentrischen Szenen und britischem Humor“, meint artechock.

 photo BB0072-A_Most_Wanted_Man_zps28621f45.jpg

Anton Corbijn's Agenten-Thriller A Most Wanted Man spielt überwiegend in Hamburg und handelt von verdeckten Operationen des deutschen und amerikanischen Geheimdienstes, die zum Ziel haben, islamische Terroristen und deren Geldgeber zu enttarnen und auszuschalten. Ein aus Russland eingereister Islamist, der von einer deutschen Anwältin geschützt wird, steht dabei im Fadenkreuz der Ermittlungen. Die Geheimdienste kooperieren zeitweise, verfolgen jedoch keineswegs unbedingt die gleichen Ziele und arbeiten mit unlauteren Mitteln.

Dieser ruhige (es fällt kein Schuss), aber gleichwohl spannende und routiniert gemachte Agenten-Thriller mit Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Hauptrolle, in dem es mehr um Strategie und Taktik geht, läßt Hamburg in einem anderen Licht erscheinen. Und die Geheimdienste hinterlassen einen sehr zwefelhaften Eindruck.

Ein ziemlich guter Film, in dem auch noch andere SchauspielerInnen wie Nina Hoss oder Willem Dafoe überzeugen. „Die Grenzen zwischen Gut und Böse, Recht und Unrecht verschwinden und verschwimmen zusehends ineinander“, meint press-play.

 photo BB0071-Phoenix_zps74c12bb2.jpg

Christian Petzold's Nachkriegsdrama Phoenix erzählt von einer jüdischen Frau, die schwer verletzt und im Gesicht entstellt das Konzentrationslager überlebt hat, nach West-Berlin kommt, sich der plastischen Chirurgie anvertraut und danach ihren deutschen Mann sucht, während ihre Freundin und Betreuerin sie zur Ausreise nach Israel zu überreden sucht. Sie findet ihren Mann in einem Revue-Nachtclub, doch der erkennt sie nicht.

Er sieht aber eine Ähnlichkeit, die ihn dazu verführt, diese Frau als seine Frau auszugeben, um an das Vermögen der jüdischen Sippschaft zu kommen und so schult er sie, die Gewohnheiten seiner Frau anzunehmen. Sie spielt mit.

Bei aller Liebe zum Regisseur, dessen vorangegangener Film „Barbara“ (2012) Spitze war, und zu seiner Muse Nina Hoss, diese neue Geschichte ist unglaubwürdig und kann insoweit auch nicht überzeugend verfilmt werden. Manchmal erinnern mich seine Filme mit ihren spröden Charakteren und Settings allerdings an Rainer Werner Fassbinders Nachkriegsdramen – und das ist ja kein schlechtes Omen. Und Nina Hoss kann auch auf „häßlich“ machen, im Agenten-Thriller wirkt sie deutlich attraktiver auf mich.

Basierend auf einem etwas konstruierten Szenario ist Phoenix ein spannendes, später auch bewegendes Drama über die Frage nach der eigenen Identität“, meint hingegen film-rezensionen.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit: ja, wahrscheinlich.
A Most Wanted Man: ja, vielleicht.
Phoenix: das ist eher unwahrscheinlich.

Mittwoch, 25. Juni 2014

Im Kino – Boyhood und andere Filme

 photo BB0014-Boyhood_zps739eefcd.jpg

Richard Linklater erzählt in seinem Film Boyhood von einem Jungen im Alter von 6 – 18 Jahren, seiner persönlichen Entwicklung, seiner Patchwork-Familie. Er hat eine Schwester, die Eltern trennen sich, doch der Vater (Ethan Hawke) hält zu seinen Kindern, besucht sie an den Wochenenden. Die Frau (Patricia Arquette) versucht mehrere neue Beziehungen, unterstützt aber auch die Kinder. Sie ziehen aber auch häufiger mal um. Pubertät, erste Liebe, Clique, Highschool sind wichtige Ereignisse.

Für US-Filme eher ungewöhnlich, wirkt der Film hinsichtlich seiner Milieu-Schilderungen und Beziehungsgeschichten sehr authentisch und überzeugend, auch anspruchsvoll.

Linklater hat schon andere gute Filme gedreht, von denen „Before Sunrise“ (1995) vermutlich sein erfolgreichster Film war - von daher überrascht es nicht so sehr, dass auch dieser lange, neue Film weitgehend überzeugen kann.

Ein Film, den man entweder einfach genießen kann oder mit dem man sich noch Tage später beschäftigt - einfach, weil er sich so wunderbar mit dem eigenen Leben verbinden lässt und einen in höchstem Maße zur Kontemplation anregt“, meint kino-zeit.

 photo BB0015-No_Turning_Back_zpsccefebb5.jpg

In Steven Knight's Film No Turning Back versucht ein leitender Betonbauer vom Auto aus sein Leben zu managen. Er ist im Auto unterwegs, um bei der Geburt eines Sohnes dabei zu sein. Doch es ist kein Sohn seiner eigenen Frau, mit der zum Fußball-TV-Abend verabredet ist. Und außerdem werden am nächsten Morgen riesige Betonmengen an einer Baustelle angeliefert, und er versucht, seinem Vorarbeiter die leitende Position zu übertragen und auch seinem Chef dies schmackhaft zu machen.

Währenddessen zieht das Auto seine Bahn durch die Nacht, um das Krankenhaus rechtzeitig zu erreichen. Langsam aber sicher läuft sein Leben aus dem Ruder – und auch das Krankenhaus wird er nicht rechtzeitig erreichen.

Obgleich dieser Film fast nichts anderes als den Protagonisten (Tom Hardy) am Steuer und die vorbeiziehende nächtliche Lichter- Landschaft zeigt, ist er sehr stimmungsvoll, hat einen guten Soundtrack und ist auch durchaus spannend. „Das Spannendste, was derzeit zu sehen ist“, meint die FAZ.

 photo BB0016-Words_and_Pictures_zps60154d77.jpg

Fred Schepisi's Film Words & Pictures erzählt von der Macht der Worte und der Bilder, von Lehrern, Schule, Alkohol und Liebe. Eine Malerin (Juliette Binoche) kommt an eine amerikanische Schule, um dort zu unterrichten und ein aufdringlicher Lehrer fordert sie heraus, meint, dass Worte mehr bedeuten und erzählen als Bilder. Sie inszenieren einen Schülerwettbewerb, um ihre Thesen zu beweisen.

Gleichzeitig kommen sie sich näher, doch die Alkoholprobleme des Mannes verhindern zunächst eine Beziehung.

Insgesamt ein relativ überzeugen der Film, gegen Ende jedoch vielleicht zu sehr in Richtung Happy End getrimmt. "Für eine rundum gelungene Tragikomödie, die noch dazu ihr Thema wirklich ernst nimmt, braucht es allerdings etwas mehr als eine Reihe flotter Dialogscharmützel und zwei bestens aufgelegte Hauptdarsteller", meint kritiken. Mit „Letzte Runde“ (2001) hat Schepisi wohl schon einen besseren Film hinbekommen.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Boyhood: ja, gut möglich.
No Turning Back: ja, vielleicht.
Words & Pictures: tendenziell eher unwahrscheinlich.

Mittwoch, 19. Februar 2014

Filmkonserven – Real Humans und andere Filme

 photo B3625-Real_Humans_zpsa53d86c8.jpg

Normalerweise schaue ich ja keine TV-Serien, obgleich „The Walking Dead“ Staffel 1 im letzten Jahr schon mal eine Ausnahme war. Lars Lundström's schwedische TV-Serie Real Humans - Echte Menschen (2013) lohnte allerdings, eine zweite Ausnahme zu machen, denn auch diese erste Staffel ist sehr ansprechend. Es geht in dieser Serie um das Zusammenleben von Menschen und künstlichen Menschen (Androiden), die man in Spezial -Warenhäusern kaufen kann, um den Menschen das Leben zu erleichtern.

Wofür man Androiden eben so braucht: Haushaltshilfe, Sex, Altenpflege etc. In dieser Serie ist man so weit, die Androiden auch für einfache Tätigkeiten in Fabriken und Büros einzusetzen.

Angesiedelt in einer noblen und klinisch sauberen Vorstadt-Siedlung, hat die Serie mehrere Handlungsstränge in einer normalen Familie, in verkrachten Beziehungen, aber auch im kriminellen Sektor, da einige Androiden „befreit“ wurden und ähnlich wie im berühmten Film „Blade Runner“ ein selbstbestimmtes gefährdetes Leben führen.

Visuell und intellektuell anspruchvoll werden die diversesten Themen angesprochen einschließlich der Androidenrechte, Religion und Arbeitswelt.

Das Verrückteste und beste an dieser Serie ist die Normalität der Computermenschenwelt“ und „Das Problem ist nicht die neue Maschine, das Problem ist der alte Mensch“, wie die zeit treffend feststellt.

 photo B3626-Die_zwei_Leben_der_Veronika_zps53c7fcb3.jpg

Krzysztof Kieślowski's französisch-polnischer Film Die zwei Leben der Veronika (1991) sah ich nunmehr zum ersten Mal. Da mir der bedauerlicherweise 1996 verstorbene Regisseur gefiel, versprach dies einen guten Film. Letztendlich ist dies aber ein typisch konstruiert wirkender Art House Film, der zwar auch zu gefallen weiß, aber in seiner ruhigen Machart bereits etwas angestaubt wirkt.

Erzählt wird von einer Frau in Frankreich, die unbewußt eine Seelenverwandtschaft zu einer Frau in Polen verspürt und aus dem seelischen Gleichgewicht gerät, als diese stirbt.

Im Laufe der Geschichte wird klar, dass sie diese Frau früher auch mal getroffen bzw. genauer gesagt photographiert hat, als sie Jahre zuvor in Krakau zu Besuch war.

Der Film punktet mit seiner mittelalterlich inspirierten Filmmusik und seiner schönen sensiblen Protagonistin (Irène Jacob), die die Rolle beider Frauen spielt. Sie gewann damit den Preis für die beste Darstellerin auf den Filmfestspielen in Cannes.

Manchmal erweckt das Zusammenwirken aus Schauspiel, Kamera und Musik beim Zuschauer gar den Eindruck, einem Traum beizuwohnen“, meint kino-zeit.

 photo B3627-El_Topo_zps0498725e.jpg

Alejandro Jodorowsky's mexikanischer Spielfilm El Topo (1970) gilt als ein Klassiker - „das Meisterwerk für alle Sinne“, meint die filmzentrale. Das möchte ich bezweifeln, denn auch dieser Film wirkt angestaubt und mit dieser Meinung stehe ich sicher nicht alleine da. Ich sah ihn kürzlich im Kino in einer ziemlich rotstichigen Kleinbildfassung, weil es momentan anscheinend so eine Art Jodorowsky-Fieber gibt.

Wovon der Film handelt, ist schwer zu umreißen. Sinnsuche, Rache, Vergebung, Liebe, Mord und Totschlag, Dekadenz der Mächtigen sind Themen. Und alles ist prächtig bizarr und surreal.

Ein Revolverheld zieht durch die Gegend, findet niedergemetzelte Dorfbewohner, sucht die Banditen, bringt diese um, befreit dabei eine Sklavin, die ihn anspornt, in der Wüste nach vier weiteren Revolverhelden zu suchen. Diese leben dort – getrennt voneinander - wie kauzige Einsiedler, mal mit Kaninchen, mal mit Löwe und Frau, mal in einem Turm. Der Revolverheld tötet sie ebenfalls.

Eine weitere Frau betrat die Szene, die Frauen verlieben sich, verletzen den Revolverhelden schwer oder töten ihn. In der nächsten Szene ist dieser eine Art Messias, lebt in einem Höhlenberg mit kleinwüchsigen oder verkrüppelten Menschen zusammen. Er befreit sie, sie stürmen ins Dorf, werden dort fast alle direkt erschossen, woraufhin der Messias die Dorfbewohner erschiesst und sich schließlich selbst richtet.

Wie bildgewaltig und bizarr diverse Szenen auch immer anzusehen sind, die Figuren haben meist keine Seele, sind Statisten, die erschossen werden, und die dramaturgische Umsetzung des Ganzen wirkt auch nicht besonders gekonnt.

Gefangen in Köln 2.0

Ein Blog. Wenig über Knast Sex und Autos mehr über Köln Film Musik Bücher Net und Wanderungen

Kommunikation

Eine Religion braucht...
Eine Religion braucht man für dieses Verständnis nicht,...
iGing - Do, 27. Dez, 09:18
... das ist mir zu viel...
... das ist mir zu viel Ethik und Religion. Krieg gibt...
Treibgut - Mi, 26. Dez, 23:46
Ja, und das würde bedeuten,...
Ja, und das würde bedeuten, dass die un-menschliche...
iGing - Mi, 26. Dez, 01:17
Zuversicht
.... aber Du weißt, dass die Doomsday Clock in diesem...
Treibgut - Mi, 26. Dez, 00:14
"Gestaunt: die ersten...
"Gestaunt: die ersten Zeugnisse einer kriegerischen...
iGing - Fr, 21. Dez, 11:21
Untote
... eben. Dann wird es bis zum Ende aller Tage hier...
Treibgut - Mi, 20. Jun, 01:36
Ich habe das inzwischen...
Ich habe das inzwischen noch weiter eingeschränkt. Aber...
C. Araxe - Di, 19. Jun, 21:27
Hallo, das ist ein kurzes...
Hallo, das ist ein kurzes Heads-Up an die Immernoch-Blogger:...
skydance - Mo, 28. Mai, 19:35

DATENSCHUTZ

CONTACT

Der Verfasser dieses Blogs ist über folgende E-Mail-Adresse zu erreichen:

treibgut_2005[ät]gmx.de

[ät] wurde als Spam-Schutz eingesetzt und ist durch das entsprechende, eine E-Mail-Adresse kennzeichnende Tastaturzeichen @ zu ersetzen.

Translate ...

FILME


25 km/h


The Guilty

Lesestoff


Andreas Brandhorst
Das Arkonadia Rätsel


Christine Daure-Serfaty
Die Liebenden von Goundafa

Music


Poems For Laila
Dark Timber


Mamiffer
The World Unseen

Suche im Weblog

 

Status

Online seit 7033 Tagen
Zuletzt aktualisiert: Di, 13. Dez, 18:16


Counter eingerichtet am 21.12.2005:

Archiv

März 2025
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 1 
 2 
 3 
 4 
 5 
 6 
 7 
 8 
 9 
10
11
12
13
14
15
16
17
18
19
20
21
22
23
24
25
26
27
28
29
30
31
 
 
 
 
 
 
 
 
 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Credits


About
At Home
Bücher
Cologne (In the City)
Digital World
Filme
Lamentation Column
Memories of ...
Other Places
Pflanzen und Tiere
Reisen
Sounds
Talk of the Day
Wanderungen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren