Dienstag, 31. Oktober 2017

Im Kino – What Happened To Monday? und andere Filme

57 Jahre nach der Einführung der Antibabypille und nachdem diese Erfindung im Weltmaßstab völlig unzureichend erfolgreich war (die Bevölkerung stieg von 3,0 auf 7,8 Md. Menschen seither), schaffte es der norwegische Regisseur Tommy Wirkola mit seinem in naher Zukunft angesiedelten und z.T. in Bukarest gedrehten SF-Film What Happened To Monday? mal wieder, das vergessene Thema „Überbevölkerung“ in einem dystopischen Science Fiction anzugehen.

Natürlich, denn niemand traut heute der menschlichen Vernunft der großen Masse der Wähler oder gar dem auf hemmungsloses ewiges Wachstum ausgerichtetem kapitalistischen System, um dieses Problem zu lösen, ist es eine Diktatur, die sich dem Thema annimmt und die Ein-Kind-Politik verkündet. Die dennoch überschüssig geborenen Kinder und Personen sollen zwangseingefroren werden.

Der Film zeigt die Menschenmassen in einer Mega-Metropole und den Überwachungsstaat, der an „1984“ erinnert. Überall Identitätsscanner. Er handelt von Siebenlingen, die der Vater (Willem Dafoe) dem Staat verheimlicht und in der Wohnung heimlich groß zieht. Die Mädchen erhalten die Namen Monday bis Sunday und lernen als eine einzige Person aufzutreten, von der jede einmal die Woche Ausgang hat. Die Lektionen, die der Vater erteilt, können brutal sein, doch ca. 25 Jahre lang geht das gut.

Eines Tages fliegen die jungen Frauen (Noomi Rapace) dennoch auf, als Monday verschwindet und müssen fortan um ihr Leben kämpfen. Sie finden zudem heraus, dass die gefangen gesetzten Personen keineswegs eingefroren, sondern einer Verbrennungskammer zugeführt werden.

Insgesamt ein interessanter, kurzweiliger Film. Qualitative Abstriche wegen zu viel Brutalität und Action in der zweiten Hälfte des Films sind aus meiner Sicht dennoch zu machen.

Und am Ende schreien die Babys in einer Geburtsstation so schrill und so laut, dass die Konsequenz des Weiter-so sich akustisch auf überwältigende Weise präsent macht. Es ist eben wirklich einfach zum Heulen“, meint die faz. Wohl wahr.

Ruben Östlund's Film The Square, angesiedelt in Schwedens Hauptstadt Stockholm, demontiert unsere westliche Gesellschaft. Der Film handelt von einem Museumsdirektor, dem der Kunstbetrieb und sein Privatleben langsam aber sicher aus dem Ruder laufen. Immer spektakulärere Auftritte des Museums sind notwendig, um bei Mäzenen, Presse und Publikum Aufmerksamkeit generieren zu können. Ein Kunstwerk namens „The Square“ spielt dabei eine wichtige Rolle.

Und dann kommt dem Kunstdirektor auch noch bei einer sonderbaren Aktion in der Fußgängerzone sein Portemonnaie abhanden, dass er aber am Computer orten kann. Und die BettlerInnen wollen auch jeden Tag Geld.

Folgt man der zeit, geht es dem Regisseur darum zu zeigen, „wie sich unser Verantwortungsgefühl im öffentlichen Raum verändert“.

Der überlange Film kommt kurzweilig ganz gut über die Runden und das liegt nicht nur an der aus dem Trailer hinlänglich bekannten Gorilla-Szene. In Cannes errang der Film die Goldene Palme.

Denis Villeneuve nimmt sich in seinem Film Blade Runner 2049 mit Ridley Scott's Meisterwerk „Blade Runner“ (1982) einen kultigen Film zur Vorlage seiner düster-dystopischen Zukunftsversion. Die Filme wiederum basieren wiederum auf den Roman „Do Androids Dream of Electric Sheep?“ (1968) des US-amerikanischen Schriftstellers Philip K. Dick. Ich kenne den Roman nicht, wie ich überhaupt nur relativ wenig von dem Autor kenne. Die Bücher sind alt, und ich traue der Übersetzungsqualität nicht so recht, außerdem muss man mit Kürzungen im Romantext rechnen - daran liegt es wohl.

Erzählt wird im Film von einem Blade Runner, einem Jäger, der Jagd auf nahezu menschliche Androiden macht. Die Stadt, zyklopisch groß, ausfransend in Ruinen und Ödland. Bewohnt erscheint die Stadt im Film kaum, es gibt auch kaum Verkehr. In den Ruinen leben jedoch Menschen.

Und ist die Neuverfilmung nun besser? Ich habe Zweifel, allerdings ist es um die 10 Jahre her, dass ich zuletzt meine Blade-Runner-DVD sah. Zu denken gibt mir aber, dass die 163 min. lange Neuverfilmung sich gefühlsmäßig lang hinzog, es gibt auch viele lange Einstellungen, und erst in der letzten halben Stunde gewinnt der Film wirklich an Fahrt.

Visuell gibt es so Einiges zu sehen. Ruinenfelder, Mülltransporter. Der Blade Runner hat eine digitale Freundin, nach seinen Wünschen gestaltet, die durch seine Wohnung schreitet. In einer schönen Szene synchronisiert sie sich mit einer echten Frau, um attraktiver zu werden.

Wer Projektion, Android oder echter Mensch ist, bleibt etwas verschwommen. Das ist aber nicht schlecht, denn Auseinandersetzungen mit der Frage nach dem Wesen der Realität, sind ein Kernanliegen in Dick's Romanen gewesen.

Mehrfilm meint, „nur selten gelingt es der Fortsetzung von Villeneuve, trotz einer generell bedrückenden Atmosphäre, die melancholische und einsame Stimmung von „Blade Runner“ ... einzufangen“. Das trifft es ganz gut.

Prognose/Wertung: Filme noch mal ansehen?

What Happened To Monday?: ja, vielleicht.
The Square: ja, vielleicht.
Blade Runner 2049: tendenziell nicht ganz ausgeschlossen.

Köln-Motive

Heute, kein Aktivitätsprofil. Es war eher ungemütlich herbstlich-kühl draußen.



>Herbst-Motiv, Pfeilstraße, Köln-City, gestern<



>Graffiti am Gerhard-Winkler-Platz, Köln-City, gestern. Es dunkelt nunmehr schon früh, und es ist dunkel, wenn ich den Arbeitsplatz verlasse. Echt übel.<

Bücherwelten: Der Herr der kleinen Vögel

Yoko Ogawa' s Werk entdecke ich erst seit 2014. Ihr Roman „Der Herr der kleinen Vögel“ (orig.: Kotori, 2012) ist nunmehr immerhin schon der dritte Roman, den ich von ihr gelesen habe.

Frau Ogawa erzählt oft Außenseiter-Geschichten. Auch dies eine solche Geschichte. Sie erzählt von zwei scheuen Brüdern, die zurückgezogen in einer kleineren japanischen Stadt leben, kaum jemanden dort kennen (obwohl sie die Stadt quasi nie verlassen haben und Reisen nur auf dem Papier planen und bis zum gepackten Koffer durchführen) und sich praktisch nur für Vögel interessieren.

Der Roman zieht sich über Jahrzehnte hin und erzählt dabei sowohl von den festgefahrenen kleinsten täglichen Ritualen als auch von den Schicksalsschlägen. In Zentrum steht dabei über viele Jahre die Vogelvoliere eines Altenheims und späteren Kindergartens, deren Betreuung die Brüder zeitweise übernehmen.

Der Leser wird eingeladen, zur Ruhe zu kommen und einer Geschichte zu lauschen, auf die man sich einlassen muss, die dann aber einen ganz eigenen poetischen Zauber entfaltet“, nachzulesen bei whatchareadin.

Die einfühlsam-sentimentale Übersetzung aus dem Japanischen von Sabine Mangold ist sicherlich auch zu würdigen.

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