Sonntag, 15. Oktober 2017

Im Kino – Die Nile Hilton Affäre und andere Filme

In Tarik Saleh's Kairo-Polizeidrama Die Nile Hilton Affäre muss ein Polizist im Offiziersrang, der auch nur durch Beziehungen an seinen Job gekommen ist, erkennen, wie korrupt und verkommen das ganze System ist. Als eine bekannte Sängerin in einem renommierten Hotel ermordet wird, wird er zwar zunächst mit Ermittlungen beauftragt, doch diese werden schnell eingestellt und der (absurde) Selbstmord der Frau festgestellt. Doch der Polizist hat eine Spur und ermittelt weiter.

Es wird dann jedoch sehr bald gefährlich für ihn und alle anderen, die Zeugen des Mordes gewesen sein könnten.

Der Film ist sehr spannend gemacht, wirkt authentisch und führt durch ein düsteres, übervölkertes und schmutziges Kairo, in dem die Korruption und Vetternwirtschaft alle Schichten der Gesellschaft und insbesondere die Behörden und hier den Polizeiapparat bis unter die Kopfhaut erfasst hat. Das sieht man selten so plastisch im Kino. Unliebsame Personen und Zeugen werden im Zweifelsfall durch bezahlte Killer ausgeschaltet.

Die eigene Ohnmacht und Verstrickung in ein Unrechtssystem zu erkennen ist die bitterste Pille, die er [der Polizist] auf seiner Odyssee schlucken muss; eine Erkenntnis, die auch den Zuschauer mit Wucht trifft. So hart diese Lektion ist: Tarik Saleh vermittelt sie so spannend, dass man nicht wegsehen kann,“ kommentiert die stuttgarter-zeitung.

Von Emir Kusturica hatte ich schon seit knapp 20 Jahren keinen Film mehr im Kino gesehen. Sein neuer Film On The Milky Road ist wahrscheinlich ein typischer Kusturica-Film mit boshaft-bizarren Szenen. Es kommen ziemlich viel Tiere und viel karstige Landschaft im Film vor. Das macht den Film visuell schon mal ganz ansprechend. Ansonsten handelt der Film von einem Michmann, der – von Kusturica selbst gespielt - auf einem Esel durch die von Bürgerkriegswirren beeinträchtigte Gegend reitet.

Es kracht schon mal häufiger. Als das Dorf dann einem Massaker zum Opfer fällt, können der Milchmann und seine falsche Braut, die er einem Warlord abspenstig gemacht hat, zwar fliehen, aber als Zeugen des Geschehens werden sie verfolgt. Das finstere Spiel endet dann später in einer Schafherde, in der sie sich kriechend vor den marodierenden Soldaten verstecken. Das funktioniert zunächst ganz gut, doch die Schafherde läuft in ein Minenfeld.

Kurzweilig ist der Fim im Ergebnis schon, aber so richtig mitfühlen konnte ich mit den Figuren nicht, so dass ich annehme, dass der Film in der Ausarbeitung der Charaktere und in der Figurenzeichnung Schwächen aufweist. Cineman meint, dass „die Fans wohl die sonst so typische Balance zwischen Hysterie und Fantasie vermissen“ werden.

Jacques Doillon's Film Auguste Rodin widmet sich dem Schaffen und den Frauenbeziehungen des französischen Bildhauers, mit dem das Zeitalter der modernen Plastik und Skulptur begann. Der Film beginnt etwa 1885, kurz nachdem Rodin (gut gespielt von Vincent Lindon) seine Schülerin und baldige Geliebte Camille Claudel (Izïa Higelin) ins Atelier aufgenommen hatte. Über sie hat Bruno Nuytten 1988 schon einen Film gemacht.

10 Jahre dauerte ihre Beziehung, die auch im neuen Film, der fast nur in Ateliers spielt, eine zentrale Rolle spielt. Indes, der Künstler benötigt noch andere schöne Frauen, die ihm in allem möglichen Posen nackt Modell stehen.

Nach critic wird Rodin als „Schürzenjäger, dem alles zufliegt, der die Frauen benutzt und der zwar irgendwie schon nett, aber auch feige und ziellos erscheint“, dargestellt.

Nackte Frauen, Bildhauerei hin und her, alles hübsch anzusehen, der Film hat dennoch so seine etwas ermüdenden Längen.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Die Nile Hilton Affäre: ja, vielleicht.
On The Milky Road: tendenziell eher unwahrscheinlich.
Auguste Rodin: tendenziell eher unwahrscheinlich.

Trackback URL:
https://treibgut.twoday.net/stories/1022635656/modTrackback

Gefangen in Köln 2.0

Ein Blog. Wenig über Knast Sex und Autos mehr über Köln Film Musik Bücher Net und Wanderungen

Kommunikation

Eine Religion braucht...
Eine Religion braucht man für dieses Verständnis nicht,...
iGing - Do, 27. Dez, 09:18
... das ist mir zu viel...
... das ist mir zu viel Ethik und Religion. Krieg gibt...
Treibgut - Mi, 26. Dez, 23:46
Ja, und das würde bedeuten,...
Ja, und das würde bedeuten, dass die un-menschliche...
iGing - Mi, 26. Dez, 01:17
Zuversicht
.... aber Du weißt, dass die Doomsday Clock in diesem...
Treibgut - Mi, 26. Dez, 00:14
"Gestaunt: die ersten...
"Gestaunt: die ersten Zeugnisse einer kriegerischen...
iGing - Fr, 21. Dez, 11:21
Untote
... eben. Dann wird es bis zum Ende aller Tage hier...
Treibgut - Mi, 20. Jun, 01:36
Ich habe das inzwischen...
Ich habe das inzwischen noch weiter eingeschränkt. Aber...
C. Araxe - Di, 19. Jun, 21:27
Hallo, das ist ein kurzes...
Hallo, das ist ein kurzes Heads-Up an die Immernoch-Blogger:...
skydance - Mo, 28. Mai, 19:35

DATENSCHUTZ

CONTACT

Der Verfasser dieses Blogs ist über folgende E-Mail-Adresse zu erreichen:

treibgut_2005[ät]gmx.de

[ät] wurde als Spam-Schutz eingesetzt und ist durch das entsprechende, eine E-Mail-Adresse kennzeichnende Tastaturzeichen @ zu ersetzen.

Translate ...

FILME


25 km/h


The Guilty

Lesestoff


Andreas Brandhorst
Das Arkonadia Rätsel


Christine Daure-Serfaty
Die Liebenden von Goundafa

Music


Poems For Laila
Dark Timber


Mamiffer
The World Unseen

Suche im Weblog

 

Status

Online seit 6709 Tagen
Zuletzt aktualisiert: Di, 13. Dez, 18:16


Counter eingerichtet am 21.12.2005:

Archiv

Oktober 2017
Mo
Di
Mi
Do
Fr
Sa
So
 
 
 
 
 
 
 1 
 2 
 4 
 6 
 9 
10
11
12
13
17
18
20
23
24
25
27
30
 
 
 
 
 
 

User Status

Du bist nicht angemeldet.

Credits


About
At Home
Bücher
Cologne (In the City)
Digital World
Filme
Lamentation Column
Memories of ...
Other Places
Pflanzen und Tiere
Reisen
Sounds
Talk of the Day
Wanderungen
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren