Industriewanderung Duisburg
1901 errichtete Thyssen ein Hochofenwerk an der Emscher im Norden von Duisburg. Diese zyklopische Ruine des 1985 stillgelegten Werkes ist heute Zentrum des Landschaftsparkes Duisburg-Nord. Ich wollte seit einigen Jahren da schon mal hin, und am letzten Donnerstag schaffte ich es endlich.
>Im Hüttenwerk, Duisburg-Meiderich<
Leider müssen Teile der Ruine zeitweilig saniert werden, so dass man zur Zeit auch nicht auf den Hochofen 5 steigen kann. Die große Aussicht auf das Werk und auf Duisburg verpasste ich daher. Ansonsten führen Wege durch das Werk, aber das Innenleben ist meist nicht zugänglich - zu gefährlich, nehme ich an.
Obwohl Werktag, war doch so Einiges los, besonders auch an den riesigen Erz- und Kohlebunkern mit ihren senkrechten Wänden, wo man mit Seil und Haken klettern lernen kann. Weiter “hinten” verliert sich das Gelände in bracheartigen Strukturen zur Industriekläranlage und zur Emscher hin.
>Emscher<
Ich ging weiter nach Norden durch den Stadtteil Hamborn. Hier begutachtete ich noch einen alten Wasserturm und den Förderturm einer Zeche, die selbst längst verschwunden ist. Heute ist hier ein Gewerbegebiet. Es gab in der Nähe einen Kaufland, wo ich in der Bäckerei einen Kaffee trank und ein Teilchen verzehrte.
>Wasserturm, Hamborn<
>Förderturm Zeche, Hamborn<
In Hamborn stieg ich in die Straßenbahn und fuhr 5 km in südwestliche Richtung zum Rhein nach Duisburg-Laar. Ich ging etwas auf dem Damm am Fluß entlang, als es an zu regnen fing. Diesem Umstand verdanke ich den Besuch des Deutschen Binnenschifffahrtsmuseums, das am Südende von Laar am Eisenbahnhafen neben einem großem Kraftwerk liegt.
Motiv in groß.
>Binnenschifffahrtsmuseum, Duisburg-Laar<
Das Museum ist einer 1910 fertig gestellten Jugendstil-Schwimmhalle verortet und durchaus lohnenswert. Neben historischen Photos etc. gibt es dort auch viele Schiffsmodelle zu sehen.
Ich ging dann weiter durch den Stadtteil Ruhrort, der mich irgendwie an Köln-Nippes erinnerte. Eingeklemmt zwischen Industrie, Hafen und Rhein wirkt der kleine kompakte Stadtteil ziemlich heimelig.
>Ruhrort<
Danach querte ich den Vincke-Kanal, Hafenkanal und die Ruhr, ging durch Kaßlerfeld und kam zum Innenhafen, der eine beachtliche Hafenrevitalisierung erfahren hat.
>Krananlagen vor neuen Büros am Innenhafen<
Heute flaniert man hier, vorbei an neuen Dienstleistungsfirmenkomplexen, neuen Wohngebäuden, alten Krananlagen, Museen in umgenutzten großen Mühlen und vorbei an nobler Gastronomie in City-Nähe.
>Die alten Mühlengebäude am Innenhafen<
Durch die Altstadt zum Bahnhof ist es vom Innenhafen aus nicht mehr weit. Insgesamt lief ich um die 12 km durch Duisburg. Das reicht dann aber auch, hartes Pflaster.
Welches Bild hat euch diesmal am meisten angesprochen?
Industrieruinen haben ...
leider erst heute gesehen, die Bilder vom heutigen Landschaftspark-Nord zeigen sehr deutlich wo und wie frührer in Duisburg auf vielen Industrie-Arbeitsplätzen gearbeitet wurde, sicher schmutzig. Die paar neu entstandenen, allerdings nun sauberen Arbeitsplätze im umgewidmeten Innenhafen wiegen den grossen Verlust nicht auf. Dazu kommt, dass selbst hier schon grosse Fluktuation herscht, zuletzt entschied sich noch die Firma Alltours für einen neuen Standort.
Das Bild mit den Krananlagen zeigt, wie möglicherweise aber bekannt, das neue Landesarchiv von NRW, auch so ein finanzieller Verlustbringer für die Komune bereits vor dem Baubeginn.
Der Vergleich von Ruhrort mit Köln-Nippes ist interessant, jedenfalls das Photo mit den kleinen Häusern und der Kirche, verglichen mit Siebachstr. und der Kulturkirche ist schon auffallend.
Gruesse nach Köln z.Z. im Pflegeeinsatz in Duisburg
Hallo Hercle
Köln-Nippes war beispielhaft, es könnte auch z.B. in Köln-Ehrenfeld sein. Ich hatte keine Vorstellung von Ruhrort, bevor ich da durch ging. Unter dem Aspekt der finanziellen Lage von Duisburg und dem Verlust von allein über 100.000 Einwohnern seit 1975 (n. wikipedia) hätte es auch ein isoliertes völlig heruntergekommenes Problemviertel sein können. Danach sah es aber nicht aus. Davon abgesehen, sieht man aus o.g. Gründen allerdings deutlich mehr leerstehende Häuser in Duisburg als in Köln.
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