Wieder Filme geguckt (DVD 01/09)
David Lynch inszenierte 1980 den Film “Der Elefantenmensch”. Der Film arbeitet - dramaturgisch angereichert- wichtige Episoden im Leben des John Merrick auf, der wahrscheinlich genetisch bedingt, mit schrecklichen Kopf- und Körper-Deformationen geschlagen war. Er spielt zwischen 1881 und 1890. John Merrick, gespielt von John Hurt, wird von einem Arzt aus den Händen eines Schaustellers befreit und in ein Londoner Hospital überführt, später als denkendes und menschliches Wesen in die Londoner Oberschicht eingeführt.
Zwischendurch erfolgt noch seine Entführung durch den alten Schausteller, der ihn wieder wie ein Tier hält und mit ihm und anderen Schaustellern auf die Jahrmärkte bis nach Belgien zieht.
Der Film wurde in schwarzweiss gedreht, was für die streckenweise düstere Atmosphäre des Films, der auch die Lebensbedingungen im London der damaligen Zeit zeigt, vorteilhaft ist. Insgesamt ist es ein beeindruckender Film - und es kann getrost vermutet werden, dass die Stigmatisierung und Wirkung solch deformierter Menschen auf die meisten Mitmenschen heute nicht viel anders sein würde. Mehr zum Film könnt ihr bei wikipedia nachlesen.
David Lean hat so bekannte und zum Teil wohl auch herausragende Filme wie “Die Brücke am Kwai” (1957), “Lawrence von Arabien” (1962) und “Doktor Schiwago” (1965) inszeniert. Die “Reise nach Indien” (1984) war sein letzter Film. Ich sah diesen Film neulich vermutlich zum ersten Mal, und er hat mir gut gefallen. Der Film lässt das koloniale Indien der 1920er Jahre wieder auferstehen - man bekommt Lust hinzufahren, um auf Spurensuche zu gehen, so farbprächtig ist der Film in Szene gesetzt.
Der Film spielt in Chandrapur, und im Mittelpunkt steht ein Ausflug zu den Marabar-Höhlen. Es ist interessant nachzuforschen, ob es die Höhlen und die im Film gezeigte Berg-Szenerie dort in der Nähe auch gibt. Die deutschen Indien-Reiseführer kennen das alles nicht, aber es gibt eine Stadt namens Chandrapur einige 100 km östlich von Bombay, und es gibt dort auch Höhlen - nur ist wahrscheinlich anzunehmen, dass sich die Filmszenerie nicht dort befindet, sondern beim Savandurga, einem der weltgrößten monolithischen Inselberge, der ca. 33 km westlich von Bangalore liegt.
Der Film handelt von den oft hochnäsigen Briten, die in ihrem Kolonialreich streng abgegrenzte Enklaven bildeten, um unter sich zu sein und wo kein Inder Zutritt hatte - und ansonsten ihre Vorurteile pflegten. Als ein indischer Arzt eine Britin (Judy Davis) kennen lernt und einen Ausflug zu den Marabar-Höhlen arrangiert, kommt es zu einer vermeintlichen Katastrophe, die für ihn zu einer Anklage wegen Vergewaltigung führt. Dieser Prozess ist hervorragend in Szene gesetzt. Einzig unklar und etwas unbefriedigend bleibt, wie es überhaupt zur Anklage kommen konnte. Mehr zum Film könnt ihr bei wikipedia nachlesen.
Sam Mendes' Film “American Beauty” (1999) gewann im Jahr 2000 fünf Oskars - und das war durchaus nicht gänzlich abwegig, denn der schräge Blick, der hier auf einige normal-schräge Einwohner einer normalen amerikanischen Vorort-Siedlung geworfen wird, ist schon sehr gelungen, witzig, aber auch bedrohlich und psychopathisch in Szene gesetzt. Deren Leben wird geradezu genüsslich demontiert - das trifft sowohl die pubertären Töchter als auch die in eine ausgewachsene Mitlife-Crisis steuernden Eltern.
Guter Film - mehr könnt ihr ebenfalls bei wikipedia nachlesen.