Montag, 5. Januar 2009

Wieder Filme geguckt (DVD 01/09)

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David Lynch inszenierte 1980 den Film “Der Elefantenmensch”. Der Film arbeitet - dramaturgisch angereichert- wichtige Episoden im Leben des John Merrick auf, der wahrscheinlich genetisch bedingt, mit schrecklichen Kopf- und Körper-Deformationen geschlagen war. Er spielt zwischen 1881 und 1890. John Merrick, gespielt von John Hurt, wird von einem Arzt aus den Händen eines Schaustellers befreit und in ein Londoner Hospital überführt, später als denkendes und menschliches Wesen in die Londoner Oberschicht eingeführt.

Zwischendurch erfolgt noch seine Entführung durch den alten Schausteller, der ihn wieder wie ein Tier hält und mit ihm und anderen Schaustellern auf die Jahrmärkte bis nach Belgien zieht.

Der Film wurde in schwarzweiss gedreht, was für die streckenweise düstere Atmosphäre des Films, der auch die Lebensbedingungen im London der damaligen Zeit zeigt, vorteilhaft ist. Insgesamt ist es ein beeindruckender Film - und es kann getrost vermutet werden, dass die Stigmatisierung und Wirkung solch deformierter Menschen auf die meisten Mitmenschen heute nicht viel anders sein würde. Mehr zum Film könnt ihr bei wikipedia nachlesen.

David Lean hat so bekannte und zum Teil wohl auch herausragende Filme wie “Die Brücke am Kwai” (1957), “Lawrence von Arabien” (1962) und “Doktor Schiwago” (1965) inszeniert. Die “Reise nach Indien” (1984) war sein letzter Film. Ich sah diesen Film neulich vermutlich zum ersten Mal, und er hat mir gut gefallen. Der Film lässt das koloniale Indien der 1920er Jahre wieder auferstehen - man bekommt Lust hinzufahren, um auf Spurensuche zu gehen, so farbprächtig ist der Film in Szene gesetzt.

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Der Film spielt in Chandrapur, und im Mittelpunkt steht ein Ausflug zu den Marabar-Höhlen. Es ist interessant nachzuforschen, ob es die Höhlen und die im Film gezeigte Berg-Szenerie dort in der Nähe auch gibt. Die deutschen Indien-Reiseführer kennen das alles nicht, aber es gibt eine Stadt namens Chandrapur einige 100 km östlich von Bombay, und es gibt dort auch Höhlen - nur ist wahrscheinlich anzunehmen, dass sich die Filmszenerie nicht dort befindet, sondern beim Savandurga, einem der weltgrößten monolithischen Inselberge, der ca. 33 km westlich von Bangalore liegt.

Der Film handelt von den oft hochnäsigen Briten, die in ihrem Kolonialreich streng abgegrenzte Enklaven bildeten, um unter sich zu sein und wo kein Inder Zutritt hatte - und ansonsten ihre Vorurteile pflegten. Als ein indischer Arzt eine Britin (Judy Davis) kennen lernt und einen Ausflug zu den Marabar-Höhlen arrangiert, kommt es zu einer vermeintlichen Katastrophe, die für ihn zu einer Anklage wegen Vergewaltigung führt. Dieser Prozess ist hervorragend in Szene gesetzt. Einzig unklar und etwas unbefriedigend bleibt, wie es überhaupt zur Anklage kommen konnte. Mehr zum Film könnt ihr bei wikipedia nachlesen.

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Sam Mendes' Film “American Beauty” (1999) gewann im Jahr 2000 fünf Oskars - und das war durchaus nicht gänzlich abwegig, denn der schräge Blick, der hier auf einige normal-schräge Einwohner einer normalen amerikanischen Vorort-Siedlung geworfen wird, ist schon sehr gelungen, witzig, aber auch bedrohlich und psychopathisch in Szene gesetzt. Deren Leben wird geradezu genüsslich demontiert - das trifft sowohl die pubertären Töchter als auch die in eine ausgewachsene Mitlife-Crisis steuernden Eltern.

Guter Film - mehr könnt ihr ebenfalls bei wikipedia nachlesen.

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schlafmuetze - Mittwoch, 7. Januar 2009, 20:31

Den Elefantenmensch habe ich schon gesehen, ....

eine beeindruckende Geschichte, die außerdem total gut verfilmt ist.
"Reise nach Indien" möchte ich auf keinen Fall sehen. Ich rege mich immer wieder total darüber auf, was die ganzen Kolonialmächte (ausnahmslos) in ihren Kolonien angerichtet haben.
Das ist sowas von beschämend, finde ich.
Liebe Grüße

Treibgut - Mittwoch, 7. Januar 2009, 23:34

Indien

Ich finde deine Sichtweise etwas überzogen - auch weil der Film zwar von Rassismus, Vorurteilen und Vorverurteilungen handelt, aber die englische Sichtweise im Film ziemlich demontiert wird. Es gibt auch keinerlei Mord und Totschlag im Film und der Angeklagte wird - sensationell - freigesprochen.

Darüber hinaus kann nach meiner Meinung gerade bezüglich Indien nicht einfach angenommen werden, dass die Menschen vor der Kolonialzeit dort freier, besser und sicherer gelebt haben.
schlafmuetze - Donnerstag, 8. Januar 2009, 20:13

Oh, da verstehen wir uns falsch ..

Ich behaupte nicht, dass es den Indern vor der Kolonialzeit besser ging. Das rechtfertigt die Kolonialzeit jedoch auch nicht. Dafür kann es gar keine Rechtfertigung geben.
Sie hatte einzig den Grund die Länder/Kontinente bis aufs letzte auszubeuten und war keineswegs dazu gedacht Freiheit und Wohlstand zu bringen.
Wer die Augen aufmacht und nicht nur die schönen Landschaften in den ehemaligen Kolonien bestaunt, wird selber sehen, was diesen Ländern und ihren Menschen angetan wurde, sowohl in kultureller als auch in politischer Hinsicht.
Ich meinte auch nicht, das der Film schlecht ist. Ich glaube dir, wenn du sagst er sei gut gedreht usw. Ich möchte ihn nur nicht sehen, weil ich diese Kolonialzeit so schlimm finde.
Liebe Grüße :-)
Treibgut - Donnerstag, 8. Januar 2009, 23:18

Kolonialzeit

Ich wollte die Kolonialzeit jetzt auch nicht rechtfertigen, sondern mehr zum Ausdruck bringen, dass sie letztendlich auch nicht viel anders war, als jeder beliebige andere zwischenstaatliche Konflikt, in dem ein Land/Volk das andere besiegt und die Sieger dann die Besiegten ausbeuten und ihnen ihre kulturellen Gepflogenheiten aufzudrücken versuchen.

turntable - Sonntag, 11. Januar 2009, 16:03

"american beauty" kann ich immer wieder sehen.
kaufst du dir eigentlich diese älteren filme, oder hast du eine videothek, welche auch klassiker im repertoire hat? letzterer ist ja nicht so alt, doch der rest.
grüße

Treibgut - Sonntag, 11. Januar 2009, 16:37

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Ich kaufe sie im Regelfall, wenn sie eine gewisse Preisgrenze (10 €) unterschreiten - und in den meisten Fällen nur, wenn ich sie schon mal gesehen habe und daher weiss, dass ich sie mal gut fand.

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