Elisabetta1 - Mittwoch, 2. September 2015, 08:56

Das Haus ist schon recht ansehnlich und die Aussicht ansprechend. Aber Du hast recht, in einem solchen Dorf zu wohnen, bedarf es mehr als die Liebe zur Natur.
Für ALLES benötigt man (vermutlich) ein Auto und der Alltag mit Einkauf etc. ist streng geregelt - wehe man vergisst etwas.
Dafür wird die Dorfgemeinschaft, die fehlenden Strukturen ersetzen.
LG

Treibgut - Mittwoch, 2. September 2015, 20:53

Haus

Stimmt. 2 Personen, beide berufstätig, 2 Autos - alles andere wäre ziemlich komplex. Die Kirche ist nur ein paar 100 m weit entfernt - das würde zu Fuß gehen. Ob es eine funktionierende "Dorfgemeinschaft" gibt, weiss ich nicht, aber es gibt auf jeden Fall eine direkte Nachbarschaftshilfe. Man muss halt auf die Leute zugehen.

In eine Dorfgemeinschaft wäre man auch nicht automatisch integriert, nur weil man in das Dorf gezogen ist, denke ich mir.
Elisabetta1 - Mittwoch, 2. September 2015, 22:50

Dorfgemeinschaft.
Kommt ganz auf die Nachbarn an. Mein Mr. Duffy ist vor 2 Jahren in ein Dorf gezogen und war von Anfang an integriert. Sämtliche "große" Geburtstagsfeiern, Brunch am Sonntag Vormittag bei der Feuerwehr,
Frühschoppen am Hauptplatz, Adventspaziergang im Wald usw. usw.
Gottseidank bin ich die Wochenendfrau - also muss ich nicht immer dabei sein - mir wär's fast ein Bisschen zuviel.
Treibgut - Mittwoch, 2. September 2015, 23:06

Eben

... man will diese Form von Integration vielleicht gar nicht so intensiv - und dann fangen eventuell die Probleme an.
schlafmuetze - Freitag, 4. September 2015, 17:04

Hallo Treibgut :-)

Ich bin vor 10 Jahren "aufs Dorf" gezogen, ca. 100 Einwohner. Mein Schätzelchen ist dort vor rund 60 Jahren geboren (und auch schon seine Eltern 1928 & 1931). Ureinwohner sozusagen. :-)
Das Angebot mitzumachen war von Anfang an da. Ich wurde (auch ohne mein Herzblatt) zum Geburtstagskaffee eingeladen (die wollten mich natürlich auch kennenlernen ;-) ). Wenn es etwas zu feiern gibt, ist die Teilnahme bei Einladung selbstverständlich. Es macht auch Spass. Wer was vor hat, sagt nein und das ist auch okay. Ich passe dort hin und fühle mich sehr wohl. Das kommt im Dorf auch so rüber (war ja auch grad mit einer Nachbarin im Harz :-) ).
Einige Häuser wurden von Städtern (überwiegend Akademiker) gekauft und grundsaniert/neu gebaut. Der Kontakt beschränkt sich fast ausschließlich auf Grüßen. Es gibt aber von keiner Seite Probleme. Warum auch. Sie wohnen da und gut.
Grüßli :-)
Treibgut - Freitag, 4. September 2015, 22:54

Dorf

.... schön zu hören, schwieriger zu deuten. Gibt es eine Dorfgemeinschaft? Etwa gemeinsame Feste, zu denen alle eingeladen werden und auch die meisten kommen?

Ich schätze mal, die Verhältnisse sind auch nicht in allen Dörfern gleich - in Abhängigkeit von Größe, Sozialstruktur, Entfernung zu den nächstgelegenen Städten.
schlafmuetze - Samstag, 5. September 2015, 23:22

Dorfgemeinschaft?

Das läßt sich gar nicht mit Ja oder Nein beantworten.
Ich würde sagen, das typisch Dörfliche, der Charakter einer Bauernschaft, verschwindet. Das hat ja früher die Dorfgemeinschaft stark geprägt.
Fast jede Familie hatte eine Landwirtschaft (von 31 Häusern - 28 Bauern). Heute sind es noch 4!
Jeder war auf den anderen angewiesen. Es wurde sich gegenseitig beim Ernten geholfen, Gerätschaften ausgeliehen, bei Umbauten hat jeder mit angefasst, Dächer gedeckt usw.. Wenn Kühe kalbten oder Mütter ihre Kinder bekamen (fast alle sind zu Hause geboren) kamen die Nachbarn zu Hilfe. In Todesfällen sowieso. Verstorbene wurden im Haus aufgebahrt. Hochzeiten wurden in der Diele gefeiert, die Nachbarinnen kochten das Essen. Wenn es brannte, kamen die Nachbarn (alle waren Mitglieder der dorfeigenen Freiwilligen Feuerwehr). Die Kneipe war Treffpunkt und Poststelle.
Über die Dörfer fuhren wöchentlich Hökerwagen mit Dingen des täglichen Bedarfs. Doch diese Generation, zu der meine Schwiegereltern noch gehörten, stirbt gerade aus.
Jetzt ist die Kneipe zu.
Die dorfeigene Freiwilligen Feuerwehr gibt es nicht mehr. Zusammengefasst in überörtliche Einheiten, weil der Nachwuchs fehlt.
Schon die nachfolgene Generation (wir) geht überwiegend außerhalb arbeiten. Es gibt noch 7 junge Erwachsene zwischen 18 j. und 30 J. und 4 Kinder unter 12 j.
Da die Jahrgänge zwischen 1940 und 1970 den überwiegenden Teil unserer Dorfbewohner ausmacht und fast alle hier geboren sind, ist der Zusammenhalt noch ziemlich gut. Aber gemeinsame Feste wie Feuerwehrball ect. gibt es eben kaum noch, weil es z.B. die Feuerwehr nicht mehr gibt.
Bei den Treckertreffen oder bei den jährlichen Aufführungen der Laienspielgruppen z.B. (auch in den Nachbardörfern) sind jedoch alle da :-) . Die Neuzugezogenen kommen nicht.
Wenn unsere Generation weg ist, wird es diese Gemeinschaft nicht mehr geben, denke ich mal. Die wenigen jungen Leute haben jetzt schon kein Interesse an der Nachbarschaft. Und wo die Jungen weggehen, kaufen Städter die Anwesen, weil in den Städten die Häuser zu teuer sind und sie hier draußen ihre Ruhe haben wollen.

Ich glaube die Entfernung zu größeren Städten spielt kaum eine Rolle. Die Sozialstruktur jedoch sehr.
Grüßli :-)
Treibgut - Sonntag, 6. September 2015, 22:58

Dorf (II)

Wahrscheinlich hat es auch etwas Gutes, wenn es keine "echte" Dorfgemeinschaft wie früher mehr gibt, da die Zwänge wohl durchaus beträchtlich waren.

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