Wanderung Energielandschaft Vollrather Höhe (Niederrheinische Bucht)
Geistig-seelisch-moralisch ist man gut beraten, sich daran zu gewöhnen, demnächst hierzulande nicht mehr durch Naturlandschaft, sondern nur noch durch Energielandschaften wandern zu können. “Energiewende” heißt das Stichwort und meint, möglichst nur noch regenerative Energien einzusetzen – aus Wind, Sonne, Wasser und Biomasse gewonnen.
Da trotz steilem Anstieg in den letzten 15 Jahren in 2011 immer noch erst gut 15 % der Energie in Deutschland aus regenerativen Energien gewonnen wurde, kann man sich ja ausrechnen, dass noch fast die 7-fache Menge an solchen Energiegewinnungsanlagen zu errichten ist, um 100 % regenerativ zu werden.
Ich fuhr nach Grevenbroich, ca. 30 km nordwestlich von Köln. Das Wetter, 6 Grad, mitunter sogar sonnig, was in Grevenbroich nicht selbstverständlich ist – auch wegen der Energielandschaften im Süden, deren Wasserdampfwolken schon mal die Sonne verdunkeln, wenn der Wind aus Südost kommt, wie heute.
>Ehemalige Baumwollspinnerei Erckens, Grevenbroich<
Durch Grevenbroich fließt die Erft. Einige Industriebetriebe und alte Mühlen haben die Wasserkraft früher genutzt, oft um Korn zu mahlen, aber – wie die Kampers-Mühle - auch um Strom zu produzieren.
>Kampers-Mühle, Grevenbroich<
>Wasserturm, 1898 errichtet, Grevenbroich<
Die Vollrather Höhe im Süden von Gevenbroich ist eine Energielandschaft par excellence. Der gestufte Plateau-Berg überragt die Landschaft im Norden um 100 m und ist genetisch eine Abraumhalde des Braunkohletagebaus Garzweiler. 1968 war die Halde fertig aufggeschüttet. Die Hänge sind gestuft und bewaldet, auf dem Plateau wird Ackerbau betrieben. Seit 1995 wurden Windräder oben installiert, gerade ist wieder eines in Bau.
>Windpark Vollrather Höhe<
Die Höhe ist auch Naherholungsgebiet für die umgebenden Orte. Der lange geteerte Weg hoch bzw. runter ist aber nicht so toll zu Fuß. Oben hat man Blick über die ca. 14 Windräder des Windparks und gleichzeitig sieht man die Dampfwolken des monströsen Kraftwerks Neurath.
>Wasserdampfwolken des Kraftwerks Neurath<
>Vollrather Höhe - Blick Richtung Kraftwerk Neurath<
Im Westen sieht man die kleineren Dampfwolken des kleineren Kraftwerks Frimmersdorf.
Ich verließ die Halde nach Westen, ging nördlich am Kraftwerk Frimmersdorf vorbei und überquerte die Erft. Hier staute die Gustorfer Mühle die Erft und produzierte früher ebenfalls Strom. Heute sind andere Gewerbebetriebe in die Mühle eingezogen.
>Gustorfer Mühle<
>Fernwärmeleitung nahe Gustorf<
Ich ging nördlich an der Erft entlang zurück zum Grevenbroicher Bahnhof. 22 km war diese Tour lang. Eingekehrt bin ich schon ganz am Anfang, aß eine Zitronenrolle, trank einen Capucchino in der Grevenbroicher City, um überhaupt erst einmal fit für die Tour zu werden.