Dienstag, 2. Mai 2017

Die Salzmine von Wieliczka

Heute ein Underground-Tag. Zunächst beschaffte ich mir ein Ticket für den Rynek Underground. Das ist unter dem zentralen Marktplatz in Krakau. Unter den Marktplätzen in Süd-Polen gibt es nämlich häufig eine Unterwelt, oft viele Kammern und Lagerräume aus früheren Jahrhunderten. Die Ticket-Beschaffung klappte, weil ich noch vor der Öffnungszeit der Tourist-Info in den Tuchhallen da war, aber es gab ein 11:15-Uhr-Ticket. Über eine Stunde Wartezeit. Ich fand immerhin ein preiswertes Café. Im Grunde ist der Underground hier in Krakau ein hochmodernes Museum, vor maximal 11 Jahren gebaut.



Mitunter geht man über Glasboden, darunter liegen manchmal menschliche Skelette, Funde eines alten Friedhofs, der hier auch mal war. Bei manchen Skeletten sind die Arme und die Beine zusammengebunden, um zu verhindern, dass diese Toten als Vampire wieder auferstehen (nein, das ist jetzt nicht meine Interpretation). Ansonsten sind viele Fundstuecke der Ausgrabungen hier in Vitrinen zu sehen und es gibt viel Filmmaterial zur Geschichte Krakaus.

Wieliczka ist eine kleine Stadt ca. 12 km südlich von Krakau. Hier fährt mindestens im Stundentakt eine Bahn hin.



>In Wieliczka. Neben Kirche und Marktplatz gibt es auch eine alte Burg.<



Die Salzmine dort ist viele 100 Jahre alt und war schon im 18. Jahrhundert ein Touristenziel. Berühmte Leute waren hier, etwa Goethe oder Alexander von Humboldt. Heute Unesco-Weltkulturerbestaette, kommen über 1 Millionen Gäste jährlich - ein massentouristisches Ziel.



Diesmal gab es ein Ticket (ich hatte mich vorher kundig gemacht, man wirbt mit nicht erforderlicher Reservierung und höchstens einer Stunde Wartezeit ab Ticketkauf), es kostet etwa 25 €. Salz fördert man hier heute nicht mehr, der Tourismus ist viel lukrativer, sozusagen eine Goldgrube.



>Bilder zeigen, wie es früher zu ging in der Salzmine. Viele Menschen kamen hier zu Tode. Das obere Bild zeigt Methangas-Sucher bei der Arbeit. Anfangs war alles rein menschliche Schwerarbeit. Später arbeiteten auch Pferde in der Mine, die nie wieder lebend das Tageslicht sahen.<



3 Stunden kann man mindestens dort im Untergrund verbringen. Alles muss man zu Fuß erlaufen, wahrscheinlich ca. 4 km und sieht dennoch nur 2 % der Wege und Salzkammern. Die ersten 2 Stunden war es sogar eine deutschsprachige Führung, danach konnte man noch optional eine Stunde im unterirdischen Museum herumlaufen - mit polnischsprachiger Führung.



>Unwahrscheinlich viel Holz wurde in der Salzmine verbaut, für Treppen und um Decken und Wände zu stützen<

Am Ende landet man zwischen Souvenirshops und in einem Café - auch das alles noch ca. 130 m unter der Erdoberfläche. Hoch geht's dann glücklicherweise mit einem Fahrstuhl.



>Salzverkrustetes Gebälk<




>Alte Fördertechnik, auch aus Holz. Die Pferde trieben u.a. diese Technik mit ihrer Muskelkraft an<

Man kommt auf der Tour durch bis zu 50 m hohe Hallen, durch eine große Salzkirche, vorbei an unterirdische Seen und an allen möglichen Salzfiguren, Zwerge und Heilige eingeschlossen.



>Salzfiguren. Die meisten Figuren stehen in christlich-religioesem Kontext.<




>Kapelle<




>Kirchensaal<

Ein lohnenswertes Ziel!

Wieder mit dem Zug zurück in Krakau, schaffte ich noch einen kurzen Spaziergang durch den Stadtteil Kazimierz. Das war das Judenviertel von Krakau. Seit Steven Spielberg hier Szenen seines Holocaust-Dramas "Schindlers Liste" drehte, befindet sich der vorher gänzlich heruntergekommene Stadtteil im Aufschwung. Aber es dämmerte bereits, viel sah ich nicht mehr. Schindlers Fabrik wäre eine weitere touristische Destination in der Nähe, aber Tickets für diesen Ort gibt's nicht von heute auf morgen, geschweige denn von jetzt auf gleich, das kann man knicken. Leider war ich anfangs nicht gut genug vorbereitet bzw. organisiert, um das zu regeln (bin ich ja nie).

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Elisabetta1 - Mittwoch, 3. Mai 2017, 14:33

Fotos von der Salzmiene?

Tolle Beiträge, die ich bisher gelesen habe.
Die alten, historischen Bauten von Krakau, Kattowitz etc. finde ich sehr schön, die Wohnhäuser schlechter als bei uns vor 40/50 Jahren. Aber wir sind in Polen!

Und wie sind die Menschen? Aufgeschlossen?

Wir hatten erst einmal, während unserer vielen Urlaube quer durch Europa, das Gefühl nicht willkommen zu sein - in den neuen Bundesländern ;o(
Aber vielleicht lag es an uns.

C. Araxe - Mittwoch, 3. Mai 2017, 21:55

@Elisabetta1
Wo waren Sie denn in den neuen Bundesländern?
Treibgut - Mittwoch, 3. Mai 2017, 22:19

Eindrücke

Es ist nicht überall gleich, auch die Wohnverhaeltnisse sind es nicht, je nach Stadt und Stadtviertel. Und ich finde es nicht so viel anders wie in Deutschland, diese Unterschiede findet man bei uns genauso.

Die Menschen, keine Ahnung, ich fühle mich so normal behandelt wie in Deutschland auch, niemand rennt weg.
C. Araxe - Freitag, 5. Mai 2017, 20:10

@Elisabetta1
Mich würden doch noch einmal genauere Beschreibungen interessieren. Der Zeitraum ist natürlich auch wichtig. Ich frage deshalb, weil ich ursprünglich aus dem Osten komme. Vieles, was da teilweise abläuft, lehne ich klar ab. Zum Glück tickt nicht der ganze Osten so. Und ich kann auch etwas nachvollziehen, warum die anderen anders ticken, auch wenn ich das nicht toleriere.
Elisabetta1 - Freitag, 5. Mai 2017, 16:07

@ c. araxe

wir sind damals von bayern bzw. tschechien kommend durch sachsen (dresden, görlitz, hoyerswerda) und brandenburg, die elbe entlang, lüneburg nach hamburg gefahren - mit dem wohnmobil.


@treibgut
Auch das ist Humor?
...... niemand rennt weg ......

Treibgut - Freitag, 5. Mai 2017, 18:32

Wann

..... ist denn damals?

Ich denke, im Rahmen der EU-Integration ist viel mental passiert, anders als 1990 und in den Jahren danach, als das Weltbild der Ostdeutschen zusammenbrach und sie schlichtweg überrannt wurden.
Elisabetta1 - Freitag, 5. Mai 2017, 23:47

@ treibgut

Damals...... war im September/Oktober 2014
ich habe viele Bilder in meinem Weblog gebracht.

@ c. araxe
Ooooch, das waren Erlebnisse auf Campingplätzen z.B. die Bereitschaft Auskünfte zu geben, oder in Restaurants bei nicht reservierten Plätzen, doch noch ein Essen zu bekommen, wir Österreicher z.B. sagen doch zu Eurem Kuchen - Mehlspeise, das ist uns nicht nur einmal passiert, dass die Bedienung "patzig" = unfreundlich sagte: Mehlspeisen haben wir nicht!
In Pirna wollten wir mit dem Zug nach Dresden fahren, vom Waldcamping aus - der Taxifahrer aber meinte, diese Fuhre würde sich für ihn nicht lohnen??? Wir dachten schlecht zu hören.
wir haben in Wittenberg mit einem Herrn (Ösi), der damals seit 1 Jahr dort wohnte und arbeitete, über die Mentalität seiner Kollegen und Nachbarn gesprochen und auch er hatte den Eindruck, wie wir es empfanden.

Aber.........das sind alles nur Momentaufnahmen und können natürlich nicht auf alle Ost.Länder angewendet werden.
Wir haben umgekehrt wiederum gute Bekannte in Dresden, die wir knapp vor der Wende kennengelernt hatten - eine zauberhafte Familie, die in DDR Zeiten einiges mitgemacht haben, weil sie nicht angepasst waren.
Wir haben für diese Menschen in unserem Hotel Toilettenpapier "gemopst", weil sie zu wenig bekommen konnten. ;-)
Und wie ich schon sagte, vielleicht waren unsere Nasen grad nicht opportun ;-)
Alles nur mehr Geschichte ;-)
C. Araxe - Freitag, 5. Mai 2017, 19:59

Zuletzt war ich ja so Mitte 90er in Krakau und auch in dem Salzbergwerk in Wieliczka. Geht man da immer noch die unendlichen Treppen zu Fuß hinunter? Der Aufzug für den Rückweg war damals wenig vertrauenserweckend, so dass ich lieber auch hinauf zu Fuß gegangen wäre... Kazimierz war damals eigentlich schon im Aufschwung, also unmittelbar nach dem „Schindlers Liste”. Es gab damals schon einige jüdische Edelrestaurants, die vorm Haus mit englischen Speisekarten geworben haben. Erschreckend fand ich damals einige Graffiti in Kazimierz. „Żyd” mit schlimmen Wörtern dahinter ist für nicht polnisch sprechende wahrscheinlich eher unverständlich, so wie für mich auch nur ein paar Brocken verstehende. Aber ein Galgen mit einem Davidstern dran versteht dann jeder. Gibt es so etwas immer noch? Ich kann mir vorstellen, dass zumindest dort mehr darauf geachtet wird. Ich war auch damals in der dortigen Synagoge. Soweit ich mich erinnere war das keine offizielle Führung, aber ein Rabbi führte uns herum, der auch halbwegs deutsch sprach. Mein Begleiter bekam eine Kippa und der Rabbi zog mir meinen Schal (es war Spätherbst) etwas über das Haar und meinte, dass das angemessener wäre. Im Eingangsbereich (? – ist doch schon etwas her) war eine Wand mit ganz vielen kleinen Glühlämpchen – all die Juden aus Krakau, die während des Holocaust umgekommen sind. Keine Ahnung, ob das immer noch so ist. Dann wurde mein Begleiter weitergeführt in einen Bereich, der nur Männern vorbehalten war (ist?) und ich musste davor warten. Der Rabbi war sehr freundlich und man konnte nicht sagen, dass er etwas gegen Deutsche hätte – er war nur ultraorthodox. Im Rahmen all dessen fand ich das vollkommen O.K. Im Rahmen dieser Reise fand ich nur eines schade – ich war damals genau zu dem Zeitpunkt da, als die Katakomben für einen Tag geöffnet hatten und habe es verpasst. Heutzutage würde mir das sicher nicht mehr passieren – da lobe ich mir doch das inzwischen sehr viel Informationen bereit haltende Internet.

Treibgut - Freitag, 5. Mai 2017, 22:16

Wieliczka und Krakau

An den Treppen hat sich wohl nichts geändert, jedenfalls wird kein Fahrstuhl runter genommen.

Über Graffitis und Synagogen kann ich so gar nichts sagen, aber immerhin Du hast interessante Eindrücke gesammelt. Ich war nur ganz flüchtig und kurz in Kazimierz.

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