Mittwoch, 12. November 2014

Im Kino – Am Sonntag bist du tot und andere Filme

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John Michael McDonagh, der schon mit The Guard (2011) einen ansehnlichen Irland-Film hinlegte, zeigt mit seinem neuen Film Am Sonntag bist du tot die düster-zynische Seite des irischen Volkes auf. Er handelt von einem Priester, der bei der Beichte von seinem Gegenüber eine Todesdrohung erhält. Zunächst geht das Leben aber weiter, und der Priester kümmert sich um seine anderen Problem- Schäfchen. Diese befinden sich durchweg auf Abwegen, gehen außerehelichem Sex nach, wollen sich umbringen und haben insbesondere dem Glauben an Gott den Rücken gekehrt.

Das relativ finstere Werk hat von den drei hier vorgestellten Filmen sicherlich verbal den größten Tiefgang und kann auch schauspielerisch sowie mit einigen schönen Irland-Küsten- Bildern punkten. Aus meiner Sicht ein ziemlich guter Film, aber rollingstone meint, dass „mit heiliger Einfalt über Familie, Gott, Schuld und Vergebung geschwafelt wird“.

Fatih Akin's Film The Cut war einer jener Filme, den ich als diesjähriger Armenien-Reisender sehen musste. Andererseits zählt Akin sowieso zu den großen deutschen Regietalenten, deren Filme meist lohnen.

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Am Beispiel einer Familie wird erzählt vom staatlich inszenierten Völkermord an einer christlichen Minderheit vor ziemlich genau 100 Jahren im Osmanischen Reich. Frauen und Männer treten getrennt einen Todesmarsch durch die kargen Landschaften der Ost-Türkei und Syriens an. Mord und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung, aber die meisten sterben an Entkräftung und Hunger.

Der Protagonist dieser Geschichte kann entkommen und erfährt, dass auch seine Töchter überlebt haben. Reden kann er jedoch nicht mehr, nachdem ein Dolch seinen Hals verletzte.

Seine Suche nach den Töchtern, die dennoch funktioniert, führt ihn bis nach Kuba und in die USA.

Aufwendig inszeniert und gedreht in vielen Ländern, kann der Regisseur zum Teil erschütternde Bilder finden, um das Drama zu illustrieren. In der dramaturgischen Umsetzung und Beschreibung der Charaktere kommt der Film allerdings nicht ganz so gut weg.

Sein unbeirrbar instinktsicheres Kino, das traumwandlerisch auf allen Fallstricken zu balancieren schien, kommt hier jedenfalls an ein Ende“, meint die sueddeutsche zu einigen von auch anderen Kritikern bemängelten filmtechnisch konstruierten Verknüpfungen.

Ungeachtet dessen ist es ein interessanter Film, der auch an Antonia Arslan's Roman „Das Haus der Lerchen“ (2004) erinnert.

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Jemaine Clement & Taika Waititi inszenierten den Vampirfilm 5 Zimmer Küche Sarg. Dieser behandelt das alltägliche Leben in einer Vampir-WG, in der es typisch chaotisch zugeht und nach einer Mahlzeit nicht immer die (blutbespritzte) Küche gesäubert wird. Erzählt wird auch, wie man sich so kennen gelernt hat und wie man an neue Mahlzeiten kommt.

Geniale Idee, aber wegen der schwächelnden dramaturgischen Umsetzung und eher mittelmäßigen Schauspielerleistungen plätscherte der Film ohne große Höhepunkte so dahin.

Fictionbox meint jedoch, dass es eine „wunderbare, köstliche und ungemein unterhaltsame Komödie“ sei. Nun ja, vielleicht liegt es daran, dass ich auf Satiren im Allgemeinen nicht so stehe.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

Am Sonntag bist du tot: ja, vielleicht.
The Cut: ja, vielleicht.
5 Zimmer Küche Sarg: ist eher unwahrscheinlich.

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C. Araxe - Mittwoch, 19. November 2014, 19:06

Von „Am Sonntag bist du tot” war ich ziemlich enttäuscht. Die Synchronisation war ziemlich grottig. Und insgesamt fand ich das alles sehr unrund. Ansatzweise wurden Spannungselemente eingebaut, aber die Spannung ging dann wieder sehr schnell verloren. Wenn es in Richtung Ernsthaftigkeit ging, drifteten die Dialoge schnell in Plattitüden ab. Der schwarze Humor kam für mich auch nur rudimentär rüber – da hätte man schon mehr loslegen können. Zusammen hat das für mich gar nicht funktioniert, obwohl es genug Filme gibt, die so etwas nahtlos vereinen können. Sehr gut war hingegen der Hauptdarsteller und natürlich die grandiosen Landschaftsaufnahmen (Ben Bulben !!! Hach ... da wollte ich nach dem Film am liebsten wieder sofort hin.)

„5 Zimmer Küche Sarg” fand ich hingegen sehr schön, allerdings habe ich doch nur die Originalfassung gesehen. Leider lief der hier nur sehr kurz in den Kinos. Als ich ihn damals auf dem FFF gesehen habe, hatte ich allerdings schon meine Zweifel, ob der auch so gut synchronisiert wirkt.

Treibgut - Mittwoch, 19. November 2014, 20:19

Das zeigt zunächst nur

.... dass Geschmäcker eben verschieden sind. Ich bin mir gar nicht klar darüber, ob ich die deutschsprachige Synchronfassung der Filme gesehen habe. Zwar meide ich OV-Fassungen, aber Originalfassungen mit deutschen Untertiteln sehe ich - mehr oder weniger freiwillig - schon häufiger. Das könnte hier der Fall gewesen sein.
schlafmuetze - Sonntag, 23. November 2014, 21:07

Hallo :-)

Von "Am Sonntag bist du tot" war ich auch enttäuscht. Da habe ich mehr erwartet. Weder waren die Bewohner so besonders skurril, wie sie im Vorfeld beschrieben wurden, noch war die Geschichte überzeugend. Der Pfarrer wußte, wer ihn töten wollte. Ich hatte gar nicht den Eindruck, dass er versucht hat, diese Tat zu verhindern.
"The Cut" interessiert mich auch, den werde ich noch anschauen.
Grüßli :-)

Mira (Gast) - Donnerstag, 4. Dezember 2014, 18:27

Plötzlich Gigolo - sehr netter Film

Eigentlich hat mir der Film "Plötzlich Gigolo" am besten gefallen. So realitätsfern er auf den ersten Blick erscheint; ist es nicht im wirklichen Leben heute auch so geworden,
daß man plötzlich aus beruflichen oder privaten Gründen
neue Tätigkeiten übernehmen muß, über die man früher nur gelächelt und gesagt hätte, nein sowas kommt nie für mich in Frage?

Treibgut - Donnerstag, 4. Dezember 2014, 22:18

Gigolo

... diesen hochbezahlten Job würden allerdings viele Männer - zumal Singles - gerne freiwillig machen.

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