Montag, 1. Mai 2006

Der Tod hat zugeschlagen

Meine Mutter ist tot. Man glaubt es kaum. Vor Kurzem noch voll fit, hat es keine 24 Stunden gedauert. Im Grunde ein schöner Tod, für sie, auch für uns – kein monate- oder jahrelanges qualvolles Dahinsiechen.

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>Meine Eltern, hier anläßlich des 75. Geburtstages meiner Mutter - Archivbild, 28.01.2006<

Die Ärzte sagten, es war weder ein Herzinfarkt noch ein Schlaganfall. Es soll eine marode große Ader im Herzen geplatzt sein.

Ich habe es immer für wahrscheinlicher gehalten, dass es meinen Vater zuerst treffen wird. Das sagt nicht nur die Statistik. Er ist zwei Jahre älter und erscheint auch „gebrechlicher“ als meine Mutter je gewesen ist - wenn er auch noch gut in Form ist.

Im Moment gibt es für mich nichts zu tun. Mein Bruder weilt in Lübeck und wird morgen mit meinem Vater nach Köln zurückkehren. Mein Vater hat in Lübeck wohl nach Beratschlagung mit Verwandten und Bekannten ein Kölner Bestattungsunternehmen mit den Beerdigungsformalitäten beauftragt (warum weiß ich nicht).

Meine Mutter wollte immer verbrannt werden – das wird anscheinend in Lübeck geschehen, aber die Urne soll dann nach Köln überführt werden. Weiteres ist noch unklar. Bevor die Verbrennung stattfinden kann, muss jedenfalls (mindestens) eine (beglaubigte) Heiratsurkunde vorgelegt werden.

Ich brauche Ablenkung. MIt einem Freund, HRS, war ich zum Kaffeetrinken im Ecco verabredet. Das hatten wir schon letzte Woche verabredet. Ich habe nichts vom Tode meiner Mutter erzählt - das war auch nicht Zweck der Übung. Stattdessen haben wir uns vornehmlich über Urlaub unterhalten. Er war beruflich zweieinhalb Wochen in Äthiopien und gab dort ein Seminar über Strategien zur Konfliktminimierung. Als Ablenkung war das ganz gut für mich.

Wieder zu Hause habe ich noch eine Pflanze umgetopft - das war zwar irgendwann nötig, aber es gerade jetzt zu tun, war eine reine Verdrängungsaktion.

Die Zukunft wird schwieriger – das ist sicher.

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svashtara - Montag, 1. Mai 2006, 19:22

Liebes Treibgut,

es tut mir wirklich sehr leid. Ich habe meine Mutter im letzten September nach langer, schwerer Krankheit verloren. Das Leben ist niemals mehr wieder leicht gewesen seitdem. Aber es geht weiter, wie blöd der Spruch auch ist. Bitte sag, wenn ich irgendwas für dich tun kann. Das ist kein blöder Spruch, das meine ich wirklich ernst. Ich drück dich. N.

Treibgut - Mittwoch, 3. Mai 2006, 02:04

Keine Ahnung

Svashtara, danke für das Hilfsangebot. Ich habe keine Ahnung, was zu tun ist. Das hört sich jetzt auch mindestens total hilflos an, aber solange wir nicht beim Bestattungsunternehmen waren und etwas mehr erfahren haben und sich mein Vater nicht wenigstens für den groben Rahmen der Bestattung entschieden hat, weiss ich auch nicht, was ich konkret tun soll. Ich hoffe, wir kriegen das irgendwie geregelt, ohne dich einzuspannen. Ablenkung hilft immer - Du kannst mir mal gelegentlich erzählen, wie das bei dir war.
svashtara - Mittwoch, 3. Mai 2006, 10:22

Im Augenblick

kannst und musst du auch erst einmal nicht viel tun, außer für dich selbst dazusein. Das Bestattungsunternehmen nimmt dir jede Arbeit ab, wichtig sind einige, wenige Unterlagen, den Rest erledigen, zum Glück, die. Bei meinem Vater war das weniger kompliziert, aber meine Mutter wollte in Belgrad beerdigt werden, doch selbst damit hatte ich wenig Sorgen, denn die Bestatter wissen, dass man selbst ziemlich durch den Wind ist, und nehmen einem eigentlich alles ab.
Ich glaube, dass jeder, der einen nahen Menschen verloren hat, erst einmal in einer Art Schockzustand gerät. Noch versteht man nicht, was genau passiert ist, versucht, sich abzulenken. Erst langsam, Wochen, eigentlich Monate hinterher, löst sich diese Starre. Und dann wird es auch wieder ein bisschen leichter.
Ich drück dich und denk an dich.

Windrider - Dienstag, 9. Mai 2006, 11:00

Keine Sprüche

Keine Sprüche wie: Mit der Zeit wird alles besser o.ä. fallen mir hier ein. Es tut mir sehr leid für dich, daß deine Mutter gestorben ist.
Liebe Grüße nach Köln von der Windriderin

Treibgut - Mittwoch, 10. Mai 2006, 23:08

Danke!

Sprüche helfen da auch sowieso nicht. Es bringt meiner Meinung nach noch nicht mal etwas, so eine Art Trauerphase einzulegen, nicht mehr zu feiern, einstweilen keine Cafes oder Kinos mehr zu besuchen oder Ähnliches.

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