Sonntag, 4. Februar 2018

Film-Konserven: Verhoeven-Filme

Ich schaute in letzter Zeit noch einmal einige Paul-Verhoven-Filme anläßlich des Umstandes, dass der lange in Deutschland indizierte und nicht erhältliche SF-Film „Starship Troopers“ in 2017 frei gegeben wurde und ungeschnitten auf DVD erschienen ist. Ich stolperte vor einiger Zeit bei Saturn über den Film. 

Der niederländische Regisseur hat ab 1970 ungefähr 18 Kinofilme gedreht, von denen ich sechs im Kino gesehen habe und die ersten 10 ganz bestimmt nicht kenne.

Wikipedia charakterisiert den Stil so: „Weil viele von Verhoevens Filmen Gewalt und Sexualität thematisieren, sind sie Gegenstand heftiger Auseinandersetzungen unter Filmkritikern und in der Öffentlichkeit“. 

Auf die drei 90er-Jahre-Filme, die ich im Folgenden kurz beschreibe, trifft dies in jedem Fall zu. Sie fallen in die Hollywood-Phase des Regisseurs. Hollywood gefiel das aber oft nicht, was der Regisseur dort machte und 1996 heimste er dort die leckere Goldene Himbeere für „Showgirls“ ein. 

Der Science Fiction Total Recall – Die totale Erinnerung (1990) basiert auf einer Story von Philip K. Dick und spielt im Jahr 2084 auf der Erde und dem Mars. Ein typisches Thema von Philip K. Dick, die Hinterfragung der Realität, bildet die Grundlage des Films, denn im Gehirn des Protagonisten wurde herumgepfuscht und seine Erinnerungen scheinen nicht real zu sein, und andere Erinnerungen werden unterdrückt. Arnold Schwarzenegger konnte als Haupt-Protagonist gewonnen werden. 

Der Protagonist gelangt auf den Mars, wo ein Diktator regiert, die Rohstoff-Minen sowie die Sauerstoffversorgung beherrscht und ein wichtiges Geheimnis hütet, während Rebellen gegen ihn kämpfen. 

Dieser Film gewann einige Preise, u.a. wegen seiner Spezialeffekte. Die ungekürzte Fassung war in Deutschland 20 Jahre lang wegen einiger Splatterszenen indiziert.

Auch wenn die Szenerie des Films durchaus beeindruckend ist, kann dies nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Charaktere oft simpel angelegt sind und die Story im Wesentlichen einem simpel gestrickten Action-Drama folgt. 

Basic Instinct (1992) hingegen erschien auf DVD schon immer ungeschnitten. Die amerikanischen Kino-Besucher hingegen wurden damals wahrscheinlich um die spannendsten Szenen betrogen. Ich sah den Film kürzlich zum dritten Mal und meine immer noch, dass es ein Meisterwerk in der Rubrik „erotischer Thriller“ ist, wobei der Film auch als Polizisten-Film eine gute Figur macht, einige rasante Auto-Verfolgungsjagden bietet und der Soundtrack überzeugt. Es ist mit Sicherheit Verhoevens bedeutendster Film. 

Sharon Stone als superreiche Haupt-Protagonistin, die in Verdacht gerät, ihren Liebhaber während des Sexualakts gefesselt und mit einem Eispickel ekstatisch-brutal ermordet zu haben, zumal genau eine solche Szene in einem ihrer Romane vorkommt, erlangte nicht unverdient Weltruhm mit diesem Film; sie wirkt in der Tat sehr provokant und verführerisch. Näheres zu Film und Wirkung: siehe film-welt

Starship Troopers (1997) – wie bereits oben erwähnt – bis 2017 indiziert, ist ein militaristischer Science Fiction, der auf einem fernen Planeten den brutalen Kampf gegen eine agressive Insektenrasse schildert, während auf der Erde, die von den Insekten mit ferngesteuerten Kometen bombardiert wurde, Werbung für den Dienst in der Armee gemacht wird. Der Film basiert auf der gleichnamigen Romanvorlage (1959) des berühmten US-amerikanischen SF-Schriftstellers Robert A. Heinlein. 

Der Film ist extrem bombastisch mit orchestralem Sound inszeniert – und das ist es, was mich heute vor allem stört. 100 Mio. US-Dollar hatte der Regisseur zur Verfügung.


Trick- und animationstechnisch gewann der Film – wahrscheinlich zu Recht - wieder diverse Preise. Die Auto- oder auch LKW-großen Insekten, die mehrfach in großen Scharen angreifen oder angegriffen werden, sind schon beeindruckend.

Splatter-Szenen mit abgetrennten Gliedmaßen etc. gibt es oft. Als quasi-realistisch ist das durchaus in einem Kriegsfilm zu begrüßen. Auch in „Total Recall“ gibt es abgetrennte Gliedmaßen, und man kann sich fragen, ob der Regisseur hier irgendwelche persönlichen Traumata verarbeitet. 

Dem Film fehlt es leider an überzeugenden SchauspielerInnen; dort ziehen College-StudentInnen in den Krieg und benehmen sich – in ihrer Freizeit - häufig auch so. 

Die Frauen steuern die Raumschiffe und nehmen vereinzelt auch in den Bodentruppen an den Kämpfen teil. Gleichberechtigung im Kampf ist also quasi verwirklicht. 

Überhaupt, in diesem Film ist zum Thema „Militaristische SF“ alles gesagt. In der Literatur auch. 

Insgesamt habe ich bezüglich der beiden Verhoeven-SF-Filme den Eindruck, dass es sowohl vorher als auch später bessere SF-Filme gab. Für filmhistorisch Interessierte kann es sich dennoch lohnen, diese über 20 Jahre alten „Schinken“ anzusehen. 

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