Sonntag, 2. April 2017

Im Kino – Wilde Maus und andere Filme

Österreich hat als Filmland einen ähnlich schräg-kauzigen Ruf wie Island oder Finnland. Josef Hader's Film Wilde Maus ist so eine Sorte Film.

Erzählt wird von einem Musikredakteur (Josef Hader) in Wien, der nach über 20 Jahren seinen Job bei der Zeitung verliert („Ihre Leser sind längst tot“, meint der Geschäftsführer). Gleichzeitig setzt ihn seit geraume Zeit auch seine Frau (Pia Hierzegger) im Bett unter Druck, zumal sie ein Kind will.

Der Musikkritiker dreht mental durch, verheimlicht seiner Frau die Kündigung, geht weiter angeblich zur Arbeit und kommt auch spät abends erst heim, da er spontan mit finanzieller Beteiligung ins Achterbahngeschäft auf der Kirmes eingestiegen ist. Gleichzeitig verfolgt er seine subversiven Rachephantasien gegenüber seinem Ex-Chef, demoliert das Auto, nimmt Schußwaffenunterricht, verfolgt ihn bis in den Urlaub.

Der Film ist recht amüsant, mit kauzig-anarchistischen Szenen und ironisch gefärbten üblen Wahrheiten.

Dem Genre der Tragikomödie verpflichtet, das so gut wie kein anderes zum österreichischen Humor passt, glänzt „Wilde Maus“ dort, wo der Sprachartist Hader das politische korrekte Geschwätz und die hohlen Rituale der homo- und metrosexuellen Großstädter aufspießt“, meint die faz.

Aki Kaurismäki's Filme gehören bekanntlich ebenfalls zu der verschrobenen Sorte. In Die andere Seite der Hoffnung erzählt er von einem syrischen Flüchtling, der es bis nach Finnland schafft, jedoch in den bürokratischen Mühlen scheitert und als Flüchtling kein Bleiberecht erhält. Er türmt kurz vor der Abschiebung und wird später von einem älteren Herrn an den Müllbehältern seines Restaurants gefunden, das er kurz zuvor spontan gekauft hat, nachdem er seine Frau verlassen hat und seinen Hemden-Vertreterjob an den Nagel hängte.

Der Syrer wird kurzerhand eingestellt und komplettiert so das verschroben wirkende Personal des Restaurants, in dem schon mal als Fischgericht eine akkurat geöffnete Ölsardinendose mit zwei Kartoffeln und einem Salatblatt serviert wird. Natürlich beschwert sich der Kunde nicht, alles normal in Finnland. Da das Restaurant dennoch nicht so richtig laufen will, wird mehrmals Ausrichtung und Name geändert, während der Syrer nebenbei seine verschollene Schwester sucht und Probleme mit deppischen Rechten bekommt.

Insgesamt ein gemütlich-netter Film, aber wahrscheinlich nicht sein bester.

Wider alle Wahrscheinlichkeit helfen sich die Menschen in Kaurismäkis Welt, ohne auf den eigenen Vorteil zu achten“, konstatiert choices.

Marie-Castille Mention-Schaar's Film Der Himmel wird warten erzählt von jungen Mädchen in Frankreich, die vom IS angeworben wurden und – in Rückblenden - von der Kontaktanbahnung, den psychischen Auswirkungen sowie der Aufarbeitung der Geschehnisse unter Mitwirkung der Eltern und psychologisch geschulten Personals.

Es erinnerte mich an Fälle aus den 1970er Jahren, in denen Eltern versuchten, ihre Kinder aus den Fängen irgendwelcher religiöser Sekten zu befreien.

Der Unterschied ist, dass die Kontaktaufnahme und die Gehirnwäsche heute anscheinend zunächst per Handy, Chat und Videos erfolgen und dies mitunter ganz gut zu funktionieren scheint (obwohl man es selbst kaum zu glauben vermag). Allerdings nehme ich ganz stark an, dass es vor allem Kinder mit Migrations- und islamischen Hintergrund sind, die anfällig wurden.

Das ist zum Glück ein französischer Film, wodurch aus meiner Sicht mehr Authenzität und Einfühlungsvermögen garantiert wurden. Es ist interessant, sich die Geschichte mal anzusehen, aber nochmals muss das wohl nicht sein.

Glaubwürdig gespielt und empathisch inszeniert, will [der Film] vor allem Verständnis und Verstehen vermitteln“, konstatiert kino-zeit. Letzteres hat mich auch ins Kino gelockt, aber wie soll man schon verstehen, wenn Leute in der heutigen Zeit an den Himmel, Gott und ähnlichem Unfug glauben und auch noch bereit sind, sich und andere in die Luft zu sprengen?

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Wilde Maus: ja, vielleicht.
Die andere Seite der Hoffnung: ist nicht gänzlich auszuschliessen.
Der Himmel wird warten: ist nicht gänzlich auszuschliessen.

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