Im Kino – Der Medicus und andere Filme
Nach einem berühmten und sehr erfolgreichen Roman, den der Amerikaner Noah Gordon 1986 schrieb, inszenierte der mir bislang völlig unbekannte Regisseur Philipp Stölzl seinen gleichnamigen Film Der Medicus, der Anfang des 11. Jahrhunderts spielt und den Aufstieg eines armen Jungen zu einem sachkundigen Arzt schildert. Die Geschichte beginnt in England, wo der Junge Gehilfe eines Baders wird und zieht sich dann bis nach Persien hin, wo der junge Mann nach langer Reise durch die Wüste - bei dem berühmtesten Mediziner seiner Zeit in Isfahan in die Lehre geht.
Sehr farbenprächtig und stimmig ist das alles in Szene gesetzt und der Film muss einen Vergleich mit thematisch ähnlichen Hollywood-Streifen nicht scheuen. Insbesondere die Medizin- und später die Pestszenen in Isfahan können überzeugen.
Von der Kritik wurde der Film oft auseinander genommen, aber ich hatte ja z.B. das Glück, den Roman nicht zu kennen, weshalb mich dessen Verfilmung insoweit nicht wirklich enttäuschen konnte. Es mag schon sein, dass die geradlinig erzählte Abenteuergeschichte nicht der Komplexität des Romans gerecht und außerdem die Romangeschichte verfälscht wiedergegeben wird, aber lässt man dies beiseite, fand ich den Film an sich schon recht gelungen. Der Film könnte mich sogar animieren, den 850 S. langen Roman zu lesen ... wenn ich die Zeit hätte.
„Es ist eine Erzählung über den Mut zur Veränderung, den Aufbruch veralteter Ansichten, Freundschaft und Liebe. … Besseres Kino aus Deutschland“, meint kino-zeit zurecht.
Fernando Trueba's Film Das Mädchen und der Künstler erzählt von einem alten Maler irgendwo in Süd-Frankreich, der zur Zeit des 2. Weltkrieges in seinem etwas abgelegenen Haus ungestört seiner Leidenschaft als Bildhauer nachgeht und vorzugsweise schöne Mädchen portraitiert. Als ein spanisches Mädchen in die nahegelegene Kleinstadt flieht, wird sie prompt von der Frau des Malers angeheuert, um nackt Modell zu stehen.
Dass das Mädchen noch Flüchtlinge durch die Berge führt und überhaupt der Bezug zum Krieg, interessiert den Film nur am Rande.
Der Schwarzweiß-Film ist sinnlich inszeniert und gefiel mir atmosphärisch, obgleich er nichts allzu Besonderes zeigt.
Der Film erzielt „ganz natürlich eine besondere Wirkung, die ... durch wohlarrangierte Großeinstellungen an Schönheit gewinnt, wie man sie selten noch auf der Leinwand sieht“, meint kino-zeit.
Jim Jarmusch's Vampirfilm Only Lovers Left Alive spielt in Detroit und im marokkanischen Tanger, wo das Vampirpärchen seine Fernbeziehung pflegt. Als der Detroiter Vampir (Tom Hiddleston) in eine Sinnkrise gerät, fliegt die Gefährtin (Tilda Swinton) nach Detroit, und sie verbringen dort ihre Tage mit nächtlichen Autofahrten durch das gespenstisch wirkende abgewirtschaftete Detroit.
Irgendwann kommt die unkontrollierbare Schwester der Vampirfrau zu Besuch und saugt nach einem Club-Besuch prompt den wichtigsten Kontaktmann des Vampirs aus.
Die Schwester wird zwar hinausgeworfen, aber die beiden Vampire müssen nach Tanger flüchten.
Die Bilder der Wohnungen, des nächtlichen verlassenen Detroits und die Filmmusik wissen zu gefallen, aber der gemächliche Inszenierungsstil des Regisseurs machten den 2-stündigen Film für mich gefühlte 3 Stunden lang.
„Man könnte meinen, Jim Jarmusch habe der bankrotten "Motor City" mit diesen tageslichtfreien Bildern ein Denkmal setzen wollen“, sagt der spiegel.
Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?
Der Medicus: ja, vielleicht.
Das Mädchen und der Künstler: ist nicht gänzlich ausgeschlossen.
Only Lovers Left Alive: muss nicht unbedingt sein.