Im Kino – Nocturnal Animals und andere Filme
In Tom Ford's Thriller Nocturnal Animals bekommt eine beruflich erfolgreiche Frau (Amy Adams) überraschend den ersten, ihr gewidmeten Roman ihres Ex-Mannes zugesandt und gerät beim Lesen des Buches psychisch aus dem Gleichgewicht, da sie sich und ihre Tochter als Teil der brutalen Handlung wiedererkennt. Verfilmt ist zu einem Großteil auch das, was sie liest, der Film wechselt daher häufiger unvermittelt zwischen ihrem realen Leben und der Buchgeschichte und wahrscheinlich auch noch zu einer dritten Ebene, die Erinnerungen an ihre Beziehung mit dem Mann sind.
Die Buchgeschichte sorgt für die Thriller-Elemente des Films. Sie handelt davon, dass die junge fiktive Familie auf einer einsamen nächtlichen Straße in die Gewalt von Bösewichten fällt, die ihr Auto an den Straßenrand abgedrängt und nichts Gutes im Sinn haben.
Ein spannender, beunruhigender Film mit Tiefgang auch in den Dialogen, dessen Schlusspointe zu gefallen weiss, ist das schon. Normalerweise bin ich allerdings kein Fan von Psycho-Thrillern, weder in Buch- noch in Filmform.
„Das Schöne und das Grausame stehen in diesem Psychothriller permanent nebeneinander“, meint die zeit.
Christian Schwochow's Film Paula erzählt aus dem Leben der deutschen Malerin Paula Modersohn-Becker (1876-1907) und behandelt ca. die letzten 7 Jahre, in der sie in einer Künstlerkolonie in Worpswede und später zeitweise in Paris gelebt hat. Auch in diesem Film geht es – wie kürzlich in „Marie Curie“ – wesentlich um die Anerkennung der Leistungen in einem von Vorverurteilungen geprägten und insoweit frauenfeindlichen Umfeld.
Der Film plätschert ordentlich gemacht, aber nicht prickelnd-spannend oder innovativ und ohne ausgeprägte Höhepunkte so dahin, auch wenn die Hauptprotagonistin aus meiner Sicht mit Carla Juri recht gut besetzt ist.
Ich betrachte solche Filme immer auch als Geschichtsstunde. Das ist natürlich bei Kinofilmen immer gefährlich. Auch bei diesem Film gibt es Kritik hinsichtlich der Frage, ob der Film die biographischen Tatsachen angemessen rüber bringt, z.B. nachzulesen bei kino-zeit.
Paolo Virzi's Film Die Überglücklichen erzählt von zwei grundverschiedenen Frauen – die eine überdreht und aus reichen Verhältnissen, die andere depressiv -, die als „Gast“ einer noblen psychiatrischen Heilanstalt in Italien die erste Gelegenheit nutzen zu flüchten und dann Chaos bei der Verwandt- und Bekanntschaft verbreiten. Über weite Strecken überdreht, ist der Film zwar kurzweilig anzusehen, aber überzeugend fand ich nur die ernsteren ca. 20 letzten Minuten des Films.
“Bruni Tedeschi dominiert diesen Film ziemlich großartig vom Rande des Nervenzusammenbruchs aus, und manchmal hat man den Eindruck, würde sie auf einmal nicht mehr quatschen, auch der Film fiele vollkommen in sich zusammen,“ meint critic. Mag sein, aber in diesem Film quatscht sie dennoch zu viel.
Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?
Nocturnal Animals: ja, vielleicht.
Paula: tendenziell eher unwahrscheinlich.
Die Überglücklichen: tendenziell eher unwahrscheinlich.