Sonntag, 18. August 2013

Industriewanderung Duisburg

1901 errichtete Thyssen ein Hochofenwerk an der Emscher im Norden von Duisburg. Diese zyklopische Ruine des 1985 stillgelegten Werkes ist heute Zentrum des Landschaftsparkes Duisburg-Nord. Ich wollte seit einigen Jahren da schon mal hin, und am letzten Donnerstag schaffte ich es endlich.

H photo 45t-Landschaftspark_Duisburg_Nord_zps0180da8a.jpg

>Im Hüttenwerk, Duisburg-Meiderich<

H photo 13-Landschaftspark_Duisburg_Nord_zpsbcc7e03b.jpg

Leider müssen Teile der Ruine zeitweilig saniert werden, so dass man zur Zeit auch nicht auf den Hochofen 5 steigen kann. Die große Aussicht auf das Werk und auf Duisburg verpasste ich daher. Ansonsten führen Wege durch das Werk, aber das Innenleben ist meist nicht zugänglich - zu gefährlich, nehme ich an.

H photo 45zzf-Landschaftspark_Duisburg_Nord_zpsff2dd8a9.jpg

Obwohl Werktag, war doch so Einiges los, besonders auch an den riesigen Erz- und Kohlebunkern mit ihren senkrechten Wänden, wo man mit Seil und Haken klettern lernen kann. Weiter “hinten” verliert sich das Gelände in bracheartigen Strukturen zur Industriekläranlage und zur Emscher hin.

Emscher photo 45zy-Emscher_Landschaftspark_Duisburg_Nord_zps0d13f9e8.jpg

>Emscher<

Ich ging weiter nach Norden durch den Stadtteil Hamborn. Hier begutachtete ich noch einen alten Wasserturm und den Förderturm einer Zeche, die selbst längst verschwunden ist. Heute ist hier ein Gewerbegebiet. Es gab in der Nähe einen Kaufland, wo ich in der Bäckerei einen Kaffee trank und ein Teilchen verzehrte.

At Hamborn photo 47-Wasserturm_Hamborn_zpse74aef07.jpg

>Wasserturm, Hamborn<


At Hamborn photo 53-Foerderturm_Zeche_Hamborn_zpsb057b22e.jpg

>Förderturm Zeche, Hamborn<

In Hamborn stieg ich in die Straßenbahn und fuhr 5 km in südwestliche Richtung zum Rhein nach Duisburg-Laar. Ich ging etwas auf dem Damm am Fluß entlang, als es an zu regnen fing. Diesem Umstand verdanke ich den Besuch des Deutschen Binnenschifffahrtsmuseums, das am Südende von Laar am Eisenbahnhafen neben einem großem Kraftwerk liegt.

At Laar photo 74-Binnenschifffahrtsmuseum_Laar_zps221831d6.jpg

Motiv in groß.

>Binnenschifffahrtsmuseum, Duisburg-Laar<


Das Museum ist einer 1910 fertig gestellten Jugendstil-Schwimmhalle verortet und durchaus lohnenswert. Neben historischen Photos etc. gibt es dort auch viele Schiffsmodelle zu sehen.

Ich ging dann weiter durch den Stadtteil Ruhrort, der mich irgendwie an Köln-Nippes erinnerte. Eingeklemmt zwischen Industrie, Hafen und Rhein wirkt der kleine kompakte Stadtteil ziemlich heimelig.

Ruhrort photo 81-Ruhrort_zps9f04c363.jpg

>Ruhrort<

Danach querte ich den Vincke-Kanal, Hafenkanal und die Ruhr, ging durch Kaßlerfeld und kam zum Innenhafen, der eine beachtliche Hafenrevitalisierung erfahren hat.

Innenhafen photo 96-Hafenrivitalisierung_Innenhafen_zpsa69643fd.jpg

>Krananlagen vor neuen Büros am Innenhafen<

Heute flaniert man hier, vorbei an neuen Dienstleistungsfirmenkomplexen, neuen Wohngebäuden, alten Krananlagen, Museen in umgenutzten großen Mühlen und vorbei an nobler Gastronomie in City-Nähe.

Innenhafen photo 102-Hafenrivitalisierung_Innenhafen_zpse6fa016e.jpg

>Die alten Mühlengebäude am Innenhafen<

Durch die Altstadt zum Bahnhof ist es vom Innenhafen aus nicht mehr weit. Insgesamt lief ich um die 12 km durch Duisburg. Das reicht dann aber auch, hartes Pflaster.

Welches Bild hat euch diesmal am meisten angesprochen?

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Eva (Gast) - Montag, 19. August 2013, 13:32

Industrieruinen haben ...

... einen ganz eigenen Charme. Ich mag das. Hier gefällt mir aber das Foto im Museum am besten.

hercle (Gast) - Mittwoch, 21. August 2013, 15:46

Hallo Treibgut,
leider erst heute gesehen, die Bilder vom heutigen Landschaftspark-Nord zeigen sehr deutlich wo und wie frührer in Duisburg auf vielen Industrie-Arbeitsplätzen gearbeitet wurde, sicher schmutzig. Die paar neu entstandenen, allerdings nun sauberen Arbeitsplätze im umgewidmeten Innenhafen wiegen den grossen Verlust nicht auf. Dazu kommt, dass selbst hier schon grosse Fluktuation herscht, zuletzt entschied sich noch die Firma Alltours für einen neuen Standort.
Das Bild mit den Krananlagen zeigt, wie möglicherweise aber bekannt, das neue Landesarchiv von NRW, auch so ein finanzieller Verlustbringer für die Komune bereits vor dem Baubeginn.
Der Vergleich von Ruhrort mit Köln-Nippes ist interessant, jedenfalls das Photo mit den kleinen Häusern und der Kirche, verglichen mit Siebachstr. und der Kulturkirche ist schon auffallend.
Gruesse nach Köln z.Z. im Pflegeeinsatz in Duisburg

Treibgut - Mittwoch, 21. August 2013, 21:40

Hallo Hercle

... das mit den Arbeitsplätzen ist sicher richtig und dürfte auch für die meisten andere Kommunen zutreffen, wo die Schwer-, Bergbau- oder sonstige Industrie weggebrochen ist. Die finanziellen und sonstigen Möglichkeiten der Kommunen, neue Arbeitsplätze zu schaffen sind allerdings sicher auch beschränkt. Ich finde es jedenfalls richtig, auch auf den Tourismus zu setzen, das Erbe der Vergangenheit (wie Hüttenwerk, Zechenfördertürme, Hafenkräne etc.) zu bewahren und in Wert zu setzen und attraktive Flanierzonen am Wasser zu schaffen.

Köln-Nippes war beispielhaft, es könnte auch z.B. in Köln-Ehrenfeld sein. Ich hatte keine Vorstellung von Ruhrort, bevor ich da durch ging. Unter dem Aspekt der finanziellen Lage von Duisburg und dem Verlust von allein über 100.000 Einwohnern seit 1975 (n. wikipedia) hätte es auch ein isoliertes völlig heruntergekommenes Problemviertel sein können. Danach sah es aber nicht aus. Davon abgesehen, sieht man aus o.g. Gründen allerdings deutlich mehr leerstehende Häuser in Duisburg als in Köln.

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