Montag, 19. Juni 2017

Bücherwelten: „Ihre Nacht“ von Banana Yoshimoto

Die Autorin gilt als No. 2 in Sachen japanischen Belletristik-Exports, hinter Murakami. In ihrem Roman „Ihre Nacht“ (Japan, 2008) erzählt sie von einem Cousin-/Cousinen-Verhältnis. Nachdem diese in der Kindheit getrennt wurden, steht eines Tages der Cousin in Tokyo vor der Tür der jungen Frau. Gemeinsam versuchen sie die Abgründe einer dunklen Vergangenheit zu ergründen, besuchen alte Schauplätze, suchen Zeugen der damaligen Geschehnisse auf.

Obwohl dieser Roman noch eine faustdicke Überraschung bereit hält, ist es nicht unbedingt der Handlungsverlauf, der Bücher von Yashimoto auszeichnet. Vielmehr ist es die exakte Ausarbeitung der Charaktere, was sie denken, was sie reden, die den Büchern einen enorme, überzeugende Tiefe verleihen.

Die Übersetzung aus dem Japanischen von Thomas Eggenberg kann ich als gelungen bezeichnen.

Ein sehr geheimnisvoller Großstadtroman, der irgendwo zwischen düsterer Wirklichkeit und Traum wandelt, meint misteraufziehvogel treffend.

Im Kino – Alien: Covenant und andere Filme

Ridley Scott's Film Alien: Covenant schreibt natürlich die Alien-Saga fort. Die Alien-Filme habe ich alle im Kino gesehen, was – soweit ich mich erinnere - bei keiner andere Serie der Fall ist, die es auf mehr als drei Kino-Teile gebracht hat. Die beiden „Alien vs. Predator“-Filme habe ich allerdings nicht dazu gezählt, die kenne ich auch gar nicht, weil sie relativ schlechte Kritiken bekamen. Es ist die düstere Weltraum-Szenerie, die mich anzieht und die letztlich bereits im 1. Teil (1979) den Ruhm von „Alien“ begründete; denn das war damals neu in dieser Form.

Auch im neuen Alien-Film ist die düstere Weltraum-Szenerie das Nonplusultra für mich gewesen, insbesondere die Szenen der riesigen Ruinenstadt auf dem fremden Planeten und das Alien-Raumschiff selbst. Ansonsten finde ich durchaus, dass die meisten Teile der Alien-Saga zwar gut sein mögen, aber durchaus nicht unbedingt einen Spitzenplatz im jeweiligen Kinojahr bei mir belegt haben. Auch bei dem neuen Film gibt es Mängel, schwächere SchauspielerInnen, Nachlässigkeiten im Drehbuch, Fragen nach der Sinnhaftigkeit der ganzen Alien-Geschichte im Allgemeinen, zu deren Erhellung die einzelnen Teile eben nicht viel beitragen.

Dass Menschen ohne einen ausreichend dichten Schutzanzug, d.h. mit blanker Haut, einen fremden Planeten betreten, halte ich beispielsweise in der gezeigten Art und Weise nicht mehr für passend in einem modernen SF-Film. Da hätte man dann viel umfassender auf vorangegangene Besuche oder Mikroben-Untersuchungen etc. eingehen müssen, um dies plausibel zu machen.

Von den gelesenen Kritiken gefiel mir noch am besten diejenige des faz-Autors. U.a. ist hier zu lesen: „Böse ist ein Geschöpf, das denken und phantasieren kann, also selbst schöpferisch, ja: künstlerisch begabt ist, sich aber weigert, eine andere Wertskala anzuerkennen als die der Effizienz beim Töten und Überleben.

Simon Aboud's Film Der wunderbare Garten der Bella Brown entführt uns wieder mal in die romantisch-schrullige Welt einer „Amelie“. Als Angestellte einer kleinen Bücherei und Möchtegern-Schriftstellerin führt Bella ein zurückgezogenes Leben. Sie wohnt zur Miete, hat ein zugehöriges Innenhof-Gartengrundstück, doch kein besonderes Interesse an Gärtnerei und Angst vor den Pflanzen – mit dem Ergebnis, dass der Garten völlig verwildert ist.

Das wiederum empört ihren Vermieter, der einen städtischen Angestellten auf sie ansetzt und eine Monatsfrist zum Aufräumen des Gartens erwirkt. Wegen häufigen Zuspätkommens bekommt sie zusätzlich Stress in der Bücherei und ihre zarte Beziehung zu einem Kunden dort droht in Liebeskummer umzukippen, als das erste Date platzt. Doch der Koch, den sie dem grantigen alten Vermieter abgeworben hat, steht ihr zur Seite.

Alles wird gut. Lieblich-süsslich wird diese Geschichte erzählt. Dennoch kein schlechter Film, vielmehr ein gelungenes Stadt-Märchen.

Kino-zeit textet: „Die Zweifel beiseitegeschoben, kann man genießen, was wunderbar ist am Film: Das Märchenhafte und der Fokus auf das Schöne in der Welt. Und wenn es nur die Blumen in Großaufnahme und die Geschichte um das Gärtnern sein mögen.

Matti Geschonneck's Film In Zeiten des abnehmenden Lichts erzählt vom 90. Geburtstag eines hochdekorierten und etwas alzheimergeschädigten Alt-Stalinisten (gespielt von Bruno Ganz) in Ost-Berlin 1989. Anläßlich dieses Ereignisses kommen natürlich die näheren Verwandten, aber auch Funktionäre der Partei, Delegationen von Kombinaten oder sein Hausarzt zu der altehrwürdigen Villa, wo der Mann mit seiner Frau und der Haushälterin wohnt.

Das Fest wird zum Desaster, noch bevor das Bankett eröffnet wird, weil die heile Welt im Familienclan gestört ist und der Nazi-Bankett-Tisch mit den ganzen Speisen drauf vorher zusammenbricht.

Als Westler, der allerdings die damals herrschenden Verhältnisse in der DDR und in den privilegierten Haushalten nicht persönlich erlebt hat, empfand ich das gezeigte Milieu ganz gut getroffen. Auch überzeugen die SchauspielerInnen in ihren Rollen.

Soweit kritisiert wurde, dass die Romanvorlage (2011) von Eugen Ruge viel umfassender ist und sich weder räumlich noch zeitlich so eingegrenzt mit fast nur einem Geburtstags-Tag beschäftigt, mag das stimmen, ist aber nicht Gegenstand dieser Filmkritik, da ich das Buch nicht kenne.

In der zeit hat der Autor die Entscheidung, nur einen Tag zu verfilmen, für durchaus klug gehalten: „So wurde das Buch zum dankbaren Material, nicht zur knechtischen Vorlage. Es gibt nicht so viele Filme, die den Osten mit seiner Steifheit, Verträumtheit, seinen Hoffnungen, seiner Sauffreude und leisem Humor glaubwürdig abgebildet haben. Dieser gehört definitiv dazu“. Dieser Sichtweise kann ich mich durchaus anschließen, aber Menschen, die vorher das Buch gelesen haben, können wohl durchaus enttäuscht werden.


Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Alien: Covenant: ja, vielleicht.
Der wunderbare Garten der Bella Brown: ja, vielleicht.
In Zeiten des abnehmenden Lichts: ja, vielleicht.

Freitag, 16. Juni 2017

Wanderung Dahlem – Witzenberg - Birgel

Am letzten Sonntag war für Köln ein heißer Tag mit 30 Grad angesagt. Die meines Wissens drei höchstgelegenen Bahnstationen auf der Strecke „Köln – Trier“ sind die drei hintereinander liegenden Bahnstationen Blankenheim/Wald, Schmidtheim und Dahlem, alle mindestens auf 500 m NN. Das hängt damit zusammen, dass der Zug ab Kall im Urfttal bergauf fährt – bei Schmidtheim ist die Quelle - und hinter Dahlem ins tief eingeschnittene Kylltal runter fährt.

Ich fuhr nach Dahlem. Östlich des Ortes liegen die drei Heidenköpfe I, II, III – ein Waldgebiet, in dem der Heidenkopf III mit 594 m der höchste „Berg“ ist.

 photo 01-450-View_Heidenkopf_II_zpsspk8b0dp.jpg

>Kurz vor Erreichen des Heidenkopfes II noch gute Sicht. Man sieht die "Verspargelung" der Landschaft. 48 Windräder, die inzwischen ja meist mit > 150 m Höhe gebaut werden, konnte ich sehen.<

Es gibt hier nichts Besonderes im Wald zu sehen (kommerziell orientierte Holzwirtschaft), weshalb die Bemühungen um mehr touristische Infrastruktur um Dahlem wahrscheinlich überschaubare Erfolge haben werden.

 photo 09-450-Ameisenhaufen_Wald_E_Heidenkopf_II_zpstr1cptc2.jpg

>Ameisenhaufen gab es allerdings viele in diesem Wald.<


 photo 25-450-Teich_N_Witzenberg_zpssbpa6lp3.jpg

Ich bog ab nach Süden und ging runter ins Kylltal nach Glaadt. Immerhin haben die Wege gut ausgebildete Randstreifen mit vielen blühenden Blumen – allerdings auch deshalb, weil sie ziemlich breit sind und von der Sonne beschienen werden.

 photo 19-450-Waldrainblumen_nahe_Vierherrenstein_zpssdpv3ef4.jpg

Ich konnte ein paar Insekten photographieren, aber die Bedingungen waren an diesem Tag nicht günstig, weil doch viel Wind wehte.

 photo 27b-450-Wanzen_nahe_Witzenberg_zpsouxpy3vy.jpg

>Oben Wanzen, unten Raupe (nicht näher bestimmt)<

 photo 27d-450-Raupe_nahe_Witzenberg_zpsnn4arg20.jpg

Meine Wasserflasche hatte ich vergessen, fiel mir auf. Nicht optimal bei einem Eifel-Sommertag > 25 Grad. Es war wieder etwas hektisch am Morgen, weil ich den nächsten Zug bekommen wollte und nicht erst den Zug eine Stunde später.

Ich kam am Witzenberg vorbei. Hier ist die Rodungsinsel der Rabenberger Höfe, und man nach Glaadt dann überwiegend am Waldrand lang laufen. Die tiefer gelegenen Wiesen wurden gerade gemäht.

In Glaadt gibt es eine Schlossruine, die ich aber schon kannte (Photo siehe diese alte Tour im Juli 2009).

In Jünkerath kam ich an einer Tankstelle vorbei, besorgte eine Wasserflasche, trank dort direkt eine kleine Cola-Flasche und kaufte ein Eis. Es gab dort nämlich eine schattige Sitzecke draußen mit drei Hockern und Tischchen.

Ohne Getränk wäre die Tour hier zu Ende gewesen, aber so gestärkt, ging ich – vorbei am Apothekenthermometer, das nicht ganz beschattete 36 Grad anzeigte - weiter.

Ich war etwas überrascht, ist Jünkerath bei mir doch in der Rubrik „gastronomisches Totland“ eingestuft, und die meisten Läden etc. hatten tatsächlich zu. Aber 1 km weiter in diesem langgestreckten Ort stieß ich auf die „Bierkneipe Kylltalradweg“:

 photo 39-450-Kneipe_Kyltalradweg_Juenkerath_zpsz4wdopqc.jpg

Dort hätte ich auch noch einkehren können. In der Tat ist anzunehmen, dass das Radfahren im Kylltal eine deutlich größere Bedeutung hat als das Wandern. Viel los ist hier aber nicht.

Die nächsten 2km nach Gönnersdorf sind nicht besonders attraktiv. Außerdem zog es sich zu, und es fielen tatsächlich ein paar Regentropfen. In Gönersdorf querte ich Bahnlinie und Kyll und ging am Naturschutzgebiet Hippelsteinchen entlang. Das ist eine schwach entwickelte Wacholder-Heide-Landschaft mit viel Kalktrockenrasen:

 photo 47-450-Kalktrockenrasen_NSG_Hippelsteinchen_zps0huxwvr1.jpg

Wegen Wind und Wolken achtete ich aber nicht mehr auf weitere Insekten.

Am Hirschberg vorbei ging ich nach Birgel.

 photo 55-450-Kleiner_Fuchs_nahe_Birgel_zpsg9ke9vru.jpg

>Kleiner Fuchs. Trockene Wege mögen diese Schmetterlinge.<

In der Außengastronomie des „Wirtshauses zum Sägewerk“ trank ich immer gerne Eiszeit-Weizen. Das ist mindestens für 2013, 2014 und 2016 in diesem Blog dokumentiert (Photo siehe diese ältere Tour im Juli 2014).

 photo 57-450-Wassermuehle_Birgel_zpst2coco7l.jpg

Eiszeit-Weizen gibt es jedoch dort nun nicht mehr. Ich musste auf – ich glaube, es hiess Benediktiner-Weizen – umsteigen. Dazu orderte ich Apfeltorte.

Die knapp 300 m entfernte Bahnstation heißt „Lissendorf“. Ca. 15 km war diese Tour lang.

Am heutigen/gestrigen Feiertag war ich nicht Wandern, es war wieder ein heißer Tag und ich hätte wieder hoch in die Eifel fahren müssen. Der Wetterbericht sagte jedoch Gewitter für den Nachmittag und Abend an. In der Kölner Südstadt gab es nur kurz ein wenig Regen, aber in der Eifel war mehr los.

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