Da habe ich Anfang des Jahres hier einen ziemlich langen Bericht über meine Top-Kinofilme 2009 geschrieben, den ich nun sinngemäß auf 2010 übertragen werde.
>Einige Kino-Highlights in 2010<
Zunächst, ich war noch häufiger im Kino – 74 mal – und wirke damit weiterhin dem möglichen Untergang der städtischen Kinolandschaft entgegen. Wenn ich mich recht entsinne, hat sich hier in Köln allerdings in disem Jahr nichts getan, kein Kino-Zugang, kein Abgang.
Die Rangfolge der meistbesuchten Kinos ist bei mir in diesem Jahr unverändert: Odeon (17), Cinenova (16), Cinedom (15).
Das beste Drittel (24) der gesehenen Filme – natürlich ganz subjektiv – habe ich unten aufgeführt. Mein Geschmack ist allerdings nicht gerade Mainstream, von den 100 erfolgreichsten Filmen des Kinojahres – nach dem derzeitigen Stand - habe ich diesmal nur 12 gesehen. 2 davon haben es aber diesmal – anders als im letzten Jahr - auch in die Top 10 der erfolgreichsten Filme geschafft (der Science Fiction Inception (3) und der mehr in der Fantasy angesiedelte Sherlock Holmes (9)).
Christopher Nolan, hierzulande insbesondere durch einige Batman-Filme bekannt, erzählt in Inception von Träumen, die gestohlen oder eingepflanzt werden können und von verschachtelten Traumebenen, in denen man leben kann. Ein echtes Highlight!
Guy Ritchie, mir vorher nur nur durch den eher mäßigen Film "Bube, Dame, König, Gras" (1998) bekannt, lässt in Sherlock Holmes ein London des 19. Jahrhuinderts wieder auferstehen und den Protagonisten gegen Bösewichter ankämpfen, die die Weltherrschaft an sich reißen wollen.
Ansonsten mag ich nur noch anerkennen, dass von den übrigen 10 gesehenen Filmen der Top 100 der skandinavische Thriller Verdammnis (67) und der amerikanische Agenten-Thriller The American (80) ganz gut waren.
Verdammnis, die Fortsetzung von "Verblendung", aber von einem neuen Regisseur (Daniel Alfredson) in Szene gesetzt, erzählt die Geschichte von Lisbeth Salander nach Stieg Larsson's Roman weiter - ebenso düster, bedrohlich und brachial wie der 1. Teil.
Anton Corbijn, der insbesondere mit dem Film "Control" über die Band "Joy Division" einen Achtungserfolg erzielte, konnte mit The American einen atmosphärischen Agententhriller hinlegen, der eben nicht nur durch Action glänzt. Dunkle Gassen, geheimnisvolle Frauen und verschneite Landschaft geben dem Film sein Flair.
Meine anderen 20 Favoriten kommen in der Top 100 allerdings nicht vor.
Da wären z.B. die Science Fiction Avatar, Moon und Surrogates - Mein Zweites Ich. James Cameron's Avatar war der Renner Ende 2009, 3D-Pflicht-Programm sozusagen, ich sah ihn aber sehr spät im Kino. Übrigens war es seit "Titanic" (1997) mal wieder das erste größere Werk von ihm.
Mit Duncan Jones tauchte ein Newcomer in der Szene auf. Sein im Retro-Look gemachter Film Moon spielt auf dem Mond. Der Protagonist betreibt dort eine Bergbaustation und muss nach einem Unfall erkennen, dass er nur zu diesem Zweck gezüchtet wurde und er eine sehr begrenzte Lebenserwartung hat. In der Station findet er zahlreiche Kopien seiner selbst.
Von Jonathan Mostow sah ich lediglich vor längerer Zeit mal den Krimi "Breakdown" (1997) im Kino. In seinem Science Fiction Surrogates - Mein Zweites Ich bleiben die Menschen zu Hause, laden ihren "Geist" in lebensechte "Puppen" und schicken diese zur Arbeit oder zum Einkaufen. Doch dann passieren Morde, die nicht nur die "Puppen" treffen.
Ebenfalls in diesem Genre, aber mehr dem irdischen Endzeitdrama zugeneigt, möchte ich noch die gelungen Filme "Monsters" und "The Crazies" erwähnen.
Bei Monsters war mit dem Regisseur Gareth Edwards ebenfalls ein Newcomer aktiv und brachte frische Impulse ins Genre. Im Norden Mexicos entwickelt sich nach dem Absturz einer Raumsonde extraterrestrisches Leben - riesige, hausgroße Ungeheuer mit Tentakeln, die überwiegend nachtaktiv sind. Die Gegend wird zur Sperrzone, doch einige Menschen wollen diese Zone passieren, um in die durch eine Mauer abgeschottete USA zu gelangen.
Breck Eisner, ein ebenfalls ziemlich unbeschriebenes Blatt, schuf mit The Crazies ein klassisches zombieähnliches Endzeitdrama. Nach der Freisetzung eines militärischen Virus befällt die Menschen eine Art Tollwut und die wenigen nicht Infizierten versuchen sich zu retten, während das Militär Gegenmaßnahmen einzuleiten versucht.
Als Historiendrama kann ich nur den deutschen Mittelalter-Film Black Death empfehlen, der aber Vielen möglicherweise zu drastisch sein dürfte. Christopher Smith, der vorher den hervorragenden Horrorfiml "Triangle" inszenierte, erzählt hier eine rüde Geschichte um Hexenverfolgung zu Zeiten der Pest.
Die übrigen Filme fallen mehr in den Bereich Arthouse-Kino, darunter auch die lateinamerikanischen Filme "In ihren Augen" (Argentinien), "Sin Nombre" (Mexico) und "La Nana - Die Perle" (Chile), die mir alle drei sehr gut gefielen.
Juan José Campanella ist mir als Regisseur nicht gänzlich unbekannt. 2002 sah ich seinen Film "Der Sohn der Braut". Mit In ihren Augen gelang ihm jedoch nun ein großer Wurf. In zahlreichen Rückblenden erzählt der mit Thriller-Elementen angereicherte Film von der emotionalen Aufarbeitung eines Mordes und der Beziehung eines Ermittlungsbeamten zu seiner vorgesetzten Richterin.
Ebenfalls relativ poetisch und düster, aber auch farbenprächtig, kommt Cary Joji Fukunaga's mexikanisches Flüchtlingsdrama Sin Nombre daher. Armut und Bandenkriege bilden den Auslöser dieser Geschichte, die von Honduras über Mexico bis in die USA führt. Meist mit bzw. auf dem Zug sind die Leute hier unterwegs. Den Regisseur kannte ich bislang noch nicht.
Ebenfalls ein unbeschriebenes Blatt war für mich Sebastián Silva. Sein Film La Nana - Die Perle ist gänzlich anders, erzählt sehr intensiv vom Beziehungsgeflecht einer Haushälterin zum Arbeitgeber, einer Familie, die in einem hermetisch abgeriegelten Haus in der Stadt wohnt. Schon lange dabei, ist ihre körperliche Konstitution angeschlagen, doch als eine zweite Haushälterin zu ihrer Hilfe eingestellt wird, intrigiert sie gegen diese mit allen Mitteln - weshalb es nicht bei der einen neuen Haushälterin bleibt.
Um bei „exotisch“ zu bleiben, sehenswerte Filme lieferten auch türkischstämmige Filmemacher, etwa mit "Min Dît – Die Kinder von Diyarbakir" und "Pandora's Box".
Der mir bis dato unbekannte Regisseur Miraz Bezar schuf mit Min Dît – Die Kinder von Diyarbakir eine einfühlsam erzählte Geschichte um zwei türkische Kinder, die sich nach der Ermordung ihrer Eltern - auf sich allein gestellt - durch's Leben schlagen und dabei neue, auch zwielichtige Kontakte knüpfen müssen.
Yesmin Ustaoglu's Film Pandora's Box nimmt sich der Alzheimer- Krankheit an und schildert an einem Beispiel, wie aktuell die Thematik inzwischen auch in der Türkei ist. Der einfühlsame Film handelt von einer Oma, die in ihrem Schwarzmeer- Heimatdorf zunächst "verloren geht", von den in Istanbul lebenden Kindern dann mit nach Istanbul genommen wird, dort erst recht nicht zurecht kommt, in ein Pflegeheim abgeschoben wird, von ihrem Enkel befreit und wieder in ihr Dorf gebracht wird.
Obwohl nicht türkisch, gehört der eigentümliche, im Iran spielende Film Women Without Men regional auch in diese Gruppe. Der Film der mir bis dato unbekannten Regisseurin Shirin Neshat spielt im Jahr 1953, dem Jahr, als im Iran eine Regierung gestürzt wird und der Schah an die Macht kommt. Er handelt - im Hintergrund - auch diese Ereignisse ab, im Zentrum stehen jedoch vier ganz unterschiedliche Frauen, die sich von ihrem unterdrückenden Lebensumfeld lossagen und in einen verwunschenen nebligen Garten flüchten. Ein sehenswertes, düster-mystisches Werk ist der Regisseurin damit gelungen.
Dann haben wir natürlich noch die Gruppe des französischen Films, diesmal mit den empfehlenswerten Werken Die Eleganz der Madame Michel, Die Schachspielerin, Mademoiselle Chambon und Gainsbourg - Der Mann, der die Frauen liebte, vertreten.
In die Rubrik “kauzig” fallen 2 Filme aus Norwegen (Ein Mann von Welt) und Griechenland (Kleine Wunder in Athen).
Als letztes möchte ich noch das sozialkritische Drama Ein Sommer in New York - The Visitor und die deutsche Beziehungskomödie Der letzte schöne Herbsttag empfehlen.
Irgenwie ist es immer reichlich schwierig, so eine Zusammenschau aufzustellen. Einige Filme könnten auch durch andere ausgetauscht werden, weil ich mehr Filme als „ziemlich gut“ eingestuft habe, als hier genannt wurden. Darüber hinaus habe ich auch ein paar Filme verpasst, die mich interessieren könnten, etwa „Shutter Island“, oder noch nicht gesehen wie z.B. „The Tourist“.
Und DVD's habe ich ungefähr 85 geschaut, fast genauso viele wie im letzten Jahr.
Treibgut - Freitag, 31. Dezember 2010, 00:16 - Rubrik:
Filme