Filme

Sonntag, 10. September 2017

Im Kino – Western und andere Filme

Valeska Grisebach's Film Western spielt in den bulgarischen Bergen nahe der griechischen Grenze, eine Gegend, wo wohl kaum jemand bisher gewesen ist. Das ist schon mal lobenswert. Der Film handelt von einem deutschen Bauarbeiter-Trupp, der dort erste Arbeiten für ein Wasserkraftwerk machen soll. Doch die Arbeiten gehen nur schleppend voran, weil Materialien und Wasser fehlen. Viel Freizeit, man kommt in Kontakt mit den Einwohnern eines benachbarten Dorfes.

Es kommt zu Spannungen. Und wie es in machomäßig auftrumpfenden Bauarbeitertrupps so üblich zu sein scheint, gibt es auch unterschiedliche Einstellungen der Protagonisten und hieraus resultierende Spannungen untereinander.

Der Film ist eine Studie über „Kulturkontakt“, wie er zustande kommt, wie und warum Konflikte entstehen, was passiert oder passieren kann, wenn eine Gruppe Männer in eine abgelegene Gegend verpflanzt wird und in der Nähe ein Dorf mit Frauen, Läden etc. ist – und man sich nur sehr mühsam über Sprache verständigen kann. Und das sehr authentisch-glaubwürdig in einem EU-Fall zu schildern, ist der Regisseurin gut gelungen.

Wie eine zugeneigte Ethnologin erkundet Valeska Grisebach die Mischung aus Über- und Unterlegenheitsgefühlen: die deutsche Fremdenfeindlichkeit in der Fremde“, meint die zeit.

Nur zu einem „richtigen Ende“ wollte der Film wohl nicht kommen.

Juan Carlos Medina's Film The Limehouse Golem nach einem 1994 geschriebenen Roman von Peter Ackroyd kreist um ein Londoner Komiker-Theater gegen Ende des 19. Jahrhunderts. Es gibt grausige Morde im Umfeld des Viertels. Ein Kommissar ermittelt, verfolgt Spuren, will eine Frau vor dem Galgen retten, deren toter Mann vielleicht der Serienkiller war.

Der Film punktet visuell mit sepia-düsteren Bildern, wirkte auf mich aber trotz mitunter blutigem Geschehens etwas spannungsarm und blutleer.

Eine Kriminalgeschichte, in die sich ein finsteres Grauen schleicht, das seine eigenen Geschichten erzählt, das aus all den Geschichten eines Ortes erst entstanden ist und das sich wie eine Schlinge um seine Figuren legt“, meint kino-zeit.

Calin Peter Netzer erzählt in Ana, Mon Amour ein in Bukarest spielendes Beziehungsdrama, das im StudentInnen-Milieu beginnt und Jahre später nach Familiengründung endet. Ana, die unter Angstattacken leidet, findet in dem jungen Mann einen Beschützer, der diese Rolle willig annimmt. Andere Medikamente und Psychoanalyse helfen der Frau mit der Zeit, doch mit deren zunehmender Unabhängigkeit wird der Mann dann nicht fertig, wird zunehmend paranoid und Überwachungsfreak - und muss sich schließlich ebenfalls einer Psychoanalyse unterziehen.

Zum Teil interessanter, etwas anstrengender Problem-Film mit „schrägen“ religiösen Bezügen. Bei der Beichte lässt man sich vom Priester beraten.

Ein komplexes Portrait einer ungesunden Liebesbeziehung“, meint uncut.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Western: ja, vielleicht.
The Limehouse Golem: tendenziell eher unwahrscheinlich.
Ana, Mon Amour: tendenziell eher unwahrscheinlich.

Donnerstag, 24. August 2017

Im Kino – Dunkirk und andere Filme

Christopher Nolan's Film Dunkirk ist mal wieder eine Geschichte aus dem 2. Weltkrieg, 1940 genau genommen, als die bösen Deutschen noch militärisch erfolgreich waren und britisch-französische Truppen in großer Zahl bei Dünkirchen einkesselten. Am breiten Strand warten die Soldaten auf die Evakuierung durch heimische Schiffe, von denen es (aus mir nicht so klaren Gründen) relativ wenige gibt. Ab und zu greifen Flieger oder auch U-Boote an, die einige Schiffe versenken.

Natürlich gibt es einige Protagonisten im Film, die entweder auch nach England wollen oder als Spitfire-Piloten am Himmel sich Luftkämpfe mit dem Gegener liefern. Nicht die Geschichte der Schlacht zu zeigen, sondern wie Einzelne sie erlebt haben, ist ein Pluspunkt des Films. Es erinnert vielleicht auch an Spielberg's „Soldaten James Ryan“.

Die ersten 85 – 90 % des Films sind souverän in Szene gesetzt, insbesondere mit Strand-Szenerien, Luftkämpfe und die Szenen auf und in den sinkenden Schiffen. Am Ende wird der Film dann jedoch zu pathetisch, insbesondere mit entsprechend kitschiger Musik. Mit der Meinung einiger Kritiker, hier werde politisch Stimmung für den Brexit gemacht, kann ich zwar nicht so viel anfangen, da es vielleicht doch eher die Kritiker sind, die den Film auf eine politische Ebene hieven, aber qualitative Abstriche am Film für die letzten 10 - 15 Minuten gibt es auch von mir, allein schon wegen der Musik.

Nur durch den Blick der Verlierer, der Nichthelden wird noch eine Ahnung von dem sichtbar, was in Dünkirchen und anderswo wirklich passierte“, meint die faz. Das stimmt, da steckt viel Wahrheit dahinter – und es ist sicher lobenswert, dass hier keine Superman-Heldengeschichte erzählt wird.

Christian Duguay's Film Ein Sack voll Murmeln nach einem autobiografischen Roman von Joseph Joffo (1973) ist ein weiterer Film, der überwiegend im 2. Weltkrieg spielt. Im Mittelpunkt steht hier eine jüdische Familie, die sich gezwungen sieht, Paris fluchtartig zu verlassen. Dabei werden die zwei jüngsten Söhne alleine auf den Fluchtweg nach Süd-Frankreich geschickt. Mit Bus, Zug und zu Fuß kämpfen sie sich durch, nicht ohne finstere Erlebnisse mit Hinrichtungen, Gefangenschaft etc. zu machen. Ihne wird aber auch geholfen.

Der Film enthält einige eindrucksvolle, manchmal auch brutale Szenen und ist schauspielerisch gut besetzt, vermeidet aber auch oft nicht einen zu nostalgisch wirkenden Touch, der bei Filmen, in denen Kinder eine Hautrolle spielen oft üblich ist. Cineman meint daher, dass der Film „weder die Erwartungshaltung an ein Kriegsdrama noch an einen Familienfilm erfüllen kann“.

Gurinder Chadha's Historiendrama Der Stern von Indien spielt 1947 und erzählt von der Teilung des Kolonialreiches Britisch-Indien, bei dem die Staaten Indien und Pakistan in die Unabhängigkeit entlassen wurden. Bereits bevor England beschloss, Britisch-Indien aufzugeben und zu teilen, gab es Unruhen und Pogrome zwischen Hindus, Moslems etc., die wahrscheinlich über Jahrhunderte von den Engländern auch geschürt wurden, um ihre eigene Machtstellung zu erhalten – das funktioniert ja traditionell am besten, wenn die Bevölkerung uneins ist.

Im Film bestellt England einen neuen Vizekönig, der prunkvoll mit Frau und Tochter in den Palast in Delhi einzieht. Der Film erzählt von den Verhandlungen mit den indisch-pakistanischen Galleonsfiguren. Gleichzeitig wird die Geschichte zweier Bediensteter erzählt, er Hindu, sie Moslem-Frau und wie sie in die Geschichte und in die religiös motivierten Konflikte hineingezogen werden, die schliesslich auf weite Landesteile und bis in den Herrschersitz übergreifen.

Trotz mancher historischer Filmaufnahmen wirkt der Film nicht besonders authentisch und packend, in Inszenierung und schauspielerischer Leistung eher durchschnittlich. Wahrscheinlich passt es auch nicht zusammen, einerseits von den politischen Verhandlungen, andererseits von Schicksalen „kleiner Leute“ zu erzählen, ohne dass die Geschichte insgesamt mangels ausreichend Tiefgang oberflächlich bleibt.

Der Film möchte zu viel, überschwemmt mit Ereignissen und verliert dabei seine Figuren immer wieder aus dem Fokus“, konstatiert der filmaffe.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Dunkirk: möglich, aber tendenziell eher unwahrscheinlich.
Ein Sack voll Murmeln: tendenziell eher unwahrscheinlich.
Der Stern von Indien: tendenziell eher unwahrscheinlich.

Sonntag, 13. August 2017

Im Kino – Die göttliche Ordnung und andere Filme

Petra Volpe's Film Die göttliche Ordnung spielt in der Schweiz im Jahr 1971, als das Frauenwahlrecht eingeführt wurde. Ein Bergdorf steht im Mittelpunkt. Aus der Perspektive einer dort ansässigen Ehefrau und Mutter (Marie Leuenberger) wird geschildert, wie und warum sich diese Frau plötzlich aktiv für das Frauenwahlrecht einsetzt und welche Widerstände in den verbohrten Köpfen der Männer zu überwinden sind. Nebenbei geht es auch noch um die sexuelle Revolution.

Das ist ein toller Film, auch weil er zeigt, wie schwierig es ist und wieviel Mut es braucht, Traditionen zu brechen, die oft von den Frauen auch selbst gelebt werden und welche Mechanismen dazu führen, dass Traditionen in festgefügten Gemeinschaften immer weiter fortgeschrieben werden.

Die Geschichte bietet beste Unterhaltung, überzeugend besetzt bis hinein in die Nebenrollen und sehr gekonnt erzählt“, meint die nzz. Das sehe ich auch so.

Cédric Klapisch's Film Der Wein und der Wind spielt in der Weinanbau-Gegend Burgunds. Der Film handelt vom Wein, vom Wein kosten, aber auch von Rivalitäten zwischen Weinbauern und familiären Problemen und Wein-Ritualen. Drei Geschwister. Der Tod des Vaters naht, einer der Brüder kommt nach 10 Jahren rechtzeitig aus Australien zurück. Der Vater stirbt. Der Hof soll weiterlaufen, aber die Erbschaftssteuer ist hoch.

Uns es gibt noch ein Problem, denn der Mann aus Australien hat selbst Probleme, und das Erbe geht zu je einem Drittel an die Söhne und die Tochter. Der Mann hängt nicht mehr an dem Land, würde also gerne ausgezahlt werden, hängt aber an seiner Schwester.

Nun, sie raufen sich zusammen. So ist es doch ein weitgehend harmonisch-natürlicher Film. Hübsch anzusehen.

Entschleunigtes wie geerdetes Familiendrama“, meint kino-zeit.

João Pedro Rodrigues' Film Der Ornithologe spielt im Norden Portugals, wo ein Ornithologe in einem Nationalpark mit seinem Kajak einem Fluss folgt. An Stromschnellen kentert er, wird später bewußtlos von zwei chinesischen TouristInnen gefunden. Er erweist sich als Ungläubiger, dem die Frauen einen Schlaftrunk verpassen. Gefesselt an einen Baum wacht er auf, kann sich nachts jedoch befreien und davon machen. Aber die Pillen, die er nehmen muss, hat er verlegt. Später hat er noch andere sonderbare Begegnungen mit um ein Feuer tanzenden Gestalten oder mit berittenen barbusigen Amazonen.

Ich dachte mir schon, dass der Film etwas zäh werden könnte, aber Filme über sonderbare Reisen in die Wildnis interessieren mich prinzipiell schon – ich renne ja manchmal selbst in der Wildnis rum. Und dieser Film war dann doch kurzweiliger als erwartet, mit sonderbarem Sound, vielen Tieren wie Eulen und Adlern, zunehmend surrealen Zügen im Verlauf der Reise, verschrobenen sexuell-tabuisierten Kontexten. Die katholische Symbolik habe ich wahrscheinlich nicht verstanden, weil ich mich in dem Sektor nicht auskenne, macht aber auch nichts.

"Dieser Film ist Arthousekino, das die Sinne belebt und die Fantasie auf Reisen schickt", meint kritiken.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Die göttliche Ordnung: ja, wahrscheinlich.
Der Wein und der Wind: ja, vielleicht.
Der Ornithologe: tendenziell eher nicht.

Mittwoch, 26. Juli 2017

Im Kino – Die Erfindung der Wahrheit und andere Filme

John Madden's Film Die Erfindung der Wahrheit erzählt von einer Profi-Lobbyistin (Jessica Chastain), die mit ihrem Team, das sie wie Schachfiguren leitet, für die Waffenindustrie arbeiten soll, aber kündigt, gleichzeitig den Großteil des Teams mit abwirbt und zur Gegenseite wechselt. Nach den ersten lobbyistischen Siegen der Frau, fängt die Waffenindustrie an, schmutzige Wäsche zu waschen und zerrt sie vor einen Untersuchungsausschuss.

Aber die Frau und ihr Team sind gut vorbereitet und verursachen einen pressewirksamen Skandal um die Waffenindustrie.

Super Rolle für Frau Chastain, sie kann beeindrucken. „Der Kontrast zwischen der zynischen Kälte ihrer Figur und der feinnervigen Sensibilität der Schauspielerin gibt diesem Film ein Charisma, das er eigentlich nicht verdient hat“, sagt die zeit. Mannomann, so gut texten, müsste man mal selbst hier können.

Der Film Meine glückliche Familie von Nana Ekvtimishvili & Simon Groß spielt in Georgiens Hauptstadt Tiflis/Tbilisi und handelt von einer Frau, die in beengten Verhältnissen zusammen mit ihren Eltern, ihren Kindern und dem Ehemann dort in einer Wohnung lebt. Im Laufe der Jahre hat sie davon dann allerdings die Nase voll, verkündet ausziehen zu wollen und setzt das um, um alleine in einem anderen Viertel in einem Plattenbau zu leben.

Unter georgischen Verhältnissen ist das ein Affront, aber die Kontakte mit ihrer Familie, die nix verstehen will und Angst hat, das Gesicht gegenüber den Nachbarn und Bekannten zu verlieren, reißen nicht ab. Man kommt sich wieder näher, aber die Frau beharrt standhaft darauf, auch zukünftig in jedem Fall alleine wohnen zu wollen.

Der Film gibt einen guten Einblick in georgische Familienverhältnisse und zeigt nebenbei auch schöne Bilder aus dieser interessanten, etwas marode wirkenden Stadt. Insgesamt ein guter Film, der etwas mit seinem abrupten Ende schwächelt.

Mit einer geradezu pädagogischen Geduld zeigt My Happy Family auf, wie bestimmte Rollenbilder vermittelt, aufgenommen, verinnerlicht, reproduziert oder gebrochen werden“, meint critic.

Sönke Wortmann's Film Sommerfest nach einem Roman von Frank Goosen erzählt von einem Theater-Schauspieler, der seit über 10 Jahren in München arbeitet und anlässlich des Todes seines Vaters zur Beerdigung nach Bochum zurück kehrt. Er trifft dort alte Bekannte und Liebschaften wieder. Der Film wirkte auf mich überwiegend nach Fernsehsoap, und die einzige tiefere Wahrheit, die ich mitzunehmen vermochte, ist wahrscheinlich der Sachverhalt, dass ein Fortzug zu Entfremdung von der Heimat führt.

Plausibel rüberbringen konnte der Film allerdings auch nicht, weshalb jemand zwecks Arbeitssuche nach München zieht und sich anscheinend niemals mehr in der Heimatstadt blicken liess.

Sommerloch für Cineasten“, titelt der filmaffe.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Meine glückliche Familie: ja, vielleicht.
Die Erfindung der Wahrheit: ja, vielleicht.
Sommerfest: tendenziell eher nicht.

Samstag, 8. Juli 2017

Im Kino – Innen Leben und andere Filme

Philippe Van Leeuw's Film Innen Leben spielt in Damaskus, in einer Wohnung bzw. im Hof unten. In Syrien herrscht bekanntlich Krieg, und die Stadt ist unsicher geworden. In der Wohnung hat sich eine Familie mit Bekannten verschanzt. Raus gehen ist gefährlich. Sie beobachten versteckt, was draußen vor sich geht. Es gibt Scharfschützen, es gibt Banditen, manchmal Detonationen.

Eine Person aus der Wohnung liegt verletzt oder tot im Hof, und jemand Anderes will rein in die befestigte Wohnung, notfalls mit Gewalt.

Dramaturgisch stellt dieser Film die beiden folgend beschriebenen Filme weit in den Schatten. Gedreht wurde er im Libanon. Auf der Berlinale 2017 gewann der Film den Publikumspreis.

Der Film „zeigt nur wenig konkrete Gewalt und keinen einzigen Toten. Der Film vergegenwärtigt vielmehr, wie der Krieg Menschen zerstört, auch ohne sie zu töten“, stellt choices fest.

Sofia Coppola's Film Die Verführten erzählt eine Geschichte aus einem Mädchenpensionat zu Zeiten des amerikanischen Bürgerkriegs im 19. Jahrhundert. Das Pensionat liegt sehr abgelegen in einem Wald. Eines Tages schleppt sich ein verletzter Soldat der gegnerischen Truppen in den Park und wird zwecks Pflege von den Frauen und Mädchen aufgenommen. Doch mit zunehmender Genesung beginnt sich der Soldat für die Mädchen zu interessieren und ist dabei nicht wählerisch.

Es kommt zu Verwicklungen, die für den Soldaten ein gestaffelt böses Ende nehmen.

Filme von Frau Coppola sind nicht so mein Ding, ich habe aber auch schon lange keinen Film mehr von ihr gesehen. Auch dieser neue Film wollte mich nicht so recht überzeugen, obgleich Nicole Kidman als resolute Chefin des Pensionats den Film doch retten kann und der Schauplatz des Geschehens auch Pluspunkte sammeln kann.

Mit „ein Film voller dunkler Sehnsüchte in einer schon fast verwunschenen Welt“, beschreibt kino-zeit die Atmosphäre und den Ort. Das sollte mir zusagen, aber vermutlich war mir die Story zu handlungsarm.

Robert Budreau's Film Born To Be Blue erzählt aus dem Leben des 1988 gestorbenen Jazz-Trompeters Chet Baker (überzeugend gespielt von Ethan Hawke), der bereits um ca. 1955 von Heroin abhängig wurde. Der Jazz, die Drogensucht, seine Zahnprobleme sowie sein in wikipedia nicht thematisierte Verhältnis zu den Frauen bilden den Schwerpunkt des Films, der ca. zwischen 1955 und 1978 spielt. Baker hatte demnach immer schöne Frauen um sich (sofern er nicht im Gefängnis saß), die ihn allerdings wegen seiner Drogensucht auch immer verließen.

Der Film wirkt authentisch und kann als Biographie mit guten SchauspielerInnen überzeugen, ohne stilistisch besonders aufregend zu sein.

Über die Kunst als solche ... erfahren wir übrigens nichts“, meint die zeit zum Thema „Jazz“ im Film. Und die Geschichte mit den Frauen ist vielleicht auch nicht ganz realistisch.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Innen Leben: ja, vielleicht.
Die Verführten: tendenziell eher nicht.
Born To Be Blue: tendenziell eher nicht.

Montag, 19. Juni 2017

Im Kino – Alien: Covenant und andere Filme

Ridley Scott's Film Alien: Covenant schreibt natürlich die Alien-Saga fort. Die Alien-Filme habe ich alle im Kino gesehen, was – soweit ich mich erinnere - bei keiner andere Serie der Fall ist, die es auf mehr als drei Kino-Teile gebracht hat. Die beiden „Alien vs. Predator“-Filme habe ich allerdings nicht dazu gezählt, die kenne ich auch gar nicht, weil sie relativ schlechte Kritiken bekamen. Es ist die düstere Weltraum-Szenerie, die mich anzieht und die letztlich bereits im 1. Teil (1979) den Ruhm von „Alien“ begründete; denn das war damals neu in dieser Form.

Auch im neuen Alien-Film ist die düstere Weltraum-Szenerie das Nonplusultra für mich gewesen, insbesondere die Szenen der riesigen Ruinenstadt auf dem fremden Planeten und das Alien-Raumschiff selbst. Ansonsten finde ich durchaus, dass die meisten Teile der Alien-Saga zwar gut sein mögen, aber durchaus nicht unbedingt einen Spitzenplatz im jeweiligen Kinojahr bei mir belegt haben. Auch bei dem neuen Film gibt es Mängel, schwächere SchauspielerInnen, Nachlässigkeiten im Drehbuch, Fragen nach der Sinnhaftigkeit der ganzen Alien-Geschichte im Allgemeinen, zu deren Erhellung die einzelnen Teile eben nicht viel beitragen.

Dass Menschen ohne einen ausreichend dichten Schutzanzug, d.h. mit blanker Haut, einen fremden Planeten betreten, halte ich beispielsweise in der gezeigten Art und Weise nicht mehr für passend in einem modernen SF-Film. Da hätte man dann viel umfassender auf vorangegangene Besuche oder Mikroben-Untersuchungen etc. eingehen müssen, um dies plausibel zu machen.

Von den gelesenen Kritiken gefiel mir noch am besten diejenige des faz-Autors. U.a. ist hier zu lesen: „Böse ist ein Geschöpf, das denken und phantasieren kann, also selbst schöpferisch, ja: künstlerisch begabt ist, sich aber weigert, eine andere Wertskala anzuerkennen als die der Effizienz beim Töten und Überleben.

Simon Aboud's Film Der wunderbare Garten der Bella Brown entführt uns wieder mal in die romantisch-schrullige Welt einer „Amelie“. Als Angestellte einer kleinen Bücherei und Möchtegern-Schriftstellerin führt Bella ein zurückgezogenes Leben. Sie wohnt zur Miete, hat ein zugehöriges Innenhof-Gartengrundstück, doch kein besonderes Interesse an Gärtnerei und Angst vor den Pflanzen – mit dem Ergebnis, dass der Garten völlig verwildert ist.

Das wiederum empört ihren Vermieter, der einen städtischen Angestellten auf sie ansetzt und eine Monatsfrist zum Aufräumen des Gartens erwirkt. Wegen häufigen Zuspätkommens bekommt sie zusätzlich Stress in der Bücherei und ihre zarte Beziehung zu einem Kunden dort droht in Liebeskummer umzukippen, als das erste Date platzt. Doch der Koch, den sie dem grantigen alten Vermieter abgeworben hat, steht ihr zur Seite.

Alles wird gut. Lieblich-süsslich wird diese Geschichte erzählt. Dennoch kein schlechter Film, vielmehr ein gelungenes Stadt-Märchen.

Kino-zeit textet: „Die Zweifel beiseitegeschoben, kann man genießen, was wunderbar ist am Film: Das Märchenhafte und der Fokus auf das Schöne in der Welt. Und wenn es nur die Blumen in Großaufnahme und die Geschichte um das Gärtnern sein mögen.

Matti Geschonneck's Film In Zeiten des abnehmenden Lichts erzählt vom 90. Geburtstag eines hochdekorierten und etwas alzheimergeschädigten Alt-Stalinisten (gespielt von Bruno Ganz) in Ost-Berlin 1989. Anläßlich dieses Ereignisses kommen natürlich die näheren Verwandten, aber auch Funktionäre der Partei, Delegationen von Kombinaten oder sein Hausarzt zu der altehrwürdigen Villa, wo der Mann mit seiner Frau und der Haushälterin wohnt.

Das Fest wird zum Desaster, noch bevor das Bankett eröffnet wird, weil die heile Welt im Familienclan gestört ist und der Nazi-Bankett-Tisch mit den ganzen Speisen drauf vorher zusammenbricht.

Als Westler, der allerdings die damals herrschenden Verhältnisse in der DDR und in den privilegierten Haushalten nicht persönlich erlebt hat, empfand ich das gezeigte Milieu ganz gut getroffen. Auch überzeugen die SchauspielerInnen in ihren Rollen.

Soweit kritisiert wurde, dass die Romanvorlage (2011) von Eugen Ruge viel umfassender ist und sich weder räumlich noch zeitlich so eingegrenzt mit fast nur einem Geburtstags-Tag beschäftigt, mag das stimmen, ist aber nicht Gegenstand dieser Filmkritik, da ich das Buch nicht kenne.

In der zeit hat der Autor die Entscheidung, nur einen Tag zu verfilmen, für durchaus klug gehalten: „So wurde das Buch zum dankbaren Material, nicht zur knechtischen Vorlage. Es gibt nicht so viele Filme, die den Osten mit seiner Steifheit, Verträumtheit, seinen Hoffnungen, seiner Sauffreude und leisem Humor glaubwürdig abgebildet haben. Dieser gehört definitiv dazu“. Dieser Sichtweise kann ich mich durchaus anschließen, aber Menschen, die vorher das Buch gelesen haben, können wohl durchaus enttäuscht werden.


Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Alien: Covenant: ja, vielleicht.
Der wunderbare Garten der Bella Brown: ja, vielleicht.
In Zeiten des abnehmenden Lichts: ja, vielleicht.

Montag, 5. Juni 2017

Im Kino – Jahrhundertfrauen und andere Filme

Hmm, für den Film „Jahrhundertfrauen“ musste ich zweimal die Kinosäle aufsuchen – innerhalb von 5 Tagen, eine echte Meisterleistung! Ich analysierte den ersten Besuch, las noch mal zwei Filmkritiken und kam zu dem Ergebnis, den Film nicht gesehen zu haben. Nachwirkungen der Fingeroperation, es war sehr heiß im Kinosaal (Weisshaus), der Film hatte deutsche Untertitel, und es wird sehr viel gesprochen – alles Faktoren, die zusammen kamen. Beim zweiten Besuch kam mir in der Tat nicht viel bekannt vor – so drei Minuten vielleicht. Niemand hat sich beschwert, allzu laut schnarchte ich wohl nicht im Kinosaal.

Mike Mills' Film Jahrhundertfrauen erzählt jedenfalls von einem Teenager, dem im kalifornischen Santa Barbara im Jahr 1979 beigebracht werden soll, ein gut erzogener Mann zu werden. Seine alleinerziehende Mutter guckt dafür die beiden Mitbewohner im Haus (alt-Hippie und Punk-Lady) und das von kleinauf ihm bekannte Mädchen aus gemeinsamen Kindertagen aus. So wird viel philosophiert über Erziehung, geredet über Sex und Rockmusik, Clubs werden besucht, Erfahrungen gemacht.

Insgesamt ein atmosphärisch sehr gelungener Film mit einer sehr überzeugenden Annette Bening als Mutter. Vergleichsweise muss ich sagen, waren meine Eltern noch mehr überfordert und verbal eher sprachlos.

Ein vollgestopfter Film, der vor Ideen nur so sprudelt, der aber geerdet wird von seinem durchweg tollen Cast und sich seine Pointen fast alle verdient“, meint critic.

In J.A. Bayona's Film Sieben Minuten nach Mitternacht nach einem Roman des amerikanischen Schriftstellers Patrick Ness geht es – ungewöhnlich für einen Fantasy-Film - überwiegend um Verlustängste und Trauerarbeit. Einem Jungen erscheint in mehreren Nächten sieben Minuten nach Mitternacht ein Baummonster, um ihn auf den nicht mehr fernen Tod seiner krebskranken, meist bettlägerigen Mutter vorzubereiten und mehrere Geschichten erzählt.

Die Kirche stürzt ein, der Friedhof bricht in den Untergrund, die alte Eibe zersplittert und gebiert das hausgroße Monster, das auf das Haus des Jungen zuschreitet – eine visuell toll umgesetzte Traumsequenz. Die Filmstory selbst ist dann aus meiner Sicht aber reichlich konventionell ohne weitere erzählerische und filmische Höhepunkte (wahrscheinlich habe ich mir mehr Phantastik erhofft).

Dennoch hat der Film ganz überwiegend positive Kritiken bekommen. „Psychologisch wunderbar aufgebaut, großartig gespielt, visuell überwältigend, bewegend, wenn nicht erschütternd, er regt zum Nachdenken an und verarbeitet das Thema Trauer und Schmerz auf eindrückliche Weise“, resümiert z.B. kultumea.

Lars Montag's Film Einsamkeit und Sex und Mitleid nach einem Roman von Helmut Krausser bezeichne ich mal als „bizarr“. Der Film springt in der Handlung – nur locker verknüpft - zwischen verschiedenen protagonistischen Gruppen hin und her, und ob es hier überhaupt „normale“ Szenen bzw. Handlungsabläufe oder Problemlösungsstrategien gibt, kann hinterfragt werden. Tendenziell wirken alle ProtagonistInnen ziemlich gestört.

Visuell wird man dadurch ganz gut unterhalten. An Seele und Story weist der Film jedoch Mängel auf.

Die faz beschreibt es so: Der Film „schiebt seine Figuren wie Schaufensterpuppen hin und her und wundert sich darüber, dass sie nicht von selbst weiterlaufen“.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Jahrhundertfrauen: ja, vielleicht.
Sieben Minuten nach Mitternacht: tendenziell eher unwahrscheinlich.
Einsamkeit und Sex und Mitleid: tendenziell eher unwahrscheinlich.

Sonntag, 21. Mai 2017

Im Kino – Verleugnung und andere Filme

Mick Jackson's Film Verleugnung erzählt von einem Gerichtsprozess, in dem es darum ging, ob es den Holocaust und speziell die gezielte Vergasung von Menschen in Ausschwitz gegeben hat und welche Beweise es wirklich dafür gibt. Ein britischer Holocaust-Leugner (gespielt von Timothy Spall), selbst Autor diverser Werke, verklagt eine amerikanische Buchautorin (Rachel Weisz) wegen Verleumdung, weil sie ersteren als Lügner bezeichnet hat. Der Prozess findet in England statt, weil dort die Beklagte die Beweise vorbringen muss und nicht der Kläger.

Dieser Film interessierte mich schon deshalb, weil Polen mein Urlaubsziel war. [Allerdings scheiterte der Ausschwitz-Besuch, weil es keine Eintrittskarten mehr gab, als ich am Lager ankam].

Gerichtsprozesse sind manchmal sowieso schon interessant, weil die Denkweise von Juristen oft aus meiner Sicht gänzlich anders ist als die von nicht juristisch geschulten Normalbürgern. Und es ist deshalb auch interessant, dass die Anwälte der Lady keinesfalls Zeitzeugen hinzuziehen wollten.

Schauspielerisch fand ich den Film ziemlich überzeugend.

Der Irving-Lipstadt-Prozess verteidigte die Meinungsfreiheit gegen ihren Missbrauch durch Hetze und Faktenfälschung – und entlarvte einen Neonazi, der sich, wie so viele Lügner, als Querdenker missverstand,“ konstatiert mehrfilm.

Olivier Jahan's Film Die Schlösser aus Sand erzählt von einem Ex-Pärchen. Als der Vater der Frau stirbt, bittet sie ihren Ex-Freund mit in die Bretagne zu kommen, um dort den Hausstand aufzulösen und das Haus am Meer zu verkaufen. Sie engagiert zu diesem Zweck eine Immobilien-Maklerin. Während sie das Haus räumen und fit machen, verarbeitet die Frau (in Rückblenden) den Tod ihres Vaters und beiden versuchen, auch ihre gescheiterte Beziehung zu verarbeiten. Dabei kommen sie sich wieder näher.

Angenehm entspannter Film, aber auch nicht mehr. Mich störten die Analysen aus dem OFF. Quotenmeter konstatiert: „Dieses auf den ersten Blick so unscheinbare, französische Meisterwerk erzählt unter Zuhilfenahme wahrhaftiger Charaktere von den herzzerreißenden Stationen einer bitteren Liebe“.

Amma Asante's Historiendrama A United Kingdom beginnt in London, wo sich kurz nach Ende des 2. Weltkrieges eine Büroangestellte (Ruth Williams Khama) und ein Schwarzer kennen und lieben lernen. Doch ein Heirat zwischen weiss und schwarz wird nicht gern gesehen – auch nicht in Afrika, wo der Mann König seines Landes werden soll, das unter dem „Schutz“ der Briten steht. Sie heiraten trotzdem – und dann fliegen sie nach Betschuanaland, wo die Probleme erst anfangen, da die „Stammesregierung“ von der weissen Königin überzeugt werden muss und die Briten ihre kolonialistischen Intrigen planen.

Kinozeit meint, dass „das Ergebnis ein stilvoller, couragierter, eindringlich gespielter Film“ ist, aber ich selbst empfand den Film als eher konventionell inszeniertes Geschichtsdrama. Immerhin kann man sich ungefähr vorstellen, welche Verhältnisse die Frau in Betschuanaland angetroffen hat (viel zivilisiert-städtisches Leben gab es da damals nicht).

Das wirklich Besondere ist aber weniger der Film, sondern sind mehr die realen Fakten wie der Umstand, dass die beiden damals wirklich geheiratet haben, ihre Ehe gegen alle Widerstände und - bis auf eine mehrjährige intrigenbedingte Verbannung – bis zu ihrem Lebensende im heutigen Botswana durchgezogen haben.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Die Schlösser aus Sand: tendenziell eher unwahrscheinlich.
Verleugnung: tendenziell eher unwahrscheinlich.
United Kingdom: tendenziell eher unwahrscheinlich.

Mittwoch, 12. April 2017

Im Kino – Ghost in the Shell und andere Filme

Rupert Sanders' Film Ghost in the Shell ist stilistisch ein typischer Cyber-Punk-Streifen. Das verwundert auch weiter nicht, stammt doch das Original-Manga aus dem Jahr 1989.

Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine junge Frau (Scarlett Johansson), genauer gesagt ein Cyborg, ein menschliches Gehirn in mechanisch konstruiertem sehr leistungsfähigen Frauenkörper. Sie wird gegen Cyber-Kriminelle eingesetzt, die ihrer Firma zusetzen.

Doch nach und nach wird ihr klar, dass ihre Erinnerungen gefälscht sind und die Gegner möglicherweise ihre Freunde sind, während die Firma eine falsche Spiel inszeniert hat.

Der Film kommt in hervorragendem Look daher, vielleicht etwas zu bombastisch. Die Szenerien sind exquisit, zumal sie zum Teil im nebulösen Cyberspace spielen. Gewalttätige Auseinandersetzungen sind zahlreich.

Wenn der Film dennoch keine sehr guten Kritiken einsammeln konnte, liegt es vor allem daran, dass dem Original-Manga deutlich mehr Tiefgang attestiert wird, während dieser „Film, der wunderbare Schauwerte hat und viel Action mitbringt, ... letztendlich doch nur auf Thriller und Actionelemente reduziert wird“, so kino-zeit.

Daniél Espinosa's Film Life ist hingegen ein typischen Raumschiff-Science-Fiction. Innen 6 Leute Besatzung, die einen Satelliten bergen kann, der mit Bodenproben vom Mars zurück kommt. Sie finden Leben in der Probe. Das Wesen wächst, entwickelt langsam eine tintenfisch-ähnliche Gestalt.Und dann kann es entkommen und macht fortan Jagd auf die Besatzung.

Der atmosphärisch ziemlich düster-bedrohliche Film kann „Alien“ nicht verleugnen, kommt aber gänzlich ohne gigersche Requisiten und Artefakte aus. Das macht ihn deshalb vielleicht aber auch visuell weniger spektakulär, zumal das „Raumschiff“ ISS auch nicht so spannend ist – nur eine realistische Raumschiff-Gegenwart eben.

Auch bei diesem Film war die Kritik etwas verhalten. Es gibt eben nicht viel Neues. Dass draußen Ungeheuer lauern, wissen wir doch schon längst.

Das Blut spritzt, die Knochen brechen, es wird am laufenden Band geflucht. Alles in allem stimmt die Mischung“, meint warp.robots-and-dragons.

Christian Zübert's Film Lommbock als Fortsetzung des mir nicht bekannten Films „Lammbock“ (2001) handelt von zwei alten Freunden (Lucas Gregorowicz, Moritz Bleibtreu), die sich mal in Würzburg wieder sehen und vorzugsweise ihre freie Zeit mit guten Joints und Herumquatschen verbringen wollen. Der eine Typ arbeitet in Dubai und steht kurz vor der Heirat, der andere in Würzburg steht eher kurz vor der Scheidung, und dessen Sohn macht auch noch Ärger, weil er ebenfalls mit Haschisch dealt und keinen Bock auf Praktikum und Abitur hat.

Das ist kurzweilig anzusehen, aber typisch deutsch ohne glaubwürdige Story und Tiefgang inszeniert; dennoch sind mir die beiden Hautdarsteller schon durchaus sympathisch. Die schwaebische bemerkt zurecht wohlwollend, dass „die malerische Universitätsstadt am Main als Filmkulisse weniger bekanntes Terrain“ sei.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Ghost in the Shell: ja, vielleicht.
Life: ist nicht gänzlich auszuschließen.
Lommbock: tendenziell eher nicht.

Sonntag, 2. April 2017

Im Kino – Wilde Maus und andere Filme

Österreich hat als Filmland einen ähnlich schräg-kauzigen Ruf wie Island oder Finnland. Josef Hader's Film Wilde Maus ist so eine Sorte Film.

Erzählt wird von einem Musikredakteur (Josef Hader) in Wien, der nach über 20 Jahren seinen Job bei der Zeitung verliert („Ihre Leser sind längst tot“, meint der Geschäftsführer). Gleichzeitig setzt ihn seit geraume Zeit auch seine Frau (Pia Hierzegger) im Bett unter Druck, zumal sie ein Kind will.

Der Musikkritiker dreht mental durch, verheimlicht seiner Frau die Kündigung, geht weiter angeblich zur Arbeit und kommt auch spät abends erst heim, da er spontan mit finanzieller Beteiligung ins Achterbahngeschäft auf der Kirmes eingestiegen ist. Gleichzeitig verfolgt er seine subversiven Rachephantasien gegenüber seinem Ex-Chef, demoliert das Auto, nimmt Schußwaffenunterricht, verfolgt ihn bis in den Urlaub.

Der Film ist recht amüsant, mit kauzig-anarchistischen Szenen und ironisch gefärbten üblen Wahrheiten.

Dem Genre der Tragikomödie verpflichtet, das so gut wie kein anderes zum österreichischen Humor passt, glänzt „Wilde Maus“ dort, wo der Sprachartist Hader das politische korrekte Geschwätz und die hohlen Rituale der homo- und metrosexuellen Großstädter aufspießt“, meint die faz.

Aki Kaurismäki's Filme gehören bekanntlich ebenfalls zu der verschrobenen Sorte. In Die andere Seite der Hoffnung erzählt er von einem syrischen Flüchtling, der es bis nach Finnland schafft, jedoch in den bürokratischen Mühlen scheitert und als Flüchtling kein Bleiberecht erhält. Er türmt kurz vor der Abschiebung und wird später von einem älteren Herrn an den Müllbehältern seines Restaurants gefunden, das er kurz zuvor spontan gekauft hat, nachdem er seine Frau verlassen hat und seinen Hemden-Vertreterjob an den Nagel hängte.

Der Syrer wird kurzerhand eingestellt und komplettiert so das verschroben wirkende Personal des Restaurants, in dem schon mal als Fischgericht eine akkurat geöffnete Ölsardinendose mit zwei Kartoffeln und einem Salatblatt serviert wird. Natürlich beschwert sich der Kunde nicht, alles normal in Finnland. Da das Restaurant dennoch nicht so richtig laufen will, wird mehrmals Ausrichtung und Name geändert, während der Syrer nebenbei seine verschollene Schwester sucht und Probleme mit deppischen Rechten bekommt.

Insgesamt ein gemütlich-netter Film, aber wahrscheinlich nicht sein bester.

Wider alle Wahrscheinlichkeit helfen sich die Menschen in Kaurismäkis Welt, ohne auf den eigenen Vorteil zu achten“, konstatiert choices.

Marie-Castille Mention-Schaar's Film Der Himmel wird warten erzählt von jungen Mädchen in Frankreich, die vom IS angeworben wurden und – in Rückblenden - von der Kontaktanbahnung, den psychischen Auswirkungen sowie der Aufarbeitung der Geschehnisse unter Mitwirkung der Eltern und psychologisch geschulten Personals.

Es erinnerte mich an Fälle aus den 1970er Jahren, in denen Eltern versuchten, ihre Kinder aus den Fängen irgendwelcher religiöser Sekten zu befreien.

Der Unterschied ist, dass die Kontaktaufnahme und die Gehirnwäsche heute anscheinend zunächst per Handy, Chat und Videos erfolgen und dies mitunter ganz gut zu funktionieren scheint (obwohl man es selbst kaum zu glauben vermag). Allerdings nehme ich ganz stark an, dass es vor allem Kinder mit Migrations- und islamischen Hintergrund sind, die anfällig wurden.

Das ist zum Glück ein französischer Film, wodurch aus meiner Sicht mehr Authenzität und Einfühlungsvermögen garantiert wurden. Es ist interessant, sich die Geschichte mal anzusehen, aber nochmals muss das wohl nicht sein.

Glaubwürdig gespielt und empathisch inszeniert, will [der Film] vor allem Verständnis und Verstehen vermitteln“, konstatiert kino-zeit. Letzteres hat mich auch ins Kino gelockt, aber wie soll man schon verstehen, wenn Leute in der heutigen Zeit an den Himmel, Gott und ähnlichem Unfug glauben und auch noch bereit sind, sich und andere in die Luft zu sprengen?

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Wilde Maus: ja, vielleicht.
Die andere Seite der Hoffnung: ist nicht gänzlich auszuschliessen.
Der Himmel wird warten: ist nicht gänzlich auszuschliessen.

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