Freitag, 7. Oktober 2011

Eindrücke aus Hamm

Hamm liegt ca. 107 km Luftlinie nordöstlich von Köln am Ostrand des Ruhrgebietes. Ich war dort auf einer “Tagung” nun auch zum ersten Mal – und es ist auch eine Stadt, von der man nicht so sicher weiss, ob man jemals wieder hin kommt. Denn wie auch Köln wurde die Stadt im 2. Weltkrieg Opfer der Bombenhagel, so dass man eine City mit viel altem Gebäudebestand dort nicht vorfindet. Vielmehr findet man nur Einzelgebäude, die erhalten oder wieder aufgebaut wurden, wie z.B. auch den Bahnhof.

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>Eingangshalle des Bahnhofs in Hamm<

Kurzum, Hamm ist nicht gerade eine Touristenstadt. Die City hat natürlich eine Fußgängerzone, die auf eine große Kirche zuläuft und visuell mit der Kölner Fußgängerzone durchaus konkurrieren kann, aber das ist auch kein Kunststück.

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>Hamm, Fußgängerzone<


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>Gebäude in Hamm, die noch zu den sehenswerteren gehören<

Das Wetter war sehr durchwachsen, kühl und auch mit viel Regen, lud nicht gerade zu größeren Stadtspaziergängen ein.

Wir waren, Teil des Programms, auch auf einem Steinkohlezechengelände (Radbod, man kann nachlesen, dass sich hier eines der größten Grubenunglücke im Ruhrgebiet ereignete). Einige Gebäude der weitgehend abgerissenen Zeche sind als Industriedenkmäler zum Glück noch erhalten und für mich natürlich interessante Fotomotive:

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Es waren aber nicht diese Gebäude, die uns hier interessieren sollten, sondern die Hinterlassenschaften im Boden, denn zu den Zechen gehörten Kokereien, deren Betrieb die Böden hochgradig verseucht haben.

Abends waren wir noch in einem Fachwerk-Gasthaus in der City gemütlich essen. Isenbeck Pils hiess die berühmte heimische Biersorte in Hamm – und das Bier trank ich dann dort auch. Aber die Brauerei, die im 2. Weltkrieg weitgehend zerstört und neu aufgebaut wurde, haben sie um 1990 abgerissen und das Braugeschäft findet seither woanders statt.

Wir übernachteten in einem Billighotel in Hamm und setzten unsere Tagung am nächsten Morgen fort. Nachmittags war dann relativ früh Schluss, so dass ich noch ein bißchen spazieren gehen konnte, aber das Wetter war nicht viel besser.

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>Die Lippe führt am Stadtkern vorbei<


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>Schleuse am Datteln-Hamm-Kanal, der direkt neben der Lippe verläuft<


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>Kirche in Hamm<


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>Bahnhof von Hamm; Elefanten sind seit 1984 Wahrzeichen von Hamm<

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Elisabetta1 - Sonntag, 9. Oktober 2011, 20:36

Interessante Eindrücke von dieser Stadt und Umgebung.

Schade, daß die alte Substanz weitgehendst verloren ging. Fußgängerzonen der heutigen Zeit sind ja jederzeit austauschbar.
Was mich aber erstaunte ist: die Stadt wurde in Wikipedia schon "ausführlichst" beschrieben.
Geschichtlich wurde jeder Zank zwischen den Adeligen und ihren Erben, aber auch der Ausbruch der Pest in diesem Bereich erwähnt.

Treibgut - Sonntag, 9. Oktober 2011, 22:29

Wikipedia

... da hat es dann wohl engagierte Schreiberlinge gegeben, die das alles mühevoll dort zusammen getragen haben. Nur davon hängt es ab ...
Graf von der Mark (Gast) - Montag, 4. Februar 2013, 19:11

a, leider führt die Lippe heute am Stadtkern vorbei.

Angelegt wurde die ehemalige Haupt-und Residenzstadt Hamm aber zwischen den Flüssen Lippe und Ahse (tom hamme). Ihre Wasserläufe wurden in den 1910er Jahren verlegt und umschließen heute nicht mehr den Altstadtbereich.

Anstelle eines Flussbettes findet man nun aber einen sehenswerten Grüngürtel um Alt-Hamm herum, der im Zuge der Flussverlegung entstanden ist. Somit weiß man zumindest, wo einst die Stadtmauer verlief.

Dass Hamm heute nur wenige Baudenkmäler besitzt, ist nicht allein dem Krieg geschuldet. Verheerende Stadtbrände gab es schon im 13. Jahrhundert, vor allem aber die Feuersbrunst von 1741, in der fast die gesamte Altstadt in Schutt und Asche fiel, haben Hamm schon recht früh das Gesicht genommen.
Noch heute läuten täglich um 21.00 Uhr die Glocken der Pauluskirche in Gedenken an dieses schreckliche Ereignis.

Viele Kasernen, besonders der größte Verschiebebahnhof Europas aber, machten Hamm dann im zweiten Weltkrieg zur begehrten Zielscheibe anglo-amerikanischer Bomberverbände.

So blieb fast nichts - und wer kennt es nicht - den Rest erledigten dann die Stadtplaner der 60er und 70er-Jahre, manch Schwachsinn erlaubt man sich sogar heute noch.

Im Zentrum sind viele Kriegslücken immer noch nicht beseitigt. Vieles ist im Unbruch und es scheint so, als warte man hier auf die Renaissance einer jungen Architektengilde, die wieder Häuser baut, mit denen die Sonne spielen kann und den Menschen der Stadt eine Identität stiftet.

Möge es gelingen...

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