Dienstag, 3. Oktober 2017

Bücherwelten: Nigel Barley's „Traumatische Tropen“

Der britische Autor Nigel Barley betrieb ethnologische Feldforschung und brachte insbesondere in den 1980er Jahren einige interessante Bücher zu seinen Erlebnissen heraus. Er macht sich lustig über seinen Berufsstand, wobei er die Ethnologen als „harmlose Irre“ bezeichnet, die sich immerhin dadurch von den anderen Berufsständen unterscheiden, dass sie wenigstens bei den „Naturvölkern“ keinen schweren Schaden anrichten, denn ihre Aufgabe ist es, nur zu beobachten und zu recherchieren.

Bereits im Jahr 2000 las ich anlässlich meiner Durchquerung der indonesischen Insel Sulawesi „Hallo, Mister Puttymann“ (1989), denn das Buch spielt dort.

In „Traumatische Tropen – Notizen aus meiner Lehmhütte“ (Adventures in a Mud Hut: An Innocent Anthropologist Abroad, 1986) berichtet er indes aus Kamerun, wo er die Dowayos „erforscht“ hat. Das Buch wurde ein Welterfolg. Boshaft-witzig schildert er seine Probleme mit der irrwitzigen kamerunischen Bürokratie, von den Wochen, die er gebraucht hat, um überhaupt mit einem klapprigen Auto in Richtung Stammesgebiet aufbrechen zu können.

Später vor Ort sind es meist Missionare, die ihm trotz ihres zweifelhaften Berufsstandes unentbehrliche Hilfe leisten.

Er bekommt einen „Dolmetscher“ zugeteilt, versucht die Dowayo-Sprache zu lernen, baut Kontakte auf. Aber alles ist schwierig in seinem täglichen Leben, nix funktioniert problemlos, alles sehr primitiv. Die Kontakte verhelfen ihm zu einer echten Hütte in einem Dorf. Doch Bett, Stühle, Elektrizität, geniessbare Nahrungsmittel – all das gibt es nicht, werden Objekte der Sehnsucht.

Krankheiten wie Malaria und Gelbsucht werfen ihn zeitweise nieder. Und etwas herauszufinden über das Volk (Riten, Glaubensvorstellungen, Sexualität …), gestaltet sich sehr zäh, da die Regenhäuptlinge etc. ihre Geheimnisse nur zögerlich und in jeweils kleinsten Bruchstücken Preis geben.

Das Buch kann man immer noch kaufen. Es wirkt heute etwas angestaubt, jedenfalls glaube/hoffe ich, dass sich vielleicht doch etwas im Land in den letzten 30 Jahren gebessert hat , z.B. bei Kommunikation und Infrastruktur. Ein vergleichsweise gut ausgebautes Straßennetz soll es in Kamerun jedenfalls geben.

Auf der anderen Seite, wenn man die Reisehinweise des Auswärtigen Amtes liest, hört es sich – vorsichtig ausgedrückt - nicht nach einem uneingeschränkt zu empfehlenden Reiseziel an.

In 2015 war Barley hierzulande noch mal groß in der Presse, weil ein deutscher Verlag mit 6 Jahren Verspätung seine Romanbiografie „Bali. Das letzte Paradies“ herausbrachte - über Walter Spies, einen deutschen Aussteiger, der von 1895 bis 1942 lebte und ab 1923 auf Bali zu Hause war. Dieses Buch sollte ich wahrscheinlich auch noch lesen.

Barley lebt zeitweise auf Bali. Ich schätze mal, er wird sich nicht überreden lassen, seine Kamerun-Erlebnisse zu aktualisieren.

Samstag, 30. September 2017

Mieterhöhung

Anfang Juli bekam ich ein Miterhöhungsschreiben. Plus 50 € + 10 € Nebenkosten. Dies wurde mit dem neuen Mietspiegel begründet, doch handelte es sich nicht um eine regelkonforme Anwendung des Mietspiegels, denn es wurde die Baugruppe der Wohnung von 1 auf 3 abgeändert, ohne darüber ein Wort in der Begründung zu verlieren.

Über zwei Monate lang dachte ich – gelegentlich – über den taktisch-strategisch nächsten Zug gegenüber dem Vermieter nach. Einfach ignorieren, das ist nämlich auch eine taktische Überlegung schon Wert, da im Falle einer Klage Gerichte üblicherweise schon auf eine nachvollziehbare Begründung des Klägers achten. Aber ist es strategisch klug?

Vor 10 Tagen teilte ich dem Vermieter dann mit, dass sein Mietwunsch im Kern nicht begründet und für mich nicht überprüfbar sei und er möge Beweise vorlegen für die Einstufung der Wohnung in eine andere Gruppe.

Darauf hin kam letzte Woche eine Mail mit dem Inhalt, er hätte sich in der Wohnung vertan und die Mieterhöhung wurde auch um 20 € gesenkt.

So etwas kann die Stimmung echt heben. Mir ging es primär gar nicht um die Mieterhöhung selbst, aber ob die Wohnung als „ab 1960 bezugsfertig“ oder als „1976 – 1989 bezugsfertig“ im Sinne des Mietspiegels eingestuft wird, ist für zukünftige Mieterhöhungen bedeutsam.

Ich habe heute dieser korrigierten Mieterhöhung um 30 € + 10 € zugestimmt. An weiteren Stress bin ich nämlich nicht interessiert.

Letztendlich konnte natürlich auch ich aus dem Mietspiegel erkennen, dass die Mieten seit 2013 im Mittel um 0,8 €/qm – das entspricht 44 € bezogen auf meine Wohnung - angestiegen sind. Dadurch, dass er drunter geblieben ist, liegt er auch noch in der Spanne für „mittlere Wohnlagen“, obgleich in jedem seiner Schreiben steht, die Wohnung könne auch als „gute Wohnlage“ eingestuft werden. Darüber zu streiten, könnte allerdings gefährlich sein.

Andererseits sah ich kürzlich die Mieterhöhung, die mein Vater bekommen hat: Gruppe 1 (Baujahr 1960), mittlere Wohnlage. Das bestärkte mich in in der Auffassung, dass meine Wohnung ebenfalls in die Gruppe 1 gehört – und vermutlich auch nur die mittlere Wohnlage hat.

Die Mieterhöhung bei meinem Vater ist übrigens sehr moderat. Das Mehr an verlangtem Geld entspricht dort genau dem Mittelwert, den der Mietspiegel zeigt. Eine solche Mieterhöhung hätte ich gar nicht bekommen können, da ich bereits heute über diesem Mittelwert liege.

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