Im Kino – The Salesman und andere Filme
Asghar Farhadi's Film The Salesman spielt in Teheran und erzählt von Ehrgefühlen und Rache. Ein junges Paar zieht in eine neue Wohnung ein, die ihr von einem Bekannten kurzfristig vermittelt wurde. Kurz darauf wird die Frau in der Wohnung überfallen, als sie unter der Dusche steht. Ihre Schreierei zwingt den Eindringling zu einer überstürzten Flucht. Er vergißt dabei die Autoschlüssel in der Wohnung. Bald stellt sich heraus, dass die Vormieterin eine Prostituierte war und wahrscheinlich ein Freier in die Wohnung kam.
Während die Frau nun Angst hat, alleine in der Wohnung zu sein, findet der Ehemann das Fahrzeug, einen kleinen Lieferwagen und kann über Beziehungen den Fahrzeughalter ermitteln. Dies ist ein verheirateter älterer Mann. Der Ehemann überführt ihn als Täter, weil dieser sich eine Verletzung zugezogen hatte. Sein Ziel ist es nun, die Familie des Täters mit den Taten des Mannes zu konfrontieren. Die Situation eskaliert.
Farhadi hat in den letzten Jahren schon einige Filme abgeliefert, die hierzulande ins Kino kamen, darunter das emotional ähnlich intensive Scheidungsdrama „Nader und Simin“ (2011). Die Filme sind schauspielerisch überzeugend und vermitteln insoweit auch einen guten Eindruck aus dem Alltagsleben im Iran. Allerdings ist auch „The Salesman“ wieder weitgehend ein Kammerspiel mit relativ wenigen Außenaufnahmen.
„Ständig ist man involviert im Konflikt, sowohl zwischen Rana und Emat (den Eheleuten), als auch in den, der in ihnen tobt und ständig nach dem richtigen Weg zwischen Vergeltung, Hass, Vergessen und Vergeben sucht“, meint filmexe.
Garth Davis' Film Lion - Der lange Weg nach Hause nach einer literarischen Vorlage von Saroo Brierley erzählt von einem indischen Jungen, der 1986 in einem Zug verloren geht, Tage später in Calcutta ankommt, sich dort zunächst mühsam durchschlägt, in ein Waisenhaus kommt und – da er seinen Heimatort nicht benennen kann und jede Suche ergebnislos bleibt - dort zur Adoption freigegeben wird. Er kommt zunächst nach Tasmanien, wächst dort bei liebenden neuen Eltern weiter auf und geht dann zum Studieren nach Melbourne, lernt auch ein schönes Mädchen dort kennen.
Seine Vergangenheit lässt ihn jedoch nicht los, und später recherchiert er jahrelang mittels Google Earth nach dem Bahnhof und seinem Herkunftsort. Schließlich findet er ihn, besucht ihn auch und kann zumindest seine Mutter noch finden.
Es gibt eine ganze Reihe beachtlicher Indien-Eindrücke insbesondere im ersten Drittel des Films, vor allem auch aus Calcutta. Die Geschichte selbst ist aber insbesondere in der zweiten Hälfte des Films zu sehr amerikanisch und zu melodramatisch in Szene gesetzt. Darunter leidet dann auch die Authenzität.
Der Film „besitzt viele Elemente eines typischen Oscar-Filmes, doch fühlt sich das Endergebnis weit weniger manipulativ an, als man annehmen könnte“, meint outnow.
Martin Scorsese' Film Silence nach einem 1966 erschienenen Roman von Shûsaku Endô beleuchtet ein zumindest mir bisher gänzlich unbekanntes Kapitel der Geschichte, nämlich die Christenverfolgung in Japan im 17. Jahrhundert. Die oft von Jesuiten bekehrten Christen wurden damals brutal verfolgt und zumeist durch Kreuzigung, Köpfen oder Verbrennen hingerichtet, wenn sie nicht öffentlich ihrem Glauben abschworen und christliche Symbole schändeten.
Der Regisseur findet ansprechende Bilder, um die damaligen Verhältnisse und die oft nebelverhangene Landschaft auf Japans südlicher Insel Kyūshū (gedreht wurde aber meist in Taiwan) zu zeigen. Nur leider ist es aus meiner Sicht auch nicht das erste Mal, dass er vergißt, den Figuren und der Handlung mehr Leben einzuhauchen. Bei einem über drei Stunden langen Film wiegt der Vorwurf schwer.
Aber vielleicht nerven mich auch generell religiöse Fanatiker jeder Schattierung und Glaubensrichtung.
„Ziemlich harter Tobak, der an der ein oder anderen Stelle ruhig etwas zackiger voran gehen könnte“, meint filmverliebt.
Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?
The Salesman: ja, vielleicht.
Lion: ist nicht ganz auszuschliessen.
Silence: tendenziell wahrscheinlich eher nicht.