Naked Lunch
”Naked Lunch” ist zunächst einmal ein berühmtes Buch der Beat Generation, das 1959 von William S. Burroughs veröffentlicht wurde, autobiographische Bezüge beinhaltet und von Drogen, Sex und Fieberwahn handelt. Ich wollte es immer mal lesen, hab es auch schon vor über 5 Jahren gekauft, aber es schlummert im Schrank vor sich hin.
Den gleichnamigen Film von David Cronenberg, der hierzulande 1992 in die Kinos kam, habe ich damals allerdings im Kino gesehen. Ich denke mal, es ist zwar wohl nicht der beste, aber mit weitem Abstand der bizarrste Drogenfilm, der je im Kino zu sehen war.
Im Film vermischen sich Burrough’s Drogenwahn mit Cronenberg’s Faible für Glibber, Insekten, wabbelige Organe zu einem höchst bizarren Ganzen. Cronenberg hat sicher Recht, wenn er meint, dass die Sprache weltweit weniger Zensur erfährt als das Bild und er das Buch daher nicht so verfilmen konnte, wie es geschrieben steht, ohne weltweit mit dem Film auf dem Index zu landen. Im Film gibt es dennoch „sprechende Arschlöcher“ und ein paar bizarre Sexszenen – nur halt anders als im Buch.
>Ausschnitt aus dem DVD-Cover: Peter Weller als Alter Ego von William S. Burroughs<
Im Film spritzen sich die Protagonisten Wanzenpulver und suchen in einer imaginären Stadt Nordafrikas (gemeint ist Tanger) nach einer anderen imaginären Droge namens “schwarzes Fleisch“, das von riesigen südamerikanischen Tausendfüßlern gewonnen wird. Die Schreibmaschinen entwickeln Eigenleben, mutieren zu katzengroßen Käfern oder schwabbeligem Meeresgetier mit integrierter Tastatur, sind Agenten fremder Mächte, fangen an zu sprechen, laufen weg oder fressen sich gegenseitig auf.
Das wirkt alles sehr plastisch und auch die Szenen „in Tanger“ sind atmosphärisch sehr gut gelungen, obwohl der ganze Film in Toronto gedreht wurde. Dem Film fehlt es lediglich ein bißchen an Dramatik und Spannungsaufbau, aber das ist vermutlich gewollt, da es kein Horrorfilm werden sollte. Unbedingt sehenswert! Insbesondere die Filmkritik der filmzentrale gefällt mir.