Samstag, 13. Mai 2017

In Warschau

Hostel Metro, Warschau/Warszawa, 19 €/Nacht, Zimmer mit Bad. Man kann sich denken, dass dies bei dem Preis eine extravagante Unterkunft mit möglichen Nachteilen ist. Sie liegt abgelegen, man muss 20 min. zu Fuß gehen und 20 min. mit der Straßenbahn fahren, um zum Hauptbahnhof zu kommen. Das Hotelzimmer besteht aus Wohncontainern. Das WLAN machte in diesem Hostel Probleme.

Die Reise endet hier - am Montag.

Von Lodz nach Warschau sind es anderthalb Stunden mit dem "Sprinter". Ich war erst am früheren Nachmittag hier, insofern fand nur eine Vorerkundung der Stadt statt. Es braucht auch seine Zeit, die Orientierung zu gewinnen und mit den Verkehrsmitteln klar zu kommen. Mit Bus, Straßenbahn und U-Bahn bin ich jetzt schon gefahren.



Bis zur Alt- und Neustadt und zu den Glitzerfassaden der Hochhäuser in der Umgebung des Kulturpalastes habe ich es durchaus auch schon geschafft.



>Im Hintergrund sieht man den Kulturpalast, den Stalin den Polen in kommunistischer Freundschaft in den 1950er Jahren geschenkt hat. Es gibt dort oben eine Aussichtsterrasse, die von zwei eher leistungsschwachen Fahrstühlen angefahren wird, d.h. Schlange stehen. Innen sitzt eine streng gekleidete Funktionärin in einem Drehstuhl und nimmt die Fahrbefehle der GenossInnen entgegen. Das wirkt schon anachronistisch.<






>Am Schloß<




>Barbakane; gehört zur Stadtmauer.<

Am Ende aß ich zu Abend wieder mal bei North Fish (wegen der leckeren Thunfisch-Filets mit frei wählbaren Zutaten), diesmal im futuristischen Einkaufszentrum am Hauptbahnhof und dachte, das hier könnte auch in Dubai sein. Durch die Glaskuppel sieht man zu einem Wolkenkratzer hoch. Bei Costa (gibt's in Polen massenhaft) trank ich noch einen guten teuren Kaffee.



Am zweiten Tag fuhr ich zur Aussichtsterrasse des Kulturpalastes hoch, gute Aussicht insbesondere in Richtung der benachbarten Hochhäuser, von denen einige die 200-m-Höhe geknackt haben:



Anschließend war ich im Museum zur Geschichte der polnischen Juden:



>Totentanz-Gemälde<

Das war ein großes, hochmodernes Museum. Man kann das alles gar nicht erfassen, müsste den ganzen Tag dort verbringen.

An der Zitadelle war ich auch noch, aber sie ist weitgehend militärisches Gelände und nicht zugänglich:



Am späteren Nachmittag ging ich u.a. durch Warschaus Prachtstraße Krakowskie Przedmiescie. Geschäfte, Kirchen, Paläste, Restaurants säumen diese Straße.



Viele Touristen sind dort und in der Altstadt unterwegs.

Am nächsten Morgen besuchte ich noch das Museum über den Warschauer Aufstand 1944, auch ein supermodernes Museum, das auf akustische und visuelle Eindrücke (Filme u.a.) setzt.

In 10 Jahren sieht das Zentrum hier um den Hauptbahnhof herum bestimmt ganz anders aus. Es gibt hier nämlich auch riesige Baustellen und auch noch verbliebene Ruinen, die bestimmt einigen Hochhäusern zum Opfer fallen werden.

Donnerstag, 11. Mai 2017

In Lodz

Polonia Palace, Lodz (Lodsch), 26 €/Nacht mit Frühstück. Durch die endlosen, schwach beleuchteten Gängen dieses großen alten, innen etwas abgenutzt wirkenden Hotels, wo man nie jemand trifft, geistern nachts bestimmt Gespenster. Aber einen Fahrstuhlportier, der einen persönlich in den 5. Stock fährt, haben sie.



>Polonia Palace hinter der Kirche<

"Lublin - Lodz", das waren 300 km mit dem Intercity, wofür dieser nur dreieinhalb Stunden brauchte, weil er streckenweise 160 km/h schaffte. Das kostete ca. 15 €. Bahn fahren ist hier also durchaus sehr viel günstiger als in Deutschland. Allerdings dauert es am Schalter mitunter lange (manche PolInnen quatschen die Dame am Schalter einfach zu anstatt eine Fahrkarte zu kaufen), weshalb ich z.B. heute auf meinen Kaffee verzichten musste bzw. mir diesen im Zug kaufte. Das habe ich - glaube ich jedenfalls - vorher noch nie gemacht. Der Kaffee war übrigens gut, kostete rd. 2 €.

Lodz, drittgrößte Stadt Polens hinter Warschau und Krakau, war mal die weltweit größte Textilmetropole. Die "Manufaktura" gilt als Hauptattraktion von Lodz. Es ist ein Einkaufszentrum auf dem Gelände der einst größten Textilfabrik des Kontinents.



>Manufaktura<



Alt und neu fließen hier architektonisch ineinander, ein gelungenes Leuchtturmprojekt der Stadtsanierung. Man findet hier alles: vom großen Luxushotel bis zu einem Cineplex-Kino, Saturn und zahllose andere global operierende Ketten incl. Gastronomie.

Es gibt noch andere Industriekomplexe in der Stadt, entweder als Ruinen oder auch aufwendig für eine Folgenutzung saniert.



>Dieses Leuchtturmprojekt, anscheinend ein Kraftwerk, ist noch in Bau<






>Riesige Ruinenkomplexe mitten in der Stadt<



Mit der Textilindustrie einher gingen katastrophale Arbeits-, Lebens- und Wohnverhältnisse der ansässigen Einwohnerschaft, während die Textilbarone ihre Stadtpaläste bauten. Es gibt hier sagenhaft viele unbewohnte Ruinen von ehemaligen Mietskasernen, und die Bewohner müssen mitunter vor den Häusern bzw. herabfallenden Steinen geschützt werden. Netze und "Steinfangballustraden" aus Holz sind oft an diesen Ruinen zu sehen. Erinnert mich an Tiflis oder Oradea.

Gleichwohl ist vermutlich auch schon viel Vergangenheit in den letzten Jahren verloren gegangen. Abgeräumte Flächen, aber auch Neubauten wie der ultramodern unterkühlt wirkende neue Bahnhof sprechen für den Einsatz der Abrissbirne im großen Stil.

Attraktive Graffiti auf einstmals schmuddeligen Häuserwänden sieht man auch:






Durch die als Einkaufsstraße und Fußgängerzone genutzte Prachtallee "Piotrkowska" bin ich auch schon gegangen:



In Bus und Straßenbahn habe ich das Ticket mit Visacard am Automaten bezahlt - eine Technik ohne Geheimzahl, die ich in Deutschland noch nie angewendet habe. Das ist praktisch, man hält einfach die Karte vor das Gerät und schwupp wird abgebucht und das Ticket gedruckt.

Der "Cmentarz Zydowski" ist der größte jüdische Friedhof Europas und hat lt. Reiseführer 160.000 Gräber, die sich über ein verwildertes Areal von 41 ha verteilen. Man zahlt etwas Eintritt, und ich war an diesem Ort dann fast alleine.

In manchen Bereichen wird der Friedhof von Vegetation freigehalten - zumindest alle paar Jahre mal. In anderen Bereichen erobert der Wald den Friedhof seit Jahrzehnten zurück.









Die Grabsteine zeigen alle Stufen möglichen Zerfalls: intakt, aufrecht stehend, schief, umgefallen, zerborsten.

Es gibt auch eine Prachtallee - insbesondere mit den Mausoleen der Textilfabrikanten:






In einem kleineren Textilmuseum war ich heute auch noch. Ausserdem sah ich weitere Graffiti-Kunstwerke an Häuserwänden:












Heute, am zweiten Tag in Lodz, war das Wetter mal richtig schön und erreichte mit bis dato 19 Grad im Schatten den höchsten Wert der Reise. Das soll am Sonntag mit 21 Grad in Warschau noch getoppt werden.

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