Die besten Filme im Kinojahr 2014
Ich habe 69 Filme geguckt, davon sind allerdings nur 2 Filme (Interstellar & Lucy, Platz 13 & 14) in der Top 33 (Filme mit > 1 Mio. Besuchern) der erfolgreichsten Kinofilme in Deutschland im Jahr 2014. Gesehen habe ich auch noch die Nr. 3 (Die Tribute von Panem - Mockingjay Teil 1) – allerdings erst in 2015.
Die meisten Filme habe ich in meinem Stadtteil-Kino Odeon gesehen (18), gefolgt von Cinedom und OFF (je 12) sowie 27 Filme in 6 weiteren Kinos. Hier gab es Verschiebungen, denn die Plätze 2 und 3 teilten sich in 2013 Cinenova und Rex. Letzteres war aber wohl die meiste Zeit des Jahres 2014 geschlossen, und das Cinenova ist besonders im Winter benachteiligt, weil es am weitesten weg liegt.
Meine mühsam ausgesuchten 23 Favoriten des Kinojahres 2014 in unsortierter Reihenfolge:
Hossein Amini's Film Die zwei Gesichter des Januars basiert auf einen Roman von Patricia Highsmith und spielt Anfang der 1960er Jahre in Athen, überwiegend aber auf Kreta und am Ende in Istanbul. Ein Paar und ein Fremdenführer müssen aus Athen fliehen, nachdem sie im Hotel beim Verstecken einer Leiche beobachtet wurden. Mit dem Fremdenführer, der nur zufällig in diese Geschichte hineingezogen wird, bahnt sich eine explosive Dreiecksgeschichte an, die tragisch endet. Der Film ist gut anzusehen und so schön altmodisch inszeniert - und er hat schöne Kreta-Bilder.
Wes Ball's Endzeit-Drama Maze Runner: Die Auserwählten - Im Labyrinth überzeugt visuell und tontechnisch sowie durch viele Spannungsmomente. Ausgangspunkt der Geschichte ist eine größere Gruppe von Jugendlichen, die sich nach und nach auf einer von riesigen Mauern umgebenen Lichtung wiederfinden. In der von Wänden umgebenen Lichtung gibt es Tore, die sich einmal am Tag öffnen und in ein Labyrinth führen. Doch im Labyrinth lauern spinnenartige große Monster, die eine Erforschung gefährlich machen.
Lisa Barros D'Sa & Glenn Leyburn's Film Good Vibrations erzählt von einem Schallplattenladen, der 1970 von einem Plattenfreak (Tim Hooley) in Belfast gegründet wurde - mitten in den blutigen Wirren des Nordirland-Konflikts. Es ist aus meiner Sicht ein ausgesprochen gelungener Film. Zeit, Geschichte, Anarchie, Konflikte, Gründerstimmung, Konzerteindrücke und zwischenmenschliche Beziehungen sind perfekt eingefangen - und die schausplelerische Leistung insbesondere des Plattenfreaks (Richard Dormer) ist überragend.
Luc Besson Film Lucy erzählt von einer jungen Frau (Scarlett Johansson), die in einer koreanischen Stadt der Mafia in die Quere kommt und darauf hin als Drogenkurier mit in den Bauch eingenähter Droge eingesetzt wird. Doch die Droge gelangt in ihren Körper und verleiht ihr übermenschliche Intelligenz. Sie kann ihre Gehirnkapazität immer besser nutzen und ihre Sinne werden wesentlich empfindlicher. Gleichzeitig erwirbt sie auch die Fähigkeit, physikalische Kräfte zu manipulieren und kann so ihre Gegner auszuschalten. Visuell toll gemacht.
Joon-ho Bong's im SF/Phantastik-Bereich angesiedelter Film Snowpiercer hat als Ausgangslage ein Klima-Experiment, das schief läuft und eine neue Eiszeit einleitet. Durch diese vereiste Landschaft fährt ein langer Zug, der nie anhält. In diesem Zug gibt es eine Klassengesellschaft - vorne die Herrscher und die gehobenen Klassen, die in Saus und Braus leben und die Kontrolle über die Lebensmittel haben und in den hinteren Abteilen die Armen. Es kommt zum Aufstand. Der zum Teil brachiale Film kann mit bizarren Settings und Ideen glänzen.
Anton Corbijn's Agenten-Thriller A Most Wanted Man spielt überwiegend in Hamburg und handelt von verdeckten Operationen des deutschen und amerikanischen Geheimdienstes, die zum Ziel haben, islamische Terroristen und deren Geldgeber zu enttarnen und auszuschalten. Ein aus Russland eingereister Islamist, der von einer deutschen Anwältin geschützt wird, steht dabei im Fadenkreuz der Ermittlungen. Dieser ruhige (es fällt kein Schuss), aber gleichwohl spannende und routiniert gemachte Agenten-Thriller mit Philip Seymour Hoffman in seiner letzten Hauptrolle, in dem es mehr um Strategie und Taktik geht, läßt Hamburg in einem anderen Licht erscheinen.
Ein gelungener Monsterfilm ist Godzilla, den Gareth Edwards neu inszeniert hat. Es gibt viele tolle Bildsequenzen in diesem Film, die mitunter auch an Klassiker wie „Alien“ erinnern. „Das große Staunen“ Spielberg'scher Machart spielt eine große Rolle im Film. Menschen warten auf das, was - angekündigt - aus dem Meer oder zu Fuß auf sie zukommt. Und diese Ungeheuer sind vertieft in ihrem Kampf, die Menschen interessieren sie nur am Rande. Apokalyptisches Szenario, Atmosphäre und Soundtrack stimmen weitgehend in diesem Film.
Nana Ekvtimishvili & Simon Groß' Film Die langen hellen Tage spielt in Tbilisi/Georgien um 1992. Im Mittelpunkt des Films stehen zwei Freundinnen, die sich durch das tägliche Leben schlagen. Das Leben ist geprägt durch eine marode wirkende Stadtlandschaft, beengte und etwas demolierte Familienverhältnisse und latente Gewalt. Der Gesprächston ist überwiegend rau, die Mädchen/Frauen spielen beunruhigend oft mit einer [echten] Schußwaffe rum. Alles wirkt sehr authentisch lebensnah, die DarstellerInnen können vollauf überzeugen.
Asghar Farhadi' s Film Le Passé - Das Vergangene ist ein Familiendrama, das im iranischen Milieu in Paris spielt. Im Mittelpunkt steht ein seit Jahren getrennt lebendes Paar. Der Mann kommt aus dem Iran nach Paris, um auf Bitte seiner Frau die Scheidung zu vollziehen. Er zieht bei seiner Frau vorübergehend ein und muss sich fortan mit den Konflikten der Frau, die diese insbesondere mit ihrer Tochter hat, auseinandersetzen. Die emotional-intensiv und dabei sehr natürlich agierende Riege der SchauspielerInnen sowie die vorgestellten Konfliktlösungsstrategien sind das große Plus des Films. Auch das umgebende Ambiente (Wohnung der Frau, Wäschereibetrieb des Mannes, ..) sind authentisch gewählt.
Lasse Hallström's Film Madame Mallory und der Duft von Curry ist ein romantisches Sozial-Ethno-Märchen. Vertrieben von Unruhen, gelangt eine indische Gastronomie-Familie über England nach Süd-Frankreich. Eine Autopanne lässt sie in einer kleinen südfranzösischen Stadt stranden. Etwas außerhalb der Stadt sieht der Familienvorstand ein verfallendes Anwesen, das zum Verkauf steht, und bald haben sie es gekauft. Nur, auf der anderen Straßenseite, liegt ein Sterne-Restaurant. Sodann beginnt ein Nachbarschaftskrieg, aber am Ende raufen sich alle zusammen.
Bent Hamer's Film 1001 Gramm erzählt aus dem Leben einer Dame des norwegischen Eichinstituts, die mit der Bewältigung des Todes ihres Vaters und dem Ende ihrer Beziehung zu kämpfen hat. Dann muss sie nach Paris fahren, um das üblicherweise schwer gesicherte norwegische Eich-Kilogramm im Rahmen einer Tagung kontrollieren zu lassen. Auf der Rückfahrt verunglückt sie mit ihrem Elektroauto und beschädigt das Gewicht, so dass sie wieder zurück nach Paris muss. Dort lernt sie einen Mann kennen. Dies ist ein ruhiger, kleiner, mitunter etwas skurriler norwegischer Film.
Doug Liman wagt sich mit Edge of Tomorrow in das SF-Genre. Ideentechnisch angelehnt an den Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ (1993) wird erzählt, wie man Fortschritte machen kann, wenn ein Ereignis immer wieder von vorne beginnt. Man lernt aus den Fehlern. Doch hier geht es nicht um Liebe, sondern um krakenähnliche Aliens, die dabei sind, die Welt zu erobern. Und die Zurücksetzung der Zeit wird auch nicht durch den Schlaf, sondern durch den Tod des Protagonisten (Tom Cruise) ausgelöst. Viele Kampfszenen, überzeugende Szenerien und gute ProtaginistInnen zeichnen den Film aus.
Richard Linklater erzählt in seinem Film Boyhood von einem Jungen im Alter von 6 bis später 18 Jahren, seiner persönlichen Entwicklung, seiner Patchwork-Familie. Er hat eine Schwester, die Eltern trennen sich, doch der Vater hält zu seinen Kindern, besucht sie an den Wochenenden. Die Frau versucht mehrere neue Beziehungen, unterstützt aber auch die Kinder. Sie ziehen aber auch häufiger mal um. Pubertät, erste Liebe, Clique, Highschool sind wichtige Ereignisse. Hinsichtlich seiner Milieu-Schilderungen und Beziehungsgeschichten ein sehr authentischen und überzeugender Film.
Milagros Mumenthaler's in Buenos Aires spielender Film Offene Türen, offene Fenster erzählt von drei jungen Mädchen, die nach dem Tod ihrer Oma allein in deren Haus weiterleben. Der Film spielt nur im oder am Haus. Die drei gehen zur Uni oder zur Schule und haben viel Freizeit, die sie oft auf dem Sofa oder im Bett verbringen und TV schauen oder sie wühlen in Sachen im Haus rum. Und sie streiten sich. Alle versuchen so, den Tod ihrer Ersatzmutter zu verarbeiten. Der ruhige Film glänzt durch genaue, mitunter sogar sinnliche Beobachtung des Geschehens und Authenzität der sehr natürlich auftretenden Schauspielerinnen.
Im Mittelpunkt von Noam Murro's martialisch-gewalttätigen Historienspektakel 300 - Rise of an Empire, das nach „300“ (2007) wiederum die Auseinandersetzung der Griechen mit den Persern ca. 480 v.Chr. zum Inhalt hat, stehen Seeschlachten wie die Schlacht von Salamis. Ungeachtet aller Kritik bin ich für diese Art visueller Ästhetik wohl empfänglich. Trotz aller Gemetzel wirkt der Film nur eingeschränkt brutal, was mit der comicartigen Überzeichnung, dem rotweinfarbenem Blut und den mystisch-dunklen Lichtverhältnissen zu tun hat.
Visionär und mit zum Teil grandiosen Bildern – die ProtagonistInnen fliegen hier immerhin durch ein Wurmloch und durch ein Schwarzes Loch - kommt Christopher Nolan's Science Fiction Interstellar daher. In parallelen Handlungssträngen, die ca. 80 Erdjahre umfassen, wird vom Leben auf der von Staubstürmen klima-kollabierten Erde und einer Reise eines Raumschiffs ans Ende der Zeit erzählt, auch von Liebe und Hoffnung, die die Menschheit faktisch heute kaum noch haben dürfte.
Uberto Pasolini's Film Mr. May und das Flüstern der Ewigkeit spielt in London. Im Mittelpunkt steht ein kleiner eigenbrötlerischer Beamter, der städtische Begräbnisse für Leute inszeniert, die ohne Hinterbliebene verstorben sind. Er ist bei der Einäscherung dann meist der einzige Gast, sucht vorher in den Habseligkeiten der Menschen herum, um Hinterbliebene oder Freunde zu finden und um eine Grabrede schreiben zu können, die der Pastor dann vorliest. Seine Beerdigung wird dann später genauso enden. Mit viel Liebe zum Detail und sehr melancholisch ist diese Geschichte erzählt und hat ein ergreifendes Ende.
Giulio Ricciarelli inszenierte mit Im Labyrinth des Schweigens einen der besten Filme dieses Jahres. Er arbeitet deutsche Nachkriegsvergangenheit auf, spielt 1958-63 und handelt von einem Anwalt, der das allgegenwärtige Schweigen über die deutschen Kriegsverbrechen im 2. Weltkrieg brechen will und schließlich einige der Täter von Ausschwitz vor Gericht bringt. Das ging nicht gegen Widerstände in höchsten Kreisen und in der Bevölkerung und belastete auch die Fahnder seelisch schwer, da sie Zeugenaussagen sammeln mussten. Der Film ist durchaus flott gemacht, zeigt auch viel 50er-Jahre-Ambiente und kann vor allem schauspielerisch überzeugen.
Die Sin-City-Filme gefallen mir stilistisch und inhaltlich. Sin City 2: A Dame to Kill For spielt wieder in einer fiktiven Großstadt, wo Gewalt und Korruption an der Tagesordnung sind. Eine Erotic-Bar ist hier der Mittelpunkt. Heiße Mädchen, Spieler, Säufer, Gewalttäter verkehren hier. Die Männer sind Machos, doch auch die Frauen sind Femmes Fatales, haben einen Hang zur Gewalttätigkeit und Rechnungen zu begleichen. Erzählt werden mehrere Geschichten um Liebe, Verrat, Habgier und Rache, die ineinandergreifen. Durchweg brutal, ist der Film ab 18 freigegeben.
In Abderrahmane Sissako's Film Timbuktu zieht der Terror in Form einer islamisch-fundamentalistischen Gruppe in eine kleinere Stadt (Timbuktu) ein. Ähnlich wie bei den Taliban wird die Freiheit der Menschen schnell beschnitten, Vieles wie Musik hören, Singen unter Strafe gestellt und Todesurteile für Ehebruch, Totschlag etc. verhängt. Tags und nachts patrouillieren die selbsternannten Gotteskrieger durch die Stadt. Im Mittelpunkt der beeindruckend und sehr ruhig erzählten Geschichte steht dabei eine kleine Beduinenfamilie, die mit einer Fischerfamilie aneinander gerät, als ein Rind im Fluß die Fischernetze zerstört und vom Fischer mit einem Speer getötet wird. Das Recht spricht am Ende die dritte Gruppe, nämlich die Gotteskrieger, gemäß der Scharia.
Nach einem berühmten und sehr erfolgreichen Roman, den der Amerikaner Noah Gordon 1986 schrieb, inszenierte Philipp Stölzl seinen gleichnamigen Film Der Medicus, der Anfang des 11. Jahrhunderts spielt und den Aufstieg eines armen Jungen zu einem sachkundigen Arzt schildert. Die Geschichte beginnt in England, wo der Junge Gehilfe eines Baders wird und zieht sich dann bis nach Persien hin, wo der junge Mann nach langer Reise durch die Wüste - bei dem berühmtesten Mediziner seiner Zeit in Isfahan in die Lehre geht. Sehr farbenprächtig und stimmig ist das alles in Szene gesetzt und der Film muss einen Vergleich mit thematisch ähnlichen Hollywood-Streifen nicht scheuen. Insbesondere die Medizin- und später die Pestszenen in Isfahan können überzeugen.
In Lars von Trier's Nymphomaniac (I) liest ein älterer verklemmter Mann eine bewußtlose Frau auf der Straße auf und schafft sie in seine Wohnung. Die Frau denkt von sich, ein schlechter Mensch zu sein und beginnt dem darauf dringenden Mann ihre Geschichte zu erzählen. Sie erzählt – in Rückblenden gezeigt - meist von ihren mehr oder weniger bizarren Sexerfahrungen und von ihrem toten Vater. Aus meiner Sicht ein ansprechender Film. Dabei wird die junge Nymphomanin von Stacy Martin gespielt. Sie kann schon sehr gefallen, eine echte Neuentdeckung.
Ralf Westhoff's Sozialkomödie Wir sind die Neuen handelt – zugespitzt – vom Generationenkonflikt. Drei alte WG-Mitglieder um die 50 beschließen wieder zusammenzuziehen und ziehen in ein Haus, wo über ihnen eine Twentysomething-Dreier-WG für ihr Examen büffelt. Von der ersten Minute an knackt es im Gebälk. Es geht um Lebenseinstellungen, Treppe putzen, Brillenmode, Musik, nachbarschaftliche Hilfe etc. Es gibt viel zu lachen/schmunzeln im Film. Und obgleich weder die eine noch die andere Gruppe typisch die Gesellschaft repräsentieren, steckt viel boshafte Wahrheit in dem Film.
Die besten Filme im Kinojahr 2013
Die besten Filme im Kinojahr 2012
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