Theremin, KunstWerk und Schokolade
Erstmals war ich Teilnehmer der Kölner Museumsnacht. Zuerst ging ich zum Neuen Kunstforum, ziemlich abgelegen, aber von mir aus gut zu Fuß erreichbar. Dort boten Barbara Buchholz und Pedda Borowski eine sehr stimmungsvolle Performance.
Barbara Buchholz spielte in weißem Kleid vor einer weißen Leinwand auf ihrem Theremin - jenem russischen Instrument, das man spielt, ohne es zu berühren. Wie soll man sagen, man sieht ihre Gesten, die sie in der Luft macht und hört dann die Töne.
>Barbara Buchholz mit Theremin im Neuen Kunstforum, Köln-Südstadt<
Hört sich an irgendwie zwischen Syntheziser und Geige??, sehr ambient. Jedenfalls kann die Darbietung auch mit einem anderen Musiktrack unterlegt werden, besonders gut, wenn er trippig oder in Richtung Drum & Base geht.
>Tropfenartige Live-Kunst von Pedda Borowski<
Pedda Borowski produzierte dazu Kunst, die über einen Projektor auf die Künstlerin und die Leinwand geworfen wird. Meist entstand die Kunst mittels Flüssigkeiten, die auf eine Glasscheibe getröpfelt und z.B. mit Pinsel oder Luftströmung weiter manipuliert wurde. Schwer zu beschreiben, muss man sehen, seht hier oder da bei Youtube.
Danach schaute ich Bilder und Photos im Alten Pfandhaus, fuhr dann mit der Straßenbahn zum Neumarkt und stieg dort in einen Tourenbus zur Ost-Route ein. Man musste dann noch in einen anderen Bus umsteigen, um zum Kulturbunker Mülheim zu kommen. Weiss der Teufel, wo der Bus da so lang fuhr, jedenfalls war's in dem mir kaum bekannten rechtsrheinischen und ziemlich dunklen Köln. Dort gab's wieder Bilder, Photos und Musik, aber das sprach mich nicht besonders an.
Ich fuhr dann zurück zum KunstWerk in Deutz. Das hat sich voll gelohnt. Man betritt eine große alte, mitunter marode wirkende und verschachtelte KHD-Gummifabrik, die in Teilen zu Dutzenden von Künstlerateliers umgebaut ist, in anderen Teilen wie eine Ruine wirkt.
>KunstWerk, Köln-Deutz<
Überall Hinweisschilder auf Lebensgefahr, ausgehend von uralten Stromkästen und -leitungen, an denen man im Falle eines Stromausfalls (z.B. durch Kabelbrand) bitte nicht selbst herumwerkeln soll.
>Alte Stromkästen und Graffiti, hier aber draußen und wahrscheinlich außer Betrieb<
Endlose Gänge, Etagen, Keller, Proberäume, viel Ateliers geöffnet, hier und da ein Café oder eine Kneipe.
>Briefkästen im KunstWerk<
>Kunstwerke in einem Gang<
Und die Ateliers: alles Einzelräume, 15 oder auch über 50 qm groß, häufig mit Hochbetten und Sitzecken und quasi auch als Wohnung genutzt, ganz verschieden eingerichtet. Viele Kunstrichtungen konnte man dort bewundern, nicht nur Malerei, auch bildhauereiähnliche Sachen oder Kunst aus Holz oder beleuchtete Glaskunst.
>Blick in ein KunstWerk-Atelier<
Jedenfalls könnte ich mir als Künstler auch vorstellen, dort zu residieren - ich hab' ja einen Faible für alte marode Industrieanlagen und die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten erzeugt bestimmt ein positives Feeling. Die Gegend müßte ich mir sowieso mal bei Tageslicht genauer ansehen.
Ich fuhr dann zurück zum Neumarkt, bestieg einen Tourenbus der Südroute und besuchte -Mitternacht war schon vorbei- noch das Schokoladenmuseum. Da war ich noch nie drin, obwohl es nun auch schon bald 15 Jahre auf dem Buckel hat. Jedenfalls ist es zweifellos ein modernes, sehr schönes Museum.
Dort werden natürlich nicht nur Tausende von Kakaobohnen und alte Schokoladentafeln gesammelt.
>Imposante Inneneinrichtung eines alten Schokoladen- Ladens, Schokoladenmuseum, Köln-City<
>Historische Schokolade-Automaten<
Man erfährt auch viel über die Geschichte, angefangen bei den Olmeken, Azteken, Mayas bis hin zum industriellen Produktionsprozess mit seinen Maschinen wie Kakaopressen, die dort auch aufgestellt sind.
>Eine alte Kakaopresse<
Aber so richtig aufnahmefähig war ich da schon nicht mehr. Um 01 Uhr 30 hatte ich dann keine Lust mehr und fuhr nach Hause.