Im Kino (08/09)
Urlaubsbedingt habe ich ja Einiges nachzuholen. Leider habe ich gestern schon einen Film von Claire Denis endgültig verpasst - 15 Uhr 45, leider verschlafen, da ich momentan erkältungsbedingt etwas angeschlagen bin.
Zwei eher düstere Filme aus dem islamischen Kulturkreis habe ich aber schon geschafft:
Nuri Bilge Ceylan's Spielfilm “Drei Affen” spielt in Istanbul. Hier nimmt ein Familienvater und Fahrer eines Politikers dessen Schuld an einem Verkehrsunfall auf sich und wandert - gegen Geld - dafür 9 Monate ins Gefängnis. Derweil begeht seine Frau Ehebruch mit genau diesem Politiker. Der Film dokumentiert den Zerfall der Familie in häufig sepiabrauner Farbgebung und in nüchternen, häufig langen und nach meinem Geschmack auch etwas langatmigen Einstellungen, in denen auch kaum gesprochen wird - von daher konnte ich die überaus positive Kritik, etwa bei filmstarts, nicht so recht nachvollziehen.
Amin Matalqa's Film “Captain Abu Raed” ist Jordaniens erster Spielfilm, der jetzt international ins Kino kam und wurde mit vielen Preisen ausgezeichnet. Er spielt in der Hauptstadt Amman, und dies war auch der wesentliche Grund dafür, dass ich den Film sehen wollte, da ich im letzten Jahr einige Tage in Amman war. So gab es auch Bilder mit Wiedererkennungswert.
Anfangs dachte ich, dass diese Geschichte um einen alten Mann, der eine Pilotenmütze findet und den Kindern des Viertels fortan imaginäre Geschichten aus der weiten Welt erzählt, vielleicht doch etwas arg kitschig inszeniert ist. Doch dies ist nur eine Rahmenhandlung, und der Film wird sehr bald weit finsterer als ich erwartet hatte, denn er erzählt mit hoher Intensität von familiären Zwängen, Kinderarbeit und häuslicher Gewalt.
Sehenswert ist er, aber ob man sich den Film noch ein zweites Mal antun möchte, lasse ich mal dahin gestellt. Mehr zum Film könnt ihr z.B. bei focus nachlesen.