Bücherwelten: François Lelord „Hector und die Suche nach dem Paradies“
Der Autor hat um seinen Alter Ego Hector seit 2002 eine Bestseller-Buchserie aufgebaut, die vorläufig mit seinem Roman „Hector und die Suche nach dem Paradies“ (orig.: Le jeune homme qui voulait savoir si le paradis existait, 2016) endet. Es handelt sich hierbei um ein Prequel, das zeitlich vor den anderen Büchern spielt – und das ist schon mal nicht schlecht, weil ich die 6, 7 anderen Hector-Bücher nicht kenne.
Aber ich las in 2013 seinen herausragenden Vietnam-Roman „Die kleine Souvenirverkäuferin“ (2012), der wahrscheinlich hinsichtlich seiner vietnamesischen Atmosphäre nur deshalb so gut gelingen konnte, weil der Autor seit einigen Jahren auch in Vietnam als Arzt arbeitet.
Der Roman „Hector und die Suche nach dem Paradies“ spielt in den 1970er Jahren, vorwiegend in Frankreich und Nepal. Hector macht ein Praktikum in der psychiatrischen Abteilung eines französischen Krankenhauses, verliebt sich auf den ersten Blick in die schöne Assistenzärztin. Ein alter tibetischer Arzt verwechselt seine Teesorten, infolge dessen seine Patienten ekstatische, religiöse Wahnvorstellungen bekommen. Nachdem in seine Wohnung eingebrochen wurde, taucht er unter und versteckt sich in Nepal. Hector und die Ärztin werden hinterher geschickt, um ihn auch vor der Pharmaindustrie zu warnen.
Über Bangkok (!,?) kommen sie nach Kathmandu, das fest in der Hand von Hippies ist. Sie finden FreundInnen in haschgeschwängerten Unterkünften, die zur damaligen Zeit meist Schlafsäle sind. Sie finden auch FreundInnen des tibetischen Arztes, der sich zu einem hochgelegenen Kloster aufgemacht hat. Sie philosophieren über den Sinn des Lebens, über die Existenz von Gott, über Religion, Buddha und das Nirwana, während eine sehr attraktive, Englisch sprechende Buddhistin sie hoch zum Kloster führt. Später ziehen sie weiter zu einem anderen Kloster.
In Lelords Romanen geht es immer um die Mysterien der Liebe, denen der junge Hector anscheinend ziemlich hilflos ausgeliefert ist. Insgesamt ein echt nettes Buch.
Ein anderer, meiner Meinung nach überzeugender Roman, der Hippie-Vergangenheit in Nepal aufarbeitet, ist übrigens Steffanie Burow's Roman “Im Tal des Schneeleoparden” (2010).