Im Kino – Mahana und andere Filme
Lee Tamahori's Film Mahana - Eine Maori-Saga nach einem 1994 veröffentlichten Roman von Witi Ihimaera spielt im Neuseeland der 1950er Jahre und handelt von zwei konkurrierenden Maori-Clans, die im Schafe-scheren-Geschäft ihr Geld verdienen. Das war schon damals Akkord-Arbeit im Auftrag der weißen Herren, und hier im Film sieht man neben Schafherden und -weiden auch Szenen aus Scher-Wettbewerben, die den Film ganz reizvoll machen, auch wenn sie eher eine Nebenrolle spielen.
Im Mittelpunkt der Geschichte steht vielmehr der Patriarch der einen Familie, der die gesamte Großfamilie diktatorisch leitet und über alles entscheidet – auch beispielsweise, ob die Enkel ins Kino gehen dürfen. Durch die Sturheit eines Enkels, der sich häufiger mal widersetzt, kommt es zunehmend zu Spannungen, die dazu führen, dass ein Teil der Großfamilie ausgestoßen wird. Doch sie dürfen in das verlassenen und baufällige Haus der Großmutter ziehen und treten fortan als Kokurrenten auf.
Der Film ist über weite Strecken ziemlich gut gemacht und hat starke Charaktere, kann bloß mit seinem aufgesetzt wirkenden Happy End (nach dem Tod des Patriarchen) nicht so recht überzeugen. „Mahana, auf angenehme Art langsam inszeniert, schillert in allen Pastelltönen der Nostalgie“, meint der tagesspiegel.
Mia Hansen-Løve's Film Alles was kommt ist ein schöner, gemütlicher Frankreich-Film. Er spielt in Paris, in der Bretagne (in einem Ferienhaus) und in den französischen Alpen (bei einer Landkommune) und handelt von einer Philosophielehrerin (Isabelle Huppert), deren Leben aus den Fugen gerät, weil relativ plötzlich - jedenfalls zeitlich nah beieinander – die Mutter zunehmend ihren Depressionen verfällt, ihr Mann sie verläßt und ihr Verlag neue Gestaltungswünsche für ihre Schulbücher hat.
Diese Beziehungsgeschichten werden alle sehr überzeugend und natürlich in Szene gesetzt, ohne dass die Welt zusammenbricht. Visuell ansprechende Orte und Wohnungen prägen außerdem den Film – und Isabelle Huppert ist sowieso eine tolle Schauspielerin. Die Katze ihrer zunächst ins Seniorenheim kommenden Mutter kann aber auch gefallen.
Ein „Film, in dem alles schnell geht und über dem dennoch eine ruhige Melancholie liegt“, meint die faz.
Thomas Lilti's Film Der Landarzt von Chaussy spielt - trotz des betulichen Titels – in der Gegenwart und handelt von der Arbeit eines französischen Provinz-Landarztes. Nach einer Tumor-Diagnose muss dieser kürzer treten, und ihm wird eine Ärztin als Mitarbeiterin aufgedrängt. Mal zusammen, mal getrennt gehen sie mit zahlreichen Hausbesuchen neben den Praxisstunden ihrer arbeitsintensiven Tätigkeit nach und kommen sich auch etwas näher.
Den Film kann man am besten als gepflegt-gemütlich bezeichnen, und als Landarzt-Portrait ist er durchaus mal interessant anzusehen. Viel Kino-Potenzial hat die Umsetzung aber nicht.
„Ein geradezu rührend positives Bild von all den Orten, an die niemand [als Arzt] mehr gehen möchte“, meint die stuttgarter-zeitung.
Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?
Alles was kommt: ja, vielleicht.
Mahana: ja, vielleicht.
Der Landarzt von Chaussy: tendenziell eher unwahrscheinlich.