Ein Geburtstagsfest im Sauerland
Am Sonntag. Ein heißer Tag. Eingeladen ins Sauerland, fuhr ich mit Freunden in deren Auto mit hin. Olpe – das ist nicht soo weit, vielleicht 50 km bis zum zu Olpe gehörenden Dörfchen Altenkleusheim.
Wir waren dort noch nie, denn das befreundete Pärchen ist erst im letzten Jahr umgezogen und hat dort ein stattliches Haus gemietet – mit 3 Etagen, fast schon zahllosen Zimmern, Terrassen, Garten, Säulen etc.
Aber auch dort, ca. 420 m NN hoch, waren locker 30 Grad im Schatten. Unten den vielen Sonnenschirmen war es ordentlich warm – ist halt kein echter Schatten, und das merkt man deutlich.
>Der Kampf gegen die Sonne<
Zu essen und trinken gab's reichlich, aber beim Kölsch habe ich mich in Anbetracht der Hitze doch stark zurückgehalten.
Man hat einen guten Blick auf das Dorf. Ansonsten, dort gibt es „nichts“, keinen Laden, keine Schänke.
>Ein paar Eichen und Obstbäume gehören auch noch zum Grundstück<
Ich wollte dort nicht unbedingt wohnen. Mir gefällt es hier in Köln ganz gut, Arbeitsplatz in Köln, Wohnung in Köln, damit habe ich mich arrangiert – und wenn ich meine, ins Grüne zu müssen, fahre ich eben am Wochenende raus. Und das reicht mir dann auch.
Point gesetzt in Altenkleusheim auf der Weltkarte bei stories-and-places.com.
Für ALLES benötigt man (vermutlich) ein Auto und der Alltag mit Einkauf etc. ist streng geregelt - wehe man vergisst etwas.
Dafür wird die Dorfgemeinschaft, die fehlenden Strukturen ersetzen.
LG
Haus
In eine Dorfgemeinschaft wäre man auch nicht automatisch integriert, nur weil man in das Dorf gezogen ist, denke ich mir.
Kommt ganz auf die Nachbarn an. Mein Mr. Duffy ist vor 2 Jahren in ein Dorf gezogen und war von Anfang an integriert. Sämtliche "große" Geburtstagsfeiern, Brunch am Sonntag Vormittag bei der Feuerwehr,
Frühschoppen am Hauptplatz, Adventspaziergang im Wald usw. usw.
Gottseidank bin ich die Wochenendfrau - also muss ich nicht immer dabei sein - mir wär's fast ein Bisschen zuviel.
Eben
Hallo Treibgut :-)
Das Angebot mitzumachen war von Anfang an da. Ich wurde (auch ohne mein Herzblatt) zum Geburtstagskaffee eingeladen (die wollten mich natürlich auch kennenlernen ;-) ). Wenn es etwas zu feiern gibt, ist die Teilnahme bei Einladung selbstverständlich. Es macht auch Spass. Wer was vor hat, sagt nein und das ist auch okay. Ich passe dort hin und fühle mich sehr wohl. Das kommt im Dorf auch so rüber (war ja auch grad mit einer Nachbarin im Harz :-) ).
Einige Häuser wurden von Städtern (überwiegend Akademiker) gekauft und grundsaniert/neu gebaut. Der Kontakt beschränkt sich fast ausschließlich auf Grüßen. Es gibt aber von keiner Seite Probleme. Warum auch. Sie wohnen da und gut.
Grüßli :-)
Dorf
Ich schätze mal, die Verhältnisse sind auch nicht in allen Dörfern gleich - in Abhängigkeit von Größe, Sozialstruktur, Entfernung zu den nächstgelegenen Städten.
Dorfgemeinschaft?
Ich würde sagen, das typisch Dörfliche, der Charakter einer Bauernschaft, verschwindet. Das hat ja früher die Dorfgemeinschaft stark geprägt.
Fast jede Familie hatte eine Landwirtschaft (von 31 Häusern - 28 Bauern). Heute sind es noch 4!
Jeder war auf den anderen angewiesen. Es wurde sich gegenseitig beim Ernten geholfen, Gerätschaften ausgeliehen, bei Umbauten hat jeder mit angefasst, Dächer gedeckt usw.. Wenn Kühe kalbten oder Mütter ihre Kinder bekamen (fast alle sind zu Hause geboren) kamen die Nachbarn zu Hilfe. In Todesfällen sowieso. Verstorbene wurden im Haus aufgebahrt. Hochzeiten wurden in der Diele gefeiert, die Nachbarinnen kochten das Essen. Wenn es brannte, kamen die Nachbarn (alle waren Mitglieder der dorfeigenen Freiwilligen Feuerwehr). Die Kneipe war Treffpunkt und Poststelle.
Über die Dörfer fuhren wöchentlich Hökerwagen mit Dingen des täglichen Bedarfs. Doch diese Generation, zu der meine Schwiegereltern noch gehörten, stirbt gerade aus.
Jetzt ist die Kneipe zu.
Die dorfeigene Freiwilligen Feuerwehr gibt es nicht mehr. Zusammengefasst in überörtliche Einheiten, weil der Nachwuchs fehlt.
Schon die nachfolgene Generation (wir) geht überwiegend außerhalb arbeiten. Es gibt noch 7 junge Erwachsene zwischen 18 j. und 30 J. und 4 Kinder unter 12 j.
Da die Jahrgänge zwischen 1940 und 1970 den überwiegenden Teil unserer Dorfbewohner ausmacht und fast alle hier geboren sind, ist der Zusammenhalt noch ziemlich gut. Aber gemeinsame Feste wie Feuerwehrball ect. gibt es eben kaum noch, weil es z.B. die Feuerwehr nicht mehr gibt.
Bei den Treckertreffen oder bei den jährlichen Aufführungen der Laienspielgruppen z.B. (auch in den Nachbardörfern) sind jedoch alle da :-) . Die Neuzugezogenen kommen nicht.
Wenn unsere Generation weg ist, wird es diese Gemeinschaft nicht mehr geben, denke ich mal. Die wenigen jungen Leute haben jetzt schon kein Interesse an der Nachbarschaft. Und wo die Jungen weggehen, kaufen Städter die Anwesen, weil in den Städten die Häuser zu teuer sind und sie hier draußen ihre Ruhe haben wollen.
Ich glaube die Entfernung zu größeren Städten spielt kaum eine Rolle. Die Sozialstruktur jedoch sehr.
Grüßli :-)
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