Freitag, 11. Mai 2007

Neuer Rekord?

Nachfolgende Meldung war heute auf der Internetseite des Kölner Stadtanzeigers zu lesen:

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Ob das einer neuer NRW- oder BRD-Rekord ist, will ich gar nicht recherchieren.

Mich faszinieren solche Meldungen immer wieder, weil ich mich frage, wie das nur möglich ist? Ein paar Monate, o.k., geschenkt, aber jahrelang?

Ich denke immer, wir steuern auf die gläserne Gesellschaft zu und der Tag ist nicht allzu fern, an dem der Staat weiss, wo sich jeder seiner (legal gemeldeten) Bürger gerade aufhält und welche Orte er wann aufgesucht hat - etwa, wenn bei der Geburt direkt ein entsprechender datengebender Chip implantiert würde.

Und dann gibt's Meldungen wie diese, da merkt jahrelang niemand, kein Nachbar oder Verwandte, auch kein Arbeitsamt, kein Finanzamt, keine Krankenkasse, kein Vermieter, dass der "Kunde" seit ewigen Zeit tot ist - wirklich erstaunlich, finde ich immer wieder!

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https://treibgut.twoday.net/stories/3713416/modTrackback

Trick_17 - Freitag, 11. Mai 2007, 14:07

Ist aber auch irgendwie eine Angst von mir. Dass ich mal so unbedeutsam bin, dass mich niemand vermisst. Oder die Vorstellung mal hilflos in der Wohnung zu liegen. Man weiß nie, was kommt. Wieviel gehört schon dazu, erst nach 7 Jahren entdeckt zu werden.

Treibgut - Samstag, 12. Mai 2007, 00:44

Tot

... die Vorstellung, mal hilflos in der Wohnung zu liegen und so gar zu Tode zu kommen, hat meiner Meinung nach nur am Rande etwas mit der obigen Meldung zu tun. Das kann tatsächlich vielen Menschen passieren, auch mir, und ist direkt mit der vereinzelten Lebensweise in dieser Gesellschaft bzw. insbesondere in Großstädten verknüpft. Wenn, wie in Köln, etwa 50 % der Haushalte Single-Haushalte sind, passiert das eben. Wenn jemand allerdings jahrelang unbemerkt tot in der Wohnung liegt, finde ich das schon erstaunlich, erschreckend, ... und ist Indiz dafür, dass an den Rändern der Gesellschaft Einiges im Argen liegt. Das haben wir allerdings auch schon vorher gewußt. Mir ging es hier mehr um datentechnische, organisatorische und monetäre Aspekte, die dazu führen sollten, dass eine Leiche deutlich vorher entdeckt wird.
kapuziner - Samstag, 12. Mai 2007, 01:47

Ich habe - wie viele andere - lange darüber nachgedacht: Es ist auch meine Angst, unbemerkt einsam zu sterben und noch nicht mal begraben zu werden. Aber vielleicht ist es gar nicht so schlimm, weil man im Augenblick des Todes ganz bei sich selbst ist und alles danach gar nicht mehr von Bedeutung. Und dass die Gesellschaft schockiert darüber diskutiert, drückt nur ihre "lebendige" Angst vorm Sterben aus.

Treibgut - Samstag, 12. Mai 2007, 02:29

Tot (2)

Deinen Sätzen 2 und 3 könnte ich mich wohl anschließen. Ob ich in Gesellschaft sterben möchte, weiss ich definitiv nicht, vielleicht ist mir das eher peinlich? Was das "begraben sein" angeht, ... ich bin nicht besonders religiös und habe keine mentalen Probleme mit der Vorstellung, selbst z.B. 100 Jahre tot im Bett zu liegen - genau genommen, hat's mir da sogar immer gefallen. Für mich ist "tot" eben "tot und nicht mehr drin im Körper" und es ist mir ziemlich egal, was danach mit dem Körper passiert, auch wenn mir gewisse neuere Bestattungsideen sympathischer sind als andere traditionelle - etwa zu einem Diamanten gepresst und in den Weltraum geschossen zu werden.
kapuziner - Samstag, 12. Mai 2007, 16:35

Körper als Diamant

Eine interessante "Bestattungs"-Idee, ich wusste gar nicht, das das geht. Und ein Edelsteinchen verglüht wohl nicht so leicht, da ist ja wirklich was für die Ewigkeit über?

Jedenfalls denke ich, peinlich wird es mir nicht sein, wenn wer anders mein Sterben sieht. Peinlich ist, was man verbergen will. Und über das Stadium ist man dann längst hinaus.
Treibgut - Sonntag, 13. Mai 2007, 00:58

Diamantbestattung

Es geht Vieles, aber anscheinend nicht so, wie wir es uns vorstellen. Die Raketen, die in den USA starten, nehmen nämlich keine Diamanten mit, sondern ungefähr lippenstiftgroße Urnen mit etwas Asche drin. Außerdem wird nur eine Erdumlaufbahn angesteuert und der Satellit, der dort ausgesetzt wird, stürzt irgendwann Richtung Erde zurück und verglüht mit den Urnen in der Erdatmosphäre. Ich, ich will jedoch, wenn schon denn schon, ins Weltall fliegen! Und die Diamanten, die aus einem Teil der Asche gepresst werden können, werden zunächst lediglich zu Erinnerungsschmuckstücken verarbeitet. Und in beiden Fällen muss auch noch die übrige Asche bestattet werden. Jedenfalls, man sollte wohl rechtzeitig eine bestandskräftige Bestattungsverfügung erarbeiten, denn die Erben werden sich sonst mit Händen und Füßen gegen einen solchen Bestattungswunsch wehren - könnte ins Geld gehen.
kapuziner - Sonntag, 13. Mai 2007, 18:46

Nochmal Körper als Diamant

Diamantpressung aus der Asche meines Körpers werde ich mir wohl nicht leisten können.
Bin aber auch nicht traurig darüber.
Danke für das ausführliche Info.

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