Im Kino: Das Milan-Protokoll und andere Filme
Diese drei zuletzt von mir angeschauten Filme slnd relativ komplex inszeniert und vermutlich kann nicht jeder den Geschichten immer folgen. So ging es jedenfalls mir.
Peter Ott's Film Das Milan-Protokoll spielt in der Grenzregion Irak/Syrien und handelt von einer deutschen Ärztin (Catrin Striebeck), die im irakisch-kurdischen Gebiet tätig ist und zu einem Hilfseinsatz im syrischen IS-Gebiet gerufen wird, um eine verletzte Deutsche zu behandeln. Bei dieser Mission wird sie entführt. Der Film handelt von ihren „Haftbedingungen“, ihrem Freikauf und der Aufarbeitung der Geschehnisse in Rückblenden.
Wer nicht so richtig durchblickt, muss sich keine Sorgen machen, denn die Situation vor Ort war/ist schwer durchschaubar. Insoweit bildet der in sich verschachtelte Film nur die Wirklichkeit ab.
„Durchzogen von Phantasiesequenzen und dokumentarischen Zwischenbildern changiert [der Film] zwischen dem Angebot zum Eintauchen in einen Spionagethriller und der ästhetischen Aufforderung zur distanzierten Betrachtung“, meint indiekino.
Für einen deutschen Film ist dieser Film ziemlich spannend gemacht.
François Ozon's Thriller Der andere Liebhaber ist – trotz Katze, die beim Sex zuschauen darf - eine ziemlich artifiziell-kühl inszenierte Dreiecks-Beziehungsgeschichte, die auch mit Horror-Elementen aufwartet. Im Mittelpunkt steht eine junge Frau (Marine Vacth), die wegen ungeklärter Bauchschmerzen den Dienst eines Psychotherapeuten in Anspruch nimmt, der ihr verfällt. Durch Zufall erfährt sie später, dass dessen Zwillingsbruder ebenfalls Psychotherapeut in der Stadt ist.
Sie beginnt auch beim Bruder eine Therapie, die schon sehr bald in eine heftige Sex-Beziehung mündet. Keinem der beiden Brüder erzählt sie von der Beziehung zum jeweils anderen Bruder. Sie versucht vielmehr, die Geheimnisse der Brüder, die sich strikt aus dem Weg gehen, zu ergründen. Logisch, dass es zur Konfrontation kommt.
„Ozon beherrscht das Spiel mit Spiegelungen und Doppelungen nahezu perfekt und scheut auch nicht davor zurück, immer wieder campy und sexy zu sein“, meint kino-zeit. Die Frau fand ich schon bei Ozon's sehenswerten Film „Jung & schön“ (2013) aufregend. Das ist sie (aus meiner Sicht) auch hier, aber ihr Auftreten und die Geschichte wirkten auf mich wie eine spröde verfilmte Versuchsanordnung.
Agnieszka Holland's Film Die Spur ist insbesondere interessant für jene Menschen, die nicht einverstanden sind mit der Jagd und den Tierhaltungsmethoden in Europa und sich insgeheim die Rache der Natur erhoffen (und das sind nicht wenige).
Die Geschichte spielt in den Bergen Süd-Polens. Im Mittelpunkt steht eine ältere Frau, die einsam in einem Hof in den Bergen wohnt und häufig mit ihren zwei Hunden unterwegs ist. Die Ballerei der Jäger im Winter ist ihr verhasst, außerdem gibt es Wilderer, die mit Fallen jagen, und manchmal findet sie eine Tierleiche in diesen Fallen.
Als eines Tages ihre Hunde weg sind, ist sie psychisch schwer getroffen.
Sie erstattet öfter mal Anzeige wegen Wilderei oder Mord an einem Wildschwein, das sie gefunden hat. Doch ihre Anzeigen verpuffen wirkungslos bei der örtlichen Polizei. Das Problem ist generell, dass sie praktisch immer ihre Nachbarn anzeigt, die mehr oder weniger alle Jäger sind und sich dadurch nicht gerade beliebt macht.
Später kommt es dann zu Todesfällen unter den Dorfbewohnern, und sie versucht, der Polizei klar zu machen, dass sich die Tiere nun rächen.
Die Inszenierung ist etwas spröde, aber der Film punktet mit Natur- und Wildtier-Aufnahmen sowie einer glaubwürdigen Darstellung funktionaler Dorf-Beziehungen, in der fast alle Männer mit der Jagd zu tun haben, oft gemeinschaftlich jagen und auch der Priester ihr Tun sanktioniert und das Töten der Tiere verteidigt.
Die Inszenierung ist etwas spröde, aber der Film punktet mit Natur- und Wildtier-Aufnahmen sowie einer glaubwürdigen Darstellung funktionaler Dorf-Beziehungen, in der fast alle Männer mit der Jagd zu tun haben, oft gemeinschaftlich jagen und auch der Priester ihr Tun sanktioniert und das Töten der Tiere verteidigt.
Der Rezensent bei kino-zeit hat hat mit seinem Schlusssatz allerdings recht: „Schade ist einzig, dass der Film am Ende dann doch der Intelligenz des Zuschauers nicht so ganz vertraut und Erklärungen gibt, die manches offenbaren, was lieber im Nebel der Wälder und unter dem winterlichen Schnee der Berge verborgen geblieben wäre“. Ich bin auch etwas enttäuscht, dass es kein waschechter Mystery-Thriller geworden ist.
Prognose/Wertung: Diese Filme noch einmal ansehen?
Ich bin da etwas unsicher. Für das Verständnis einiger Szenen könnte es hilfreich sein, aber wenn, dann würde ich die Filme sowieso erst frühestens in 7/8 Jahren noch einmal anschauen.
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